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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Anfang derselben in Deutschland. Eichsfeld.
dem Rathseide, kraft dessen sich jeder Rathsherr ver-
pflichtete S. Churfürstlichen Gnaden in geistlichen und
weltlichen Sachen zu gehorsamen, verhinderte er den Ein-
tritt von Protestanten für die Zukunft. Die Hauptsache
war dann, daß er einen entschieden katholischen Oberamt-
mann aufstellte, Leopold von Stralendorf, der sich nicht
scheute den milderen Maaßregeln des Herrn aus eigener
Macht strenge nachfolgen zu lassen, und in einer folgerech-
ten Verwaltung von 26 Jahren die katholische Lehre in
Stadt und Land wieder zu der herrschenden machte. Ohne
auf den Widerspruch des Adels Rücksicht zu nehmen, verjagte
er die protestantischen Prediger auch auf dem Lande, und
setzte die Zöglinge der neuen Jesuitenschule an ihre Stelle.

Schon hatte in jenen Gegenden ein anderer geistlicher
Fürst das Beispiel hiezu gegeben.

In dem Stifte Fulda war die evangelische Religions-
übung bereits von sechs Aebten geduldet worden, und auch
der junge Abt Balthasar von Dernbach, genannt Gravel,
versprach bei seiner Wahl im Jahre 1570 es dabei zu las-
sen. Allein sey es daß die Gunst, die ihm der päpstliche
Hof zu Theil werden ließ, seinen Ehrgeiz entflammte: oder
daß er in der Herstellung des Katholicismus die Mittel
sah, seine allerdings unbedeutende Macht zu vermehren:
oder daß irgend eine tiefere Sinnesänderung in ihm Statt
fand: allmählig zeigte er sich dem Protestantismus nicht
allein abgeneigt, sondern feindselig. Zuerst berief er die
Jesuiten. Er kannte keinen: er hatte nie ein Collegium
gesehen: nur der allgemeine Ruf, die Schilderung die ihm
ein paar Schüler des Collegiums von Trier machten, und

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Anfang derſelben in Deutſchland. Eichsfeld.
dem Rathseide, kraft deſſen ſich jeder Rathsherr ver-
pflichtete S. Churfuͤrſtlichen Gnaden in geiſtlichen und
weltlichen Sachen zu gehorſamen, verhinderte er den Ein-
tritt von Proteſtanten fuͤr die Zukunft. Die Hauptſache
war dann, daß er einen entſchieden katholiſchen Oberamt-
mann aufſtellte, Leopold von Stralendorf, der ſich nicht
ſcheute den milderen Maaßregeln des Herrn aus eigener
Macht ſtrenge nachfolgen zu laſſen, und in einer folgerech-
ten Verwaltung von 26 Jahren die katholiſche Lehre in
Stadt und Land wieder zu der herrſchenden machte. Ohne
auf den Widerſpruch des Adels Ruͤckſicht zu nehmen, verjagte
er die proteſtantiſchen Prediger auch auf dem Lande, und
ſetzte die Zoͤglinge der neuen Jeſuitenſchule an ihre Stelle.

Schon hatte in jenen Gegenden ein anderer geiſtlicher
Fuͤrſt das Beiſpiel hiezu gegeben.

In dem Stifte Fulda war die evangeliſche Religions-
uͤbung bereits von ſechs Aebten geduldet worden, und auch
der junge Abt Balthaſar von Dernbach, genannt Gravel,
verſprach bei ſeiner Wahl im Jahre 1570 es dabei zu laſ-
ſen. Allein ſey es daß die Gunſt, die ihm der paͤpſtliche
Hof zu Theil werden ließ, ſeinen Ehrgeiz entflammte: oder
daß er in der Herſtellung des Katholicismus die Mittel
ſah, ſeine allerdings unbedeutende Macht zu vermehren:
oder daß irgend eine tiefere Sinnesaͤnderung in ihm Statt
fand: allmaͤhlig zeigte er ſich dem Proteſtantismus nicht
allein abgeneigt, ſondern feindſelig. Zuerſt berief er die
Jeſuiten. Er kannte keinen: er hatte nie ein Collegium
geſehen: nur der allgemeine Ruf, die Schilderung die ihm
ein paar Schuͤler des Collegiums von Trier machten, und

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[51/0063] Anfang derſelben in Deutſchland. Eichsfeld. dem Rathseide, kraft deſſen ſich jeder Rathsherr ver- pflichtete S. Churfuͤrſtlichen Gnaden in geiſtlichen und weltlichen Sachen zu gehorſamen, verhinderte er den Ein- tritt von Proteſtanten fuͤr die Zukunft. Die Hauptſache war dann, daß er einen entſchieden katholiſchen Oberamt- mann aufſtellte, Leopold von Stralendorf, der ſich nicht ſcheute den milderen Maaßregeln des Herrn aus eigener Macht ſtrenge nachfolgen zu laſſen, und in einer folgerech- ten Verwaltung von 26 Jahren die katholiſche Lehre in Stadt und Land wieder zu der herrſchenden machte. Ohne auf den Widerſpruch des Adels Ruͤckſicht zu nehmen, verjagte er die proteſtantiſchen Prediger auch auf dem Lande, und ſetzte die Zoͤglinge der neuen Jeſuitenſchule an ihre Stelle. Schon hatte in jenen Gegenden ein anderer geiſtlicher Fuͤrſt das Beiſpiel hiezu gegeben. In dem Stifte Fulda war die evangeliſche Religions- uͤbung bereits von ſechs Aebten geduldet worden, und auch der junge Abt Balthaſar von Dernbach, genannt Gravel, verſprach bei ſeiner Wahl im Jahre 1570 es dabei zu laſ- ſen. Allein ſey es daß die Gunſt, die ihm der paͤpſtliche Hof zu Theil werden ließ, ſeinen Ehrgeiz entflammte: oder daß er in der Herſtellung des Katholicismus die Mittel ſah, ſeine allerdings unbedeutende Macht zu vermehren: oder daß irgend eine tiefere Sinnesaͤnderung in ihm Statt fand: allmaͤhlig zeigte er ſich dem Proteſtantismus nicht allein abgeneigt, ſondern feindſelig. Zuerſt berief er die Jeſuiten. Er kannte keinen: er hatte nie ein Collegium geſehen: nur der allgemeine Ruf, die Schilderung die ihm ein paar Schuͤler des Collegiums von Trier machten, und 4*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/63>, abgerufen am 22.11.2024.