kämpft hätten: dieß war vielmehr von jeher geschehen: son- dern die entschiedenen Reformirten, obwohl sie ohne allen Zweifel eine gemeinschaftliche Sache verfochten, sind in die- sem Kriege wider einander gezogen. Die Seemacht der französischen Hugenotten ward nur durch die Unterstützung gebrochen, die ihre Religionsverwandten und alten Ver- bündeten der Krone Frankreich zu leisten sich bestimmen ließen.
Das Oberhaupt des Katholicismus selbst, das den An- griff gegen die Protestanten bisher geleitet, der Papst zu Rom, setzte am Ende diese höchsten Interessen der geistli- chen Gewalt bei Seite: er nahm gegen Die Partei, welche die Wiederherstellung des Katholicismus am eifrigsten betrieben: er verfuhr nur noch nach den Gesichtspunk- ten des weltlichen Fürstenthums. Er kehrte zu der Po- litik zurück, welche seit Paul III. aufgegeben worden war. Wir erinnern uns, daß der Protestantismus in der ersten Hälfte des 16ten Jahrhunderts durch nichts so sehr befördert worden ist wie durch die politischen Bestrebun- gen der Päpste. Eben diesen hatte, nach menschlicher An- sicht, der Protestantismus jetzt seine Rettung, seine Erhal- tung zu danken.
Es mußte aber dieß Beispiel nothwendig auch auf die übrigen Mächte wirken. Endlich ergriff das deutsche Oest- reich, das sich so lange ohne Wanken rechtgläubig gehal- ten, dieselbe Politik: die Stellung welche es seit dem west- phälischen Frieden einnahm, beruhte auf seiner innigen Ver- bindung mit Norddeutschland, England und Holland.
Fragen wir nach der tieferen Ursache dieser Erschei- nung, so würden wir Unrecht haben, sie allein in einer
BuchVII.Kap. 4. Herſtellung eines
kaͤmpft haͤtten: dieß war vielmehr von jeher geſchehen: ſon- dern die entſchiedenen Reformirten, obwohl ſie ohne allen Zweifel eine gemeinſchaftliche Sache verfochten, ſind in die- ſem Kriege wider einander gezogen. Die Seemacht der franzoͤſiſchen Hugenotten ward nur durch die Unterſtuͤtzung gebrochen, die ihre Religionsverwandten und alten Ver- buͤndeten der Krone Frankreich zu leiſten ſich beſtimmen ließen.
Das Oberhaupt des Katholicismus ſelbſt, das den An- griff gegen die Proteſtanten bisher geleitet, der Papſt zu Rom, ſetzte am Ende dieſe hoͤchſten Intereſſen der geiſtli- chen Gewalt bei Seite: er nahm gegen Die Partei, welche die Wiederherſtellung des Katholicismus am eifrigſten betrieben: er verfuhr nur noch nach den Geſichtspunk- ten des weltlichen Fuͤrſtenthums. Er kehrte zu der Po- litik zuruͤck, welche ſeit Paul III. aufgegeben worden war. Wir erinnern uns, daß der Proteſtantismus in der erſten Haͤlfte des 16ten Jahrhunderts durch nichts ſo ſehr befoͤrdert worden iſt wie durch die politiſchen Beſtrebun- gen der Paͤpſte. Eben dieſen hatte, nach menſchlicher An- ſicht, der Proteſtantismus jetzt ſeine Rettung, ſeine Erhal- tung zu danken.
Es mußte aber dieß Beiſpiel nothwendig auch auf die uͤbrigen Maͤchte wirken. Endlich ergriff das deutſche Oeſt- reich, das ſich ſo lange ohne Wanken rechtglaͤubig gehal- ten, dieſelbe Politik: die Stellung welche es ſeit dem weſt- phaͤliſchen Frieden einnahm, beruhte auf ſeiner innigen Ver- bindung mit Norddeutſchland, England und Holland.
Fragen wir nach der tieferen Urſache dieſer Erſchei- nung, ſo wuͤrden wir Unrecht haben, ſie allein in einer
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Buch VII. Kap. 4. Herſtellung eines
kaͤmpft haͤtten: dieß war vielmehr von jeher geſchehen: ſon-
dern die entſchiedenen Reformirten, obwohl ſie ohne allen
Zweifel eine gemeinſchaftliche Sache verfochten, ſind in die-
ſem Kriege wider einander gezogen. Die Seemacht der
franzoͤſiſchen Hugenotten ward nur durch die Unterſtuͤtzung
gebrochen, die ihre Religionsverwandten und alten Ver-
buͤndeten der Krone Frankreich zu leiſten ſich beſtimmen
ließen.
Das Oberhaupt des Katholicismus ſelbſt, das den An-
griff gegen die Proteſtanten bisher geleitet, der Papſt zu
Rom, ſetzte am Ende dieſe hoͤchſten Intereſſen der geiſtli-
chen Gewalt bei Seite: er nahm gegen Die Partei, welche
die Wiederherſtellung des Katholicismus am eifrigſten
betrieben: er verfuhr nur noch nach den Geſichtspunk-
ten des weltlichen Fuͤrſtenthums. Er kehrte zu der Po-
litik zuruͤck, welche ſeit Paul III. aufgegeben worden
war. Wir erinnern uns, daß der Proteſtantismus in der
erſten Haͤlfte des 16ten Jahrhunderts durch nichts ſo ſehr
befoͤrdert worden iſt wie durch die politiſchen Beſtrebun-
gen der Paͤpſte. Eben dieſen hatte, nach menſchlicher An-
ſicht, der Proteſtantismus jetzt ſeine Rettung, ſeine Erhal-
tung zu danken.
Es mußte aber dieß Beiſpiel nothwendig auch auf die
uͤbrigen Maͤchte wirken. Endlich ergriff das deutſche Oeſt-
reich, das ſich ſo lange ohne Wanken rechtglaͤubig gehal-
ten, dieſelbe Politik: die Stellung welche es ſeit dem weſt-
phaͤliſchen Frieden einnahm, beruhte auf ſeiner innigen Ver-
bindung mit Norddeutſchland, England und Holland.
Fragen wir nach der tieferen Urſache dieſer Erſchei-
nung, ſo wuͤrden wir Unrecht haben, ſie allein in einer
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/586>, abgerufen am 24.11.2024.
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