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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VII. Kap. 4.
In sofern der König die östreichische Macht angriff und
überwand, war er der natürliche Verbündete des Papstes:
gleich in den italienischen Angelegenheiten zeigte es sich;
unter dem Einfluß der deutschen Verluste ließ sich der Kai-
ser im Jahre 1631 in der mantuanischen Sache noch un-
günstigere Bedingungen gefallen, als das Jahr zuvor in
Regensburg. Ja es bestanden selbst, wenn nicht unmittel-
bare, doch mittelbare Verbindungen zwischen dem päpstli-
chen Stuhle und den im siegreichen Kampfe wieder vordrin-
genden protestantischen Mächten. "Ich rede davon mit
gutem Grunde," sagt Aluise Contarini, der erst an dem
französischen, dann am römischen Hofe gestanden, "ich bin
bei allen Verhandlungen zugegen gewesen, die Nuntien des
Papstes haben immer die Unternehmungen Richelieus be-
günstigt; sowohl wo es auf dessen eigene Erhaltung an-
kam, als in so fern er Baiern und die Ligue mit Frank-
reich zu vereinigen suchte; zu seiner Verbindung mit Hol-
land und den protestantischen Mächten überhaupt haben sie
stillgeschwiegen, um nicht zu sagen, daß sie dieselbe gebilligt.
Andere Päpste hätten sich vielleicht ein Gewissen daraus
gemacht: die Nuntien Urbans VIII. gelangten dadurch zu
größerem Ansehen und persönlichen Vortheilen" 1).

Laut und bitter beklagte sich der Kaiser: "erst habe
ihn der römische Hof zum Restitutionsedict vermocht, und
verlasse ihn nun in dem Kriege der daher entspringe; die
Wahl seines Sohnes zum römischen König habe der Papst
hintertrieben; er ermuntere den Churfürsten von Baiern
mit Rath und That, eine abgesonderte Politik zu befolgen,

1) Al. Contarini: Relatione di Roma 1635.

Buch VII. Kap. 4.
In ſofern der Koͤnig die oͤſtreichiſche Macht angriff und
uͤberwand, war er der natuͤrliche Verbuͤndete des Papſtes:
gleich in den italieniſchen Angelegenheiten zeigte es ſich;
unter dem Einfluß der deutſchen Verluſte ließ ſich der Kai-
ſer im Jahre 1631 in der mantuaniſchen Sache noch un-
guͤnſtigere Bedingungen gefallen, als das Jahr zuvor in
Regensburg. Ja es beſtanden ſelbſt, wenn nicht unmittel-
bare, doch mittelbare Verbindungen zwiſchen dem paͤpſtli-
chen Stuhle und den im ſiegreichen Kampfe wieder vordrin-
genden proteſtantiſchen Maͤchten. „Ich rede davon mit
gutem Grunde,“ ſagt Aluiſe Contarini, der erſt an dem
franzoͤſiſchen, dann am roͤmiſchen Hofe geſtanden, „ich bin
bei allen Verhandlungen zugegen geweſen, die Nuntien des
Papſtes haben immer die Unternehmungen Richelieus be-
guͤnſtigt; ſowohl wo es auf deſſen eigene Erhaltung an-
kam, als in ſo fern er Baiern und die Ligue mit Frank-
reich zu vereinigen ſuchte; zu ſeiner Verbindung mit Hol-
land und den proteſtantiſchen Maͤchten uͤberhaupt haben ſie
ſtillgeſchwiegen, um nicht zu ſagen, daß ſie dieſelbe gebilligt.
Andere Paͤpſte haͤtten ſich vielleicht ein Gewiſſen daraus
gemacht: die Nuntien Urbans VIII. gelangten dadurch zu
groͤßerem Anſehen und perſoͤnlichen Vortheilen“ 1).

Laut und bitter beklagte ſich der Kaiſer: „erſt habe
ihn der roͤmiſche Hof zum Reſtitutionsedict vermocht, und
verlaſſe ihn nun in dem Kriege der daher entſpringe; die
Wahl ſeines Sohnes zum roͤmiſchen Koͤnig habe der Papſt
hintertrieben; er ermuntere den Churfuͤrſten von Baiern
mit Rath und That, eine abgeſonderte Politik zu befolgen,

1) Al. Contarini: Relatione di Roma 1635.
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[562/0574] Buch VII. Kap. 4. In ſofern der Koͤnig die oͤſtreichiſche Macht angriff und uͤberwand, war er der natuͤrliche Verbuͤndete des Papſtes: gleich in den italieniſchen Angelegenheiten zeigte es ſich; unter dem Einfluß der deutſchen Verluſte ließ ſich der Kai- ſer im Jahre 1631 in der mantuaniſchen Sache noch un- guͤnſtigere Bedingungen gefallen, als das Jahr zuvor in Regensburg. Ja es beſtanden ſelbſt, wenn nicht unmittel- bare, doch mittelbare Verbindungen zwiſchen dem paͤpſtli- chen Stuhle und den im ſiegreichen Kampfe wieder vordrin- genden proteſtantiſchen Maͤchten. „Ich rede davon mit gutem Grunde,“ ſagt Aluiſe Contarini, der erſt an dem franzoͤſiſchen, dann am roͤmiſchen Hofe geſtanden, „ich bin bei allen Verhandlungen zugegen geweſen, die Nuntien des Papſtes haben immer die Unternehmungen Richelieus be- guͤnſtigt; ſowohl wo es auf deſſen eigene Erhaltung an- kam, als in ſo fern er Baiern und die Ligue mit Frank- reich zu vereinigen ſuchte; zu ſeiner Verbindung mit Hol- land und den proteſtantiſchen Maͤchten uͤberhaupt haben ſie ſtillgeſchwiegen, um nicht zu ſagen, daß ſie dieſelbe gebilligt. Andere Paͤpſte haͤtten ſich vielleicht ein Gewiſſen daraus gemacht: die Nuntien Urbans VIII. gelangten dadurch zu groͤßerem Anſehen und perſoͤnlichen Vortheilen“ 1). Laut und bitter beklagte ſich der Kaiſer: „erſt habe ihn der roͤmiſche Hof zum Reſtitutionsedict vermocht, und verlaſſe ihn nun in dem Kriege der daher entſpringe; die Wahl ſeines Sohnes zum roͤmiſchen Koͤnig habe der Papſt hintertrieben; er ermuntere den Churfuͤrſten von Baiern mit Rath und That, eine abgeſonderte Politik zu befolgen, 1) Al. Contarini: Relatione di Roma 1635.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/574>, abgerufen am 24.11.2024.