welches sie von jeher mit besonderer Eifersucht vor allem französischen Einfluß sicher zu stellen gesucht, mächtig würde.
Gehn wir nach so langer Zeit der Sache auf den Grund, so findet sich doch, daß man anfangs weder an dem spanischen noch an dem östreichischen Hofe ihn auszuschlie- ßen gedachte. Er war doch auch mit dem Erzhause verwandt: die Kaiserin war eine mantuanische Prinzessin und immer sehr für ihn: "man muthete ihm", sagt Khevenhiller, der in den mantuanischen Geschäften gebraucht wurde, "an- fangs nichts Widriges zu: man berathschlagte vielmehr, ihn zu des Erzhauses Devotion zu bringen" 1). Auch Oli- varez hat dieß ausdrücklich versichert: er hat erzählt, als man von der schweren Krankheit Don Vincenzos gehört, sey beschlossen worden, einen Courier an den Herzog von Nevers abzusenden, um ihm den Schutz von Spanien zu einer friedlichen Besitznahme von Mantua und Montferrat anzutragen 2). Es ist wohl möglich, daß man ihm Bedin- gungen gesetzt, Sicherheiten von ihm verlangt haben würde: sein Recht dachte man ihm nicht zu entreißen.
Merkwürdig wie diese natürliche Entwickelung verhin- dert ward.
In Italien traute man den Spaniern ein so recht-
1)Annales Ferdinandei XI, p. 30.
2)Francesco degli Albizi, negotiato di monsr Cesare Monte: S. Ma, sagt Olivarez, in sentire la grave indispositione del duca Vincenzo ordino che si dispacciasse corriero in Fran- cia al medesimo Nivers promettendogli la protettione sua ac- cio egli potesse pacificamente ottenere il possesso di Mantova e del Monferrato: ma appena consegnati gli ordini, si era con altro corriere venuto d'Italia intesa la morte di Vincenzo, il matrimonio di Retel senza participatione del re etc.
Päpste* 34
Mantuaniſche Erbfolge.
welches ſie von jeher mit beſonderer Eiferſucht vor allem franzoͤſiſchen Einfluß ſicher zu ſtellen geſucht, maͤchtig wuͤrde.
Gehn wir nach ſo langer Zeit der Sache auf den Grund, ſo findet ſich doch, daß man anfangs weder an dem ſpaniſchen noch an dem oͤſtreichiſchen Hofe ihn auszuſchlie- ßen gedachte. Er war doch auch mit dem Erzhauſe verwandt: die Kaiſerin war eine mantuaniſche Prinzeſſin und immer ſehr fuͤr ihn: „man muthete ihm“, ſagt Khevenhiller, der in den mantuaniſchen Geſchaͤften gebraucht wurde, „an- fangs nichts Widriges zu: man berathſchlagte vielmehr, ihn zu des Erzhauſes Devotion zu bringen“ 1). Auch Oli- varez hat dieß ausdruͤcklich verſichert: er hat erzaͤhlt, als man von der ſchweren Krankheit Don Vincenzos gehoͤrt, ſey beſchloſſen worden, einen Courier an den Herzog von Nevers abzuſenden, um ihm den Schutz von Spanien zu einer friedlichen Beſitznahme von Mantua und Montferrat anzutragen 2). Es iſt wohl moͤglich, daß man ihm Bedin- gungen geſetzt, Sicherheiten von ihm verlangt haben wuͤrde: ſein Recht dachte man ihm nicht zu entreißen.
Merkwuͤrdig wie dieſe natuͤrliche Entwickelung verhin- dert ward.
In Italien traute man den Spaniern ein ſo recht-
1)Annales Ferdinandei XI, p. 30.
2)Francesco degli Albizi, negotiato di monsr Cesare Monte: S. Mà, ſagt Olivarez, in sentire la grave indispositione del duca Vincenzo ordinò che si dispacciasse corriero in Fran- cia al medesimo Nivers promettendogli la protettione sua ac- ciò egli potesse pacificamente ottenere il possesso di Mantova e del Monferrato: ma appena consegnati gli ordini, si era con altro corriere venuto d’Italia intesa la morte di Vincenzo, il matrimonio di Retel senza participatione del re etc.
Päpſte* 34
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0541"n="529"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Mantuaniſche Erbfolge.</hi></fw><lb/>
welches ſie von jeher mit beſonderer Eiferſucht vor allem<lb/>
franzoͤſiſchen Einfluß ſicher zu ſtellen geſucht, maͤchtig wuͤrde.</p><lb/><p>Gehn wir nach ſo langer Zeit der Sache auf den<lb/>
Grund, ſo findet ſich doch, daß man anfangs weder an dem<lb/>ſpaniſchen noch an dem oͤſtreichiſchen Hofe ihn auszuſchlie-<lb/>
ßen gedachte. Er war doch auch mit dem Erzhauſe verwandt:<lb/>
die Kaiſerin war eine mantuaniſche Prinzeſſin und immer<lb/>ſehr fuͤr ihn: „man muthete ihm“, ſagt Khevenhiller, der<lb/>
in den mantuaniſchen Geſchaͤften gebraucht wurde, „an-<lb/>
fangs nichts Widriges zu: man berathſchlagte vielmehr,<lb/>
ihn zu des Erzhauſes Devotion zu bringen“<noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#aq">Annales Ferdinandei XI, p.</hi> 30.</note>. Auch Oli-<lb/>
varez hat dieß ausdruͤcklich verſichert: er hat erzaͤhlt, als<lb/>
man von der ſchweren Krankheit Don Vincenzos gehoͤrt,<lb/>ſey beſchloſſen worden, einen Courier an den Herzog von<lb/>
Nevers abzuſenden, um ihm den Schutz von Spanien zu<lb/>
einer friedlichen Beſitznahme von Mantua und Montferrat<lb/>
anzutragen <noteplace="foot"n="2)"><hirendition="#aq">Francesco degli Albizi, negotiato di mons<hirendition="#sup">r</hi> Cesare<lb/>
Monte: S. M<hirendition="#sup">à</hi>,</hi>ſagt Olivarez, <hirendition="#aq">in sentire la grave indispositione<lb/>
del duca Vincenzo ordinò che si dispacciasse corriero in Fran-<lb/>
cia al medesimo Nivers promettendogli la protettione sua ac-<lb/>
ciò egli potesse pacificamente ottenere il possesso di Mantova<lb/>
e del Monferrato: ma appena consegnati gli ordini, si era con<lb/>
altro corriere venuto d’Italia intesa la morte di Vincenzo, il<lb/>
matrimonio di Retel senza participatione del re etc.</hi></note>. Es iſt wohl moͤglich, daß man ihm Bedin-<lb/>
gungen geſetzt, Sicherheiten von ihm verlangt haben wuͤrde:<lb/>ſein Recht dachte man ihm nicht zu entreißen.</p><lb/><p>Merkwuͤrdig wie dieſe natuͤrliche Entwickelung verhin-<lb/>
dert ward.</p><lb/><p>In Italien traute man den Spaniern ein ſo recht-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Päpſte* 34</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[529/0541]
Mantuaniſche Erbfolge.
welches ſie von jeher mit beſonderer Eiferſucht vor allem
franzoͤſiſchen Einfluß ſicher zu ſtellen geſucht, maͤchtig wuͤrde.
Gehn wir nach ſo langer Zeit der Sache auf den
Grund, ſo findet ſich doch, daß man anfangs weder an dem
ſpaniſchen noch an dem oͤſtreichiſchen Hofe ihn auszuſchlie-
ßen gedachte. Er war doch auch mit dem Erzhauſe verwandt:
die Kaiſerin war eine mantuaniſche Prinzeſſin und immer
ſehr fuͤr ihn: „man muthete ihm“, ſagt Khevenhiller, der
in den mantuaniſchen Geſchaͤften gebraucht wurde, „an-
fangs nichts Widriges zu: man berathſchlagte vielmehr,
ihn zu des Erzhauſes Devotion zu bringen“ 1). Auch Oli-
varez hat dieß ausdruͤcklich verſichert: er hat erzaͤhlt, als
man von der ſchweren Krankheit Don Vincenzos gehoͤrt,
ſey beſchloſſen worden, einen Courier an den Herzog von
Nevers abzuſenden, um ihm den Schutz von Spanien zu
einer friedlichen Beſitznahme von Mantua und Montferrat
anzutragen 2). Es iſt wohl moͤglich, daß man ihm Bedin-
gungen geſetzt, Sicherheiten von ihm verlangt haben wuͤrde:
ſein Recht dachte man ihm nicht zu entreißen.
Merkwuͤrdig wie dieſe natuͤrliche Entwickelung verhin-
dert ward.
In Italien traute man den Spaniern ein ſo recht-
1) Annales Ferdinandei XI, p. 30.
2) Francesco degli Albizi, negotiato di monsr Cesare
Monte: S. Mà, ſagt Olivarez, in sentire la grave indispositione
del duca Vincenzo ordinò che si dispacciasse corriero in Fran-
cia al medesimo Nivers promettendogli la protettione sua ac-
ciò egli potesse pacificamente ottenere il possesso di Mantova
e del Monferrato: ma appena consegnati gli ordini, si era con
altro corriere venuto d’Italia intesa la morte di Vincenzo, il
matrimonio di Retel senza participatione del re etc.
Päpſte* 34
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/541>, abgerufen am 30.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.