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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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politischer Verhältnisse.
Kräfte. Nothwendig mußte sie die alten Antipathien in
noch höherem Grade erregen.

Zuerst zeigte sich das in Italien.

Die kleinen italienischen Staaten, an und für sich nicht
selbständig, hatten das Bedürfniß und auch das Gefühl
des Gleichgewichtes in jener Zeit am lebhaftesten. Daß
sie jetzt von zwei Seiten in die Mitte genommen, durch
die Besetzung der Alpenpässe von aller fremden Hülfe abge-
schnitten werden sollten, empfanden sie als eine unmittel-
bare Bedrohung. Ohne viel Rücksicht, welcher Vortheil
ihrem Glaubensbekenntniß aus jener Combination erwachsen
könne, wandten sie sich an Frankreich, das ihnen ja allein
helfen konnte, um dieselbe zu zerstören. Auch Louis XIII.
fürchtete seinen Einfluß auf Italien zu verlieren. Unmittelbar
nach dem Frieden von 1622, noch ehe er in seine Haupt-
stadt zurückgekommen, schloß er mit Savoyen und Vene-
dig einen Vertrag ab, kraft dessen das Haus Oestreich mit
gemeinschaftlichen Kräften genöthigt werden sollte jene bündt-
nerischen Pässe und Plätze herauszugeben 1).

Eine Absicht die freilich nur einen einzelnen Punkt
ins Auge faßte, aber leicht die allgemeine Entwickelung ge-
fährden konnte.

Sehr wohl erkannte das Gregor XV, die Gefahr die
dem Frieden der katholischen Welt, dem Fortgange der re-
ligiösen Interessen und hiedurch auch der Erneuerung des
päpstlichen Ansehens von diesem Punkte aus drohe: mit
demselben Eifer, mit welchem er Mission und Bekehrung
beförderte, suchte er nun auch -- denn ihm vor allem stellte

1) Nani: Storia Veneta p. 255.

politiſcher Verhaͤltniſſe.
Kraͤfte. Nothwendig mußte ſie die alten Antipathien in
noch hoͤherem Grade erregen.

Zuerſt zeigte ſich das in Italien.

Die kleinen italieniſchen Staaten, an und fuͤr ſich nicht
ſelbſtaͤndig, hatten das Beduͤrfniß und auch das Gefuͤhl
des Gleichgewichtes in jener Zeit am lebhafteſten. Daß
ſie jetzt von zwei Seiten in die Mitte genommen, durch
die Beſetzung der Alpenpaͤſſe von aller fremden Huͤlfe abge-
ſchnitten werden ſollten, empfanden ſie als eine unmittel-
bare Bedrohung. Ohne viel Ruͤckſicht, welcher Vortheil
ihrem Glaubensbekenntniß aus jener Combination erwachſen
koͤnne, wandten ſie ſich an Frankreich, das ihnen ja allein
helfen konnte, um dieſelbe zu zerſtoͤren. Auch Louis XIII.
fuͤrchtete ſeinen Einfluß auf Italien zu verlieren. Unmittelbar
nach dem Frieden von 1622, noch ehe er in ſeine Haupt-
ſtadt zuruͤckgekommen, ſchloß er mit Savoyen und Vene-
dig einen Vertrag ab, kraft deſſen das Haus Oeſtreich mit
gemeinſchaftlichen Kraͤften genoͤthigt werden ſollte jene buͤndt-
neriſchen Paͤſſe und Plaͤtze herauszugeben 1).

Eine Abſicht die freilich nur einen einzelnen Punkt
ins Auge faßte, aber leicht die allgemeine Entwickelung ge-
faͤhrden konnte.

Sehr wohl erkannte das Gregor XV, die Gefahr die
dem Frieden der katholiſchen Welt, dem Fortgange der re-
ligioͤſen Intereſſen und hiedurch auch der Erneuerung des
paͤpſtlichen Anſehens von dieſem Punkte aus drohe: mit
demſelben Eifer, mit welchem er Miſſion und Bekehrung
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1) Nani: Storia Veneta p. 255.
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[503/0515] politiſcher Verhaͤltniſſe. Kraͤfte. Nothwendig mußte ſie die alten Antipathien in noch hoͤherem Grade erregen. Zuerſt zeigte ſich das in Italien. Die kleinen italieniſchen Staaten, an und fuͤr ſich nicht ſelbſtaͤndig, hatten das Beduͤrfniß und auch das Gefuͤhl des Gleichgewichtes in jener Zeit am lebhafteſten. Daß ſie jetzt von zwei Seiten in die Mitte genommen, durch die Beſetzung der Alpenpaͤſſe von aller fremden Huͤlfe abge- ſchnitten werden ſollten, empfanden ſie als eine unmittel- bare Bedrohung. Ohne viel Ruͤckſicht, welcher Vortheil ihrem Glaubensbekenntniß aus jener Combination erwachſen koͤnne, wandten ſie ſich an Frankreich, das ihnen ja allein helfen konnte, um dieſelbe zu zerſtoͤren. Auch Louis XIII. fuͤrchtete ſeinen Einfluß auf Italien zu verlieren. Unmittelbar nach dem Frieden von 1622, noch ehe er in ſeine Haupt- ſtadt zuruͤckgekommen, ſchloß er mit Savoyen und Vene- dig einen Vertrag ab, kraft deſſen das Haus Oeſtreich mit gemeinſchaftlichen Kraͤften genoͤthigt werden ſollte jene buͤndt- neriſchen Paͤſſe und Plaͤtze herauszugeben 1). Eine Abſicht die freilich nur einen einzelnen Punkt ins Auge faßte, aber leicht die allgemeine Entwickelung ge- faͤhrden konnte. Sehr wohl erkannte das Gregor XV, die Gefahr die dem Frieden der katholiſchen Welt, dem Fortgange der re- ligioͤſen Intereſſen und hiedurch auch der Erneuerung des paͤpſtlichen Anſehens von dieſem Punkte aus drohe: mit demſelben Eifer, mit welchem er Miſſion und Bekehrung befoͤrderte, ſuchte er nun auch — denn ihm vor allem ſtellte 1) Nani: Storia Veneta p. 255.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/515>, abgerufen am 25.11.2024.