Kaiser eröffnete hierüber sogleich die Unterhandlung mit Maximilian von Baiern, der denn auch nicht dawider war, und nur die Forderung machte, daß die übertragene pfälzische Chur ihm verbleibe und die neu zu errichtende achte an die Pfalz komme. Für die katholischen Interes- sen trug dieß nicht viel aus. In der wiederhergestellten Pfalz sollten die Katholiken Religionsfreiheit genießen: in dem Churfürstencollegium würden sie doch immer die Stim- menmehrheit behauptet haben 1).
So trat die Macht, die unter der vorigen Regierung das Hauptbollwerk des Protestantismus gebildet, in die freundschaftlichste Beziehung zu jenen alten Feinden, denen sie einen unversöhnlichen Haß geschworen zu haben schien, dem Papst und Spanien. Schon fing man in England an, die Katholiken ganz anders zu behandeln. Die Haus- suchungen und Verfolgungen hörten auf: gewisse Eideslei- stungen wurden nicht mehr gefordert: die katholische Capelle erhob sich, den Protestanten zum Verdruß: die puritanischen Eiferer welche die Vermählung verdammten, wurden be- straft. König Jacob zweifelte nicht, daß er noch vor Win- ter seinen Sohn und dessen junge Gemahlin, so wie seinen Günstling umarmen werde: alle seine Briefe drücken ein herzliches Verlangen danach aus.
Es leuchtet ein, welche Vortheile sich schon aus der Ausführung jener Artikel ergeben mußten: die Verbindung selbst aber ließ noch ganz andere, unabsehliche Folgen er- warten. -- Was der Gewalt nicht gelungen, einen Ein- fluß auf die Staatsverwaltung in England zu erwerben,
1) Bei Khevenhiller X, 114.
des Katholicismus. Verhaͤltniß zu England.
Kaiſer eroͤffnete hieruͤber ſogleich die Unterhandlung mit Maximilian von Baiern, der denn auch nicht dawider war, und nur die Forderung machte, daß die uͤbertragene pfaͤlziſche Chur ihm verbleibe und die neu zu errichtende achte an die Pfalz komme. Fuͤr die katholiſchen Intereſ- ſen trug dieß nicht viel aus. In der wiederhergeſtellten Pfalz ſollten die Katholiken Religionsfreiheit genießen: in dem Churfuͤrſtencollegium wuͤrden ſie doch immer die Stim- menmehrheit behauptet haben 1).
So trat die Macht, die unter der vorigen Regierung das Hauptbollwerk des Proteſtantismus gebildet, in die freundſchaftlichſte Beziehung zu jenen alten Feinden, denen ſie einen unverſoͤhnlichen Haß geſchworen zu haben ſchien, dem Papſt und Spanien. Schon fing man in England an, die Katholiken ganz anders zu behandeln. Die Haus- ſuchungen und Verfolgungen hoͤrten auf: gewiſſe Eideslei- ſtungen wurden nicht mehr gefordert: die katholiſche Capelle erhob ſich, den Proteſtanten zum Verdruß: die puritaniſchen Eiferer welche die Vermaͤhlung verdammten, wurden be- ſtraft. Koͤnig Jacob zweifelte nicht, daß er noch vor Win- ter ſeinen Sohn und deſſen junge Gemahlin, ſo wie ſeinen Guͤnſtling umarmen werde: alle ſeine Briefe druͤcken ein herzliches Verlangen danach aus.
Es leuchtet ein, welche Vortheile ſich ſchon aus der Ausfuͤhrung jener Artikel ergeben mußten: die Verbindung ſelbſt aber ließ noch ganz andere, unabſehliche Folgen er- warten. — Was der Gewalt nicht gelungen, einen Ein- fluß auf die Staatsverwaltung in England zu erwerben,
1) Bei Khevenhiller X, 114.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0499"n="487"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">des Katholicismus. Verhaͤltniß zu England</hi>.</fw><lb/>
Kaiſer eroͤffnete hieruͤber ſogleich die Unterhandlung mit<lb/>
Maximilian von Baiern, der denn auch nicht dawider<lb/>
war, und nur die Forderung machte, daß die uͤbertragene<lb/>
pfaͤlziſche Chur ihm verbleibe und die neu zu errichtende<lb/>
achte an die Pfalz komme. Fuͤr die katholiſchen Intereſ-<lb/>ſen trug dieß nicht viel aus. In der wiederhergeſtellten<lb/>
Pfalz ſollten die Katholiken Religionsfreiheit genießen: in<lb/>
dem Churfuͤrſtencollegium wuͤrden ſie doch immer die Stim-<lb/>
menmehrheit behauptet haben <noteplace="foot"n="1)">Bei Khevenhiller <hirendition="#aq">X, 114.</hi></note>.</p><lb/><p>So trat die Macht, die unter der vorigen Regierung<lb/>
das Hauptbollwerk des Proteſtantismus gebildet, in die<lb/>
freundſchaftlichſte Beziehung zu jenen alten Feinden, denen ſie<lb/>
einen unverſoͤhnlichen Haß geſchworen zu haben ſchien,<lb/>
dem Papſt und Spanien. Schon fing man in England<lb/>
an, die Katholiken ganz anders zu behandeln. Die Haus-<lb/>ſuchungen und Verfolgungen hoͤrten auf: gewiſſe Eideslei-<lb/>ſtungen wurden nicht mehr gefordert: die katholiſche Capelle<lb/>
erhob ſich, den Proteſtanten zum Verdruß: die puritaniſchen<lb/>
Eiferer welche die Vermaͤhlung verdammten, wurden be-<lb/>ſtraft. Koͤnig Jacob zweifelte nicht, daß er noch vor Win-<lb/>
ter ſeinen Sohn und deſſen junge Gemahlin, ſo wie ſeinen<lb/>
Guͤnſtling umarmen werde: alle ſeine Briefe druͤcken ein<lb/>
herzliches Verlangen danach aus.</p><lb/><p>Es leuchtet ein, welche Vortheile ſich ſchon aus der<lb/>
Ausfuͤhrung jener Artikel ergeben mußten: die Verbindung<lb/>ſelbſt aber ließ noch ganz andere, unabſehliche Folgen er-<lb/>
warten. — Was der Gewalt nicht gelungen, einen Ein-<lb/>
fluß auf die Staatsverwaltung in England zu erwerben,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[487/0499]
des Katholicismus. Verhaͤltniß zu England.
Kaiſer eroͤffnete hieruͤber ſogleich die Unterhandlung mit
Maximilian von Baiern, der denn auch nicht dawider
war, und nur die Forderung machte, daß die uͤbertragene
pfaͤlziſche Chur ihm verbleibe und die neu zu errichtende
achte an die Pfalz komme. Fuͤr die katholiſchen Intereſ-
ſen trug dieß nicht viel aus. In der wiederhergeſtellten
Pfalz ſollten die Katholiken Religionsfreiheit genießen: in
dem Churfuͤrſtencollegium wuͤrden ſie doch immer die Stim-
menmehrheit behauptet haben 1).
So trat die Macht, die unter der vorigen Regierung
das Hauptbollwerk des Proteſtantismus gebildet, in die
freundſchaftlichſte Beziehung zu jenen alten Feinden, denen ſie
einen unverſoͤhnlichen Haß geſchworen zu haben ſchien,
dem Papſt und Spanien. Schon fing man in England
an, die Katholiken ganz anders zu behandeln. Die Haus-
ſuchungen und Verfolgungen hoͤrten auf: gewiſſe Eideslei-
ſtungen wurden nicht mehr gefordert: die katholiſche Capelle
erhob ſich, den Proteſtanten zum Verdruß: die puritaniſchen
Eiferer welche die Vermaͤhlung verdammten, wurden be-
ſtraft. Koͤnig Jacob zweifelte nicht, daß er noch vor Win-
ter ſeinen Sohn und deſſen junge Gemahlin, ſo wie ſeinen
Guͤnſtling umarmen werde: alle ſeine Briefe druͤcken ein
herzliches Verlangen danach aus.
Es leuchtet ein, welche Vortheile ſich ſchon aus der
Ausfuͤhrung jener Artikel ergeben mußten: die Verbindung
ſelbſt aber ließ noch ganz andere, unabſehliche Folgen er-
warten. — Was der Gewalt nicht gelungen, einen Ein-
fluß auf die Staatsverwaltung in England zu erwerben,
1) Bei Khevenhiller X, 114.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/499>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.