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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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des Katholicismus. Verhältniß zu England.
Aufregung: -- in der Pulververschwörung brach sie auf
eine furchtbare Weise hervor.

Hierauf konnte nun auch der König keinerlei Toleranz
weiter Statt finden lassen. Die strengsten Gesetze wurden
gegeben und gehandhabt: Haussuchungen, Gefängniß, Geld-
strafen verhängt: die Priester, vor allem die Jesuiten ver-
bannt und verfolgt: mit äußerster Strenge glaubte man so
unternehmende Feinde in Zaum halten zu müssen.

Fragte man aber den König privatim, so waren seine
Aeußerungen sehr gemäßigt. Einem lothringischen Prin-
zen, der ihn einst nicht ohne Wissen Pauls V. besuchte,
sagte er geradezu, zwischen den verschiedenen Bekenntnissen
sey doch am Ende nur ein kleiner Unterschied. Zwar halte
er das seine für das beste: er nehme es an aus Ueberzeu-
gung, nicht aus Staatsgründen: aber gern höre er auch
Andere: da es allzuschwer halte ein Concilium zu berufen,
so würde er es gern sehen, wenn man eine Zusammenkunft
gelehrter Männer veranstalten wollte, um eine Aussöhnung
zu versuchen. Komme ihm der Papst nur einen Schritt ent-
gegen, so werde er von seiner Seite deren vier thun. Auch
er erkenne die Autorität der Väter an: Augustin gelte ihm
mehr als Luther, S. Bernhard mehr als Calvin: ja er
sehe in der römischen Kirche, selbst der gegenwärtigen, die
wahre Kirche, die Mutter aller andern: nur habe sie eine
Reinigung nöthig: -- er gestehe ein, was er freilich einem
Nuntius nicht sagen würde, aber wohl einem Freund und
Vetter anvertrauen könne, der Papst sey das Haupt der
Kirche, der oberste Bischof 1). Ihm thue man deshalb

1) che riconosce la chiesa Romana etiandio quella d'adesso
Päpste* 31

des Katholicismus. Verhaͤltniß zu England.
Aufregung: — in der Pulververſchwoͤrung brach ſie auf
eine furchtbare Weiſe hervor.

Hierauf konnte nun auch der Koͤnig keinerlei Toleranz
weiter Statt finden laſſen. Die ſtrengſten Geſetze wurden
gegeben und gehandhabt: Hausſuchungen, Gefaͤngniß, Geld-
ſtrafen verhaͤngt: die Prieſter, vor allem die Jeſuiten ver-
bannt und verfolgt: mit aͤußerſter Strenge glaubte man ſo
unternehmende Feinde in Zaum halten zu muͤſſen.

Fragte man aber den Koͤnig privatim, ſo waren ſeine
Aeußerungen ſehr gemaͤßigt. Einem lothringiſchen Prin-
zen, der ihn einſt nicht ohne Wiſſen Pauls V. beſuchte,
ſagte er geradezu, zwiſchen den verſchiedenen Bekenntniſſen
ſey doch am Ende nur ein kleiner Unterſchied. Zwar halte
er das ſeine fuͤr das beſte: er nehme es an aus Ueberzeu-
gung, nicht aus Staatsgruͤnden: aber gern hoͤre er auch
Andere: da es allzuſchwer halte ein Concilium zu berufen,
ſo wuͤrde er es gern ſehen, wenn man eine Zuſammenkunft
gelehrter Maͤnner veranſtalten wollte, um eine Ausſoͤhnung
zu verſuchen. Komme ihm der Papſt nur einen Schritt ent-
gegen, ſo werde er von ſeiner Seite deren vier thun. Auch
er erkenne die Autoritaͤt der Vaͤter an: Auguſtin gelte ihm
mehr als Luther, S. Bernhard mehr als Calvin: ja er
ſehe in der roͤmiſchen Kirche, ſelbſt der gegenwaͤrtigen, die
wahre Kirche, die Mutter aller andern: nur habe ſie eine
Reinigung noͤthig: — er geſtehe ein, was er freilich einem
Nuntius nicht ſagen wuͤrde, aber wohl einem Freund und
Vetter anvertrauen koͤnne, der Papſt ſey das Haupt der
Kirche, der oberſte Biſchof 1). Ihm thue man deshalb

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[481/0493] des Katholicismus. Verhaͤltniß zu England. Aufregung: — in der Pulververſchwoͤrung brach ſie auf eine furchtbare Weiſe hervor. Hierauf konnte nun auch der Koͤnig keinerlei Toleranz weiter Statt finden laſſen. Die ſtrengſten Geſetze wurden gegeben und gehandhabt: Hausſuchungen, Gefaͤngniß, Geld- ſtrafen verhaͤngt: die Prieſter, vor allem die Jeſuiten ver- bannt und verfolgt: mit aͤußerſter Strenge glaubte man ſo unternehmende Feinde in Zaum halten zu muͤſſen. Fragte man aber den Koͤnig privatim, ſo waren ſeine Aeußerungen ſehr gemaͤßigt. Einem lothringiſchen Prin- zen, der ihn einſt nicht ohne Wiſſen Pauls V. beſuchte, ſagte er geradezu, zwiſchen den verſchiedenen Bekenntniſſen ſey doch am Ende nur ein kleiner Unterſchied. Zwar halte er das ſeine fuͤr das beſte: er nehme es an aus Ueberzeu- gung, nicht aus Staatsgruͤnden: aber gern hoͤre er auch Andere: da es allzuſchwer halte ein Concilium zu berufen, ſo wuͤrde er es gern ſehen, wenn man eine Zuſammenkunft gelehrter Maͤnner veranſtalten wollte, um eine Ausſoͤhnung zu verſuchen. Komme ihm der Papſt nur einen Schritt ent- gegen, ſo werde er von ſeiner Seite deren vier thun. Auch er erkenne die Autoritaͤt der Vaͤter an: Auguſtin gelte ihm mehr als Luther, S. Bernhard mehr als Calvin: ja er ſehe in der roͤmiſchen Kirche, ſelbſt der gegenwaͤrtigen, die wahre Kirche, die Mutter aller andern: nur habe ſie eine Reinigung noͤthig: — er geſtehe ein, was er freilich einem Nuntius nicht ſagen wuͤrde, aber wohl einem Freund und Vetter anvertrauen koͤnne, der Papſt ſey das Haupt der Kirche, der oberſte Biſchof 1). Ihm thue man deshalb 1) che riconosce la chiesa Romana etiandio quella d’adesso Päpſte* 31

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/493>, abgerufen am 24.11.2024.