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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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des Katholicismus. Das Reich.
jüngtem Eifer fort: in Bamberg 1), Fulda, auf dem Eichs-
felde: in Paderborn, wo zweimal nach einander katholische
Bischöfe in Besitz gelangten: vorzüglich im Münsterischen,
wo Meppen, Vechta, Halteren, viele andere Bezirke im
Jahre 1624 katholisch gemacht wurden: bis nach Halber-
stadt und Magdeburg finden wir jesuitische Missionarien:
in Altona siedeln sie sich an, um die Sprache zu lernen
und alsdann nach Dänemark und Norwegen vorzudringen.

Mit Gewalt, sehen wir, ergießen sich die katholischen
Bestrebungen von dem obern Deutschland nach dem niede-
ren, von dem Süden nach dem Norden. Indeß wird auch
der Versuch gemacht in den allgemeinen Reichsangelegen-
heiten einen neuen Standpunkt zu erobern.

Unmittelbar bei dem Bundesabschluß hatte Ferdi-
nand II. dem Herzog Maximilian das Versprechen gege-
ben, im Falle eines glücklichen Erfolges die pfälzische
Churwürde auf ihn zu übertragen 2).

Es kann keine Frage seyn, welchen Gesichtspunkt man
katholischer Seits hiebei vorzüglich faßte. Der Stimmen-
mehrheit welche diese Partei im Fürstenrathe besaß, hatte
sich bisher die gleiche Stimmenanzahl entgegengesetzt welche
die protestantische im churfürstlichen Collegium behauptete;
geschah die Uebertragung, so war man einer solchen Fessel
auf immer entledigt 3).


1) Besonders durch Joh. Georg Fuchs von Dornheim, der
auch 23 ritterschaftliche Pfarreien wieder zum Katholicismus brachte.
Jäck: Geschichte vom Bamberg II, 120.
2) Schreiben des Kaisers an Baltasar de Zuniga 15. Oct.
1621, abgedruckt bei Sattler: Würtemberg. Geschichte VI, p. 162.
3) Instruttione a Mr Sacchetti nuntio in Spagna bezeich-

des Katholicismus. Das Reich.
juͤngtem Eifer fort: in Bamberg 1), Fulda, auf dem Eichs-
felde: in Paderborn, wo zweimal nach einander katholiſche
Biſchoͤfe in Beſitz gelangten: vorzuͤglich im Muͤnſteriſchen,
wo Meppen, Vechta, Halteren, viele andere Bezirke im
Jahre 1624 katholiſch gemacht wurden: bis nach Halber-
ſtadt und Magdeburg finden wir jeſuitiſche Miſſionarien:
in Altona ſiedeln ſie ſich an, um die Sprache zu lernen
und alsdann nach Daͤnemark und Norwegen vorzudringen.

Mit Gewalt, ſehen wir, ergießen ſich die katholiſchen
Beſtrebungen von dem obern Deutſchland nach dem niede-
ren, von dem Suͤden nach dem Norden. Indeß wird auch
der Verſuch gemacht in den allgemeinen Reichsangelegen-
heiten einen neuen Standpunkt zu erobern.

Unmittelbar bei dem Bundesabſchluß hatte Ferdi-
nand II. dem Herzog Maximilian das Verſprechen gege-
ben, im Falle eines gluͤcklichen Erfolges die pfaͤlziſche
Churwuͤrde auf ihn zu uͤbertragen 2).

Es kann keine Frage ſeyn, welchen Geſichtspunkt man
katholiſcher Seits hiebei vorzuͤglich faßte. Der Stimmen-
mehrheit welche dieſe Partei im Fuͤrſtenrathe beſaß, hatte
ſich bisher die gleiche Stimmenanzahl entgegengeſetzt welche
die proteſtantiſche im churfuͤrſtlichen Collegium behauptete;
geſchah die Uebertragung, ſo war man einer ſolchen Feſſel
auf immer entledigt 3).


1) Beſonders durch Joh. Georg Fuchs von Dornheim, der
auch 23 ritterſchaftliche Pfarreien wieder zum Katholicismus brachte.
Jaͤck: Geſchichte vom Bamberg II, 120.
2) Schreiben des Kaiſers an Baltaſar de Zuniga 15. Oct.
1621, abgedruckt bei Sattler: Wuͤrtemberg. Geſchichte VI, p. 162.
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[469/0481] des Katholicismus. Das Reich. juͤngtem Eifer fort: in Bamberg 1), Fulda, auf dem Eichs- felde: in Paderborn, wo zweimal nach einander katholiſche Biſchoͤfe in Beſitz gelangten: vorzuͤglich im Muͤnſteriſchen, wo Meppen, Vechta, Halteren, viele andere Bezirke im Jahre 1624 katholiſch gemacht wurden: bis nach Halber- ſtadt und Magdeburg finden wir jeſuitiſche Miſſionarien: in Altona ſiedeln ſie ſich an, um die Sprache zu lernen und alsdann nach Daͤnemark und Norwegen vorzudringen. Mit Gewalt, ſehen wir, ergießen ſich die katholiſchen Beſtrebungen von dem obern Deutſchland nach dem niede- ren, von dem Suͤden nach dem Norden. Indeß wird auch der Verſuch gemacht in den allgemeinen Reichsangelegen- heiten einen neuen Standpunkt zu erobern. Unmittelbar bei dem Bundesabſchluß hatte Ferdi- nand II. dem Herzog Maximilian das Verſprechen gege- ben, im Falle eines gluͤcklichen Erfolges die pfaͤlziſche Churwuͤrde auf ihn zu uͤbertragen 2). Es kann keine Frage ſeyn, welchen Geſichtspunkt man katholiſcher Seits hiebei vorzuͤglich faßte. Der Stimmen- mehrheit welche dieſe Partei im Fuͤrſtenrathe beſaß, hatte ſich bisher die gleiche Stimmenanzahl entgegengeſetzt welche die proteſtantiſche im churfuͤrſtlichen Collegium behauptete; geſchah die Uebertragung, ſo war man einer ſolchen Feſſel auf immer entledigt 3). 1) Beſonders durch Joh. Georg Fuchs von Dornheim, der auch 23 ritterſchaftliche Pfarreien wieder zum Katholicismus brachte. Jaͤck: Geſchichte vom Bamberg II, 120. 2) Schreiben des Kaiſers an Baltaſar de Zuniga 15. Oct. 1621, abgedruckt bei Sattler: Wuͤrtemberg. Geſchichte VI, p. 162. 3) Instruttione a Mr Sacchetti nuntio in Spagna bezeich-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/481>, abgerufen am 24.11.2024.