das Heil der Welt zu erblicken, erfüllt war. Cardinal Lu- dovisio war von den Jesuiten erzogen und ihr großer Gön- ner: die Kirche S. Ignatius zu Rom ist großentheils auf seine Kosten gebaut worden: er gab etwas darauf, daß er Protector der Capuziner wurde, und meinte, das sey die wich- tigste Protection die er habe: mit Vorliebe und Hingebung widmete er sich der devotesten Abstufung römischer Mei- nungen 1).
Will man sich den Geist der neuen Verwaltung im Allgemeinen vergegenwärtigen, so braucht man sich nur zu erinnern, daß Gregor XV. es ist, unter dem die Propa- ganda gestiftet, und die Begründer der Jesuiten, Ignatius und Xaver, heilig gesprochen worden sind.
Der Ursprung der Propaganda liegt eigentlich schon in einer Anordnung Gregors XIII, durch welche eine Anzahl Cardinäle mit der Leitung der Missionen im Orient beauf- tragt und der Druck von Katechismen in den minder be- kannten Sprachen angeordnet wurde 2). Jedoch war das Institut weder fest begründet, noch mit den nöthigen Mit- teln versehen, noch auch umfassend. Nun blühte damals ein großer Prediger zu Rom, Girolamo da Narni, der sich durch ein Leben, das ihm den Ruf eines Heiligen verschaffte, die allgemeine Verehrung erwarb, und auf der Kanzel eine Gedankenfülle, Gediegenheit des Ausdrucks, Majestät des Vortrags entwickelte, welche Jedermann hinriß. Als Bel- larmin einst aus einer Predigt desselben kam, sagte er, er
1)Giunti: Vita e fatti di Ludovico Ludovisio MS.
2)Cocquelines: Praefatio ad Maffei Annales Gregorii XIII p. V.
BuchVII.Kap. 2. Siege
das Heil der Welt zu erblicken, erfuͤllt war. Cardinal Lu- doviſio war von den Jeſuiten erzogen und ihr großer Goͤn- ner: die Kirche S. Ignatius zu Rom iſt großentheils auf ſeine Koſten gebaut worden: er gab etwas darauf, daß er Protector der Capuziner wurde, und meinte, das ſey die wich- tigſte Protection die er habe: mit Vorliebe und Hingebung widmete er ſich der devoteſten Abſtufung roͤmiſcher Mei- nungen 1).
Will man ſich den Geiſt der neuen Verwaltung im Allgemeinen vergegenwaͤrtigen, ſo braucht man ſich nur zu erinnern, daß Gregor XV. es iſt, unter dem die Propa- ganda geſtiftet, und die Begruͤnder der Jeſuiten, Ignatius und Xaver, heilig geſprochen worden ſind.
Der Urſprung der Propaganda liegt eigentlich ſchon in einer Anordnung Gregors XIII, durch welche eine Anzahl Cardinaͤle mit der Leitung der Miſſionen im Orient beauf- tragt und der Druck von Katechismen in den minder be- kannten Sprachen angeordnet wurde 2). Jedoch war das Inſtitut weder feſt begruͤndet, noch mit den noͤthigen Mit- teln verſehen, noch auch umfaſſend. Nun bluͤhte damals ein großer Prediger zu Rom, Girolamo da Narni, der ſich durch ein Leben, das ihm den Ruf eines Heiligen verſchaffte, die allgemeine Verehrung erwarb, und auf der Kanzel eine Gedankenfuͤlle, Gediegenheit des Ausdrucks, Majeſtaͤt des Vortrags entwickelte, welche Jedermann hinriß. Als Bel- larmin einſt aus einer Predigt deſſelben kam, ſagte er, er
1)Giunti: Vita e fatti di Ludovico Ludovisio MS.
2)Cocquelines: Praefatio ad Maffei Annales Gregorii XIII p. V.
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Buch VII. Kap. 2. Siege
das Heil der Welt zu erblicken, erfuͤllt war. Cardinal Lu-
doviſio war von den Jeſuiten erzogen und ihr großer Goͤn-
ner: die Kirche S. Ignatius zu Rom iſt großentheils auf
ſeine Koſten gebaut worden: er gab etwas darauf, daß er
Protector der Capuziner wurde, und meinte, das ſey die wich-
tigſte Protection die er habe: mit Vorliebe und Hingebung
widmete er ſich der devoteſten Abſtufung roͤmiſcher Mei-
nungen 1).
Will man ſich den Geiſt der neuen Verwaltung im
Allgemeinen vergegenwaͤrtigen, ſo braucht man ſich nur zu
erinnern, daß Gregor XV. es iſt, unter dem die Propa-
ganda geſtiftet, und die Begruͤnder der Jeſuiten, Ignatius
und Xaver, heilig geſprochen worden ſind.
Der Urſprung der Propaganda liegt eigentlich ſchon in
einer Anordnung Gregors XIII, durch welche eine Anzahl
Cardinaͤle mit der Leitung der Miſſionen im Orient beauf-
tragt und der Druck von Katechismen in den minder be-
kannten Sprachen angeordnet wurde 2). Jedoch war das
Inſtitut weder feſt begruͤndet, noch mit den noͤthigen Mit-
teln verſehen, noch auch umfaſſend. Nun bluͤhte damals
ein großer Prediger zu Rom, Girolamo da Narni, der ſich
durch ein Leben, das ihm den Ruf eines Heiligen verſchaffte,
die allgemeine Verehrung erwarb, und auf der Kanzel eine
Gedankenfuͤlle, Gediegenheit des Ausdrucks, Majeſtaͤt des
Vortrags entwickelte, welche Jedermann hinriß. Als Bel-
larmin einſt aus einer Predigt deſſelben kam, ſagte er, er
1) Giunti: Vita e fatti di Ludovico Ludovisio MS.
2) Cocquelines: Praefatio ad Maffei Annales Gregorii XIII
p. V.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/468>, abgerufen am 24.11.2024.
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