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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VII. Kap. 2. Ausbruch
lancholisch, stolz, voll hoher Gedanken 1). Zu seines Vaters
Zeit standen im Speisesaale auch Tische für Räthe und Edel-
leute: er ließ sie alle wegschaffen: er speiste nur mit Für-
sten und höchsten Personen. Man nährte an diesem Hofe
ein lebhaftes Gefühl einer großen politischen Bestimmung:
geflissentlich warf man sich in tausend weitausschende
Verbindungen: da so lange nicht ernstlich geschlagen wor-
den, hatte man keinen deutlichen Begriff, was sich errei-
chen lasse, was die Zukunft bringen könne: den verwegen-
sten Entwürfen gab man Raum.

In dieser Stimmung war der Hof zu Heidelberg, als
die Böhmen, die besonders im Gefühle jener religiösen Ge-
fahr mit dem Hause Oestreich in eine immer heftiger auf-
brausende Entzweiung gerathen waren, sich entschlossen Fer-
dinand zu verwerfen, obwohl er ihr Wort bereits besaß,
und dem Churfürsten von der Pfalz ihre Krone anzutragen.

Einen Augenblick bedachte sich Churfürst Friedrich.
Es war doch unerhört, daß ein deutscher Fürst einem an-
dern eine demselben rechtmäßig zufallende Krone entreißen
wollte! Aber alle seine Freunde, Moritz, der den Still-
stand mit den Spaniern nie gemocht, der Herzog von

Bouil-
1) Relatione di Germania 1617: Federico V d'eta di anni
20, di mezzana statura, d'aspetto grave, di natura malinconico,
di carnaggione buona, uomo di alti pensieri, e rare volte si ral-
legra, e coll' appoggio dell'accasamento fatto con la figliuola
del re d'Inghilterra e di altri parenti e confederati aspirarebbe
a cose maggiori se segli appresentasse occasione a proposito:
onde essendo ben conosciuto suo naturale per il colonnello di
Scomburg gia suo ajo, seppe cosi ben valersene, accomodan-
dosi al suo umore, che mentre visse fu piu d'ogni altro suo con-
fidente.

Buch VII. Kap. 2. Ausbruch
lancholiſch, ſtolz, voll hoher Gedanken 1). Zu ſeines Vaters
Zeit ſtanden im Speiſeſaale auch Tiſche fuͤr Raͤthe und Edel-
leute: er ließ ſie alle wegſchaffen: er ſpeiſte nur mit Fuͤr-
ſten und hoͤchſten Perſonen. Man naͤhrte an dieſem Hofe
ein lebhaftes Gefuͤhl einer großen politiſchen Beſtimmung:
gefliſſentlich warf man ſich in tauſend weitausſchende
Verbindungen: da ſo lange nicht ernſtlich geſchlagen wor-
den, hatte man keinen deutlichen Begriff, was ſich errei-
chen laſſe, was die Zukunft bringen koͤnne: den verwegen-
ſten Entwuͤrfen gab man Raum.

In dieſer Stimmung war der Hof zu Heidelberg, als
die Boͤhmen, die beſonders im Gefuͤhle jener religioͤſen Ge-
fahr mit dem Hauſe Oeſtreich in eine immer heftiger auf-
brauſende Entzweiung gerathen waren, ſich entſchloſſen Fer-
dinand zu verwerfen, obwohl er ihr Wort bereits beſaß,
und dem Churfuͤrſten von der Pfalz ihre Krone anzutragen.

Einen Augenblick bedachte ſich Churfuͤrſt Friedrich.
Es war doch unerhoͤrt, daß ein deutſcher Fuͤrſt einem an-
dern eine demſelben rechtmaͤßig zufallende Krone entreißen
wollte! Aber alle ſeine Freunde, Moritz, der den Still-
ſtand mit den Spaniern nie gemocht, der Herzog von

Bouil-
1) Relatione di Germania 1617: Federico V d’età di anni
20, di mezzana statura, d’aspetto grave, di natura malinconico,
di carnaggione buona, uomo di alti pensieri, e rare volte si ral-
legra, e coll’ appoggio dell’accasamento fatto con la figliuola
del re d’Inghilterra e di altri parenti e confederati aspirarebbe
a cose maggiori se segli appresentasse occasione a proposito:
onde essendo ben conosciuto suo naturale per il colonnello di
Scomburg già suo ajo, seppe così ben valersene, accomodan-
dosi al suo umore, che mentre visse fu più d’ogni altro suo con-
fidente.
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[448/0460] Buch VII. Kap. 2. Ausbruch lancholiſch, ſtolz, voll hoher Gedanken 1). Zu ſeines Vaters Zeit ſtanden im Speiſeſaale auch Tiſche fuͤr Raͤthe und Edel- leute: er ließ ſie alle wegſchaffen: er ſpeiſte nur mit Fuͤr- ſten und hoͤchſten Perſonen. Man naͤhrte an dieſem Hofe ein lebhaftes Gefuͤhl einer großen politiſchen Beſtimmung: gefliſſentlich warf man ſich in tauſend weitausſchende Verbindungen: da ſo lange nicht ernſtlich geſchlagen wor- den, hatte man keinen deutlichen Begriff, was ſich errei- chen laſſe, was die Zukunft bringen koͤnne: den verwegen- ſten Entwuͤrfen gab man Raum. In dieſer Stimmung war der Hof zu Heidelberg, als die Boͤhmen, die beſonders im Gefuͤhle jener religioͤſen Ge- fahr mit dem Hauſe Oeſtreich in eine immer heftiger auf- brauſende Entzweiung gerathen waren, ſich entſchloſſen Fer- dinand zu verwerfen, obwohl er ihr Wort bereits beſaß, und dem Churfuͤrſten von der Pfalz ihre Krone anzutragen. Einen Augenblick bedachte ſich Churfuͤrſt Friedrich. Es war doch unerhoͤrt, daß ein deutſcher Fuͤrſt einem an- dern eine demſelben rechtmaͤßig zufallende Krone entreißen wollte! Aber alle ſeine Freunde, Moritz, der den Still- ſtand mit den Spaniern nie gemocht, der Herzog von Bouil- 1) Relatione di Germania 1617: Federico V d’età di anni 20, di mezzana statura, d’aspetto grave, di natura malinconico, di carnaggione buona, uomo di alti pensieri, e rare volte si ral- legra, e coll’ appoggio dell’accasamento fatto con la figliuola del re d’Inghilterra e di altri parenti e confederati aspirarebbe a cose maggiori se segli appresentasse occasione a proposito: onde essendo ben conosciuto suo naturale per il colonnello di Scomburg già suo ajo, seppe così ben valersene, accomodan- dosi al suo umore, che mentre visse fu più d’ogni altro suo con- fidente.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/460>, abgerufen am 23.11.2024.