wiedern jede Einladung, jede Ehre, die man ihnen er- weist, mit einem Geschenk: Geschenke vor allem sind hier wirksam: wer zum Ritter vom goldenen Sporn ernannt worden, und dazu eine goldene Kette, eine Medaille er- halten, fühlt sich ihnen auf ewig verpflichtet. Nur müs- sen sie sich hüten etwas zu versprechen was sie nicht ge- wiß wären zu halten: können sie mehr leisten, als sie zu- gesagt, so wird ihnen das desto höher angerechnet. Ihr Haushalt muß immer wohlgeordnet seyn und keinem Ta- del Raum geben.
So geschah es nun, daß die katholischen Interessen auch in der Schweiz im Allgemeinen in gute Aufnahme und ruhigen Fortschritt gelangten.
Es gab nur Einen Punkt, wo der Gegensatz zwi- schen Protestanten und Katholiken innerhalb Eines Gebie- tes, zusammentreffend mit schwankenden politischen Verhält- sen, Gefahr und Kampf veranlassen konnte.
In Graubündten war die Regierung wesentlich prote- stantisch: unter ihren Landschaften waren dagegen die ita- lienischen, vor allem Valtellina, unerschütterlich katholisch.
Daher kam es hier zu unaufhörlichen Reibungen. Die Regierung litt keine fremden Priester im Thal: sie hatte verboten, selbst eine auswärtige Jesuitenschule zu besuchen: sie gestattete nicht einmal dem Bischof von Como, zu des- sen Diöcese Valtellina gehörte, sein bischöfliches Amt da- selbst auszuüben. Dagegen sahen auch die Eingeborenen mit großem Mißvergnügen Protestanten in ihrem Lande, und zwar als die Herrn und Meister desselben: sie hielten sich innerlich doch zu den Italienern, zu dem rechtgläubigen Mai-
BuchVII.Kap. 1. Fortſchritte
wiedern jede Einladung, jede Ehre, die man ihnen er- weiſt, mit einem Geſchenk: Geſchenke vor allem ſind hier wirkſam: wer zum Ritter vom goldenen Sporn ernannt worden, und dazu eine goldene Kette, eine Medaille er- halten, fuͤhlt ſich ihnen auf ewig verpflichtet. Nur muͤſ- ſen ſie ſich huͤten etwas zu verſprechen was ſie nicht ge- wiß waͤren zu halten: koͤnnen ſie mehr leiſten, als ſie zu- geſagt, ſo wird ihnen das deſto hoͤher angerechnet. Ihr Haushalt muß immer wohlgeordnet ſeyn und keinem Ta- del Raum geben.
So geſchah es nun, daß die katholiſchen Intereſſen auch in der Schweiz im Allgemeinen in gute Aufnahme und ruhigen Fortſchritt gelangten.
Es gab nur Einen Punkt, wo der Gegenſatz zwi- ſchen Proteſtanten und Katholiken innerhalb Eines Gebie- tes, zuſammentreffend mit ſchwankenden politiſchen Verhaͤlt- ſen, Gefahr und Kampf veranlaſſen konnte.
In Graubuͤndten war die Regierung weſentlich prote- ſtantiſch: unter ihren Landſchaften waren dagegen die ita- lieniſchen, vor allem Valtellina, unerſchuͤtterlich katholiſch.
Daher kam es hier zu unaufhoͤrlichen Reibungen. Die Regierung litt keine fremden Prieſter im Thal: ſie hatte verboten, ſelbſt eine auswaͤrtige Jeſuitenſchule zu beſuchen: ſie geſtattete nicht einmal dem Biſchof von Como, zu deſ- ſen Dioͤceſe Valtellina gehoͤrte, ſein biſchoͤfliches Amt da- ſelbſt auszuuͤben. Dagegen ſahen auch die Eingeborenen mit großem Mißvergnuͤgen Proteſtanten in ihrem Lande, und zwar als die Herrn und Meiſter deſſelben: ſie hielten ſich innerlich doch zu den Italienern, zu dem rechtglaͤubigen Mai-
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Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte
wiedern jede Einladung, jede Ehre, die man ihnen er-
weiſt, mit einem Geſchenk: Geſchenke vor allem ſind hier
wirkſam: wer zum Ritter vom goldenen Sporn ernannt
worden, und dazu eine goldene Kette, eine Medaille er-
halten, fuͤhlt ſich ihnen auf ewig verpflichtet. Nur muͤſ-
ſen ſie ſich huͤten etwas zu verſprechen was ſie nicht ge-
wiß waͤren zu halten: koͤnnen ſie mehr leiſten, als ſie zu-
geſagt, ſo wird ihnen das deſto hoͤher angerechnet. Ihr
Haushalt muß immer wohlgeordnet ſeyn und keinem Ta-
del Raum geben.
So geſchah es nun, daß die katholiſchen Intereſſen
auch in der Schweiz im Allgemeinen in gute Aufnahme
und ruhigen Fortſchritt gelangten.
Es gab nur Einen Punkt, wo der Gegenſatz zwi-
ſchen Proteſtanten und Katholiken innerhalb Eines Gebie-
tes, zuſammentreffend mit ſchwankenden politiſchen Verhaͤlt-
ſen, Gefahr und Kampf veranlaſſen konnte.
In Graubuͤndten war die Regierung weſentlich prote-
ſtantiſch: unter ihren Landſchaften waren dagegen die ita-
lieniſchen, vor allem Valtellina, unerſchuͤtterlich katholiſch.
Daher kam es hier zu unaufhoͤrlichen Reibungen. Die
Regierung litt keine fremden Prieſter im Thal: ſie hatte
verboten, ſelbſt eine auswaͤrtige Jeſuitenſchule zu beſuchen:
ſie geſtattete nicht einmal dem Biſchof von Como, zu deſ-
ſen Dioͤceſe Valtellina gehoͤrte, ſein biſchoͤfliches Amt da-
ſelbſt auszuuͤben. Dagegen ſahen auch die Eingeborenen mit
großem Mißvergnuͤgen Proteſtanten in ihrem Lande, und
zwar als die Herrn und Meiſter deſſelben: ſie hielten ſich
innerlich doch zu den Italienern, zu dem rechtglaͤubigen Mai-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/436>, abgerufen am 25.11.2024.
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