herrn und Landsassen entgegensetzten, zum Trotz, siifteten sie dem Orden ein Collegium in Mainz, und eine Vorberei- tungsschule in Aschaffenburg.
Immer höher gelangte die Gesellschaft den Rhein hin- auf. Vorzüglich wünschenswerth schien ihr ein Sitz in Speier: einmal weil dort in den Assessoren des Kammer- gerichtes so viel ausgezeichnete Männer vereinigt waren, auf die es außerordentlich wichtig gewesen wäre Ein- fluß zu bekommen: sodann auch um sich der Heidelberger Universität, welche für die protestantischen Lehrer damals mit den größten Ruf genoß 1), in der Nähe entgegenzu- setzen. Allmählig drangen sie ein.
Unverzüglich versuchten sie ihr Glück auch längs des Maines. Obwohl Frankfurt ganz protestantisch war, hoff- ten sie doch während der Messen daselbst etwas auszurich- ten. Es konnte dieß aber nicht ohne Gefahr geschehen: um sich nicht finden zu lassen, mußten sie alle Nacht die Herbergen wechseln. Desto sicherer und willkommener wa- ren sie in Würzburg 2). Es ist doch, als hätte die Er- mahnung, welche Kaiser Ferdinand bei dem Reichstage von 1559 an die Bischöfe richtete, endlich einmal auch ihre Kräfte zur Erhaltung der katholischen Kirche anzustrengen, auf diesen glänzenden Fortgang des Ordens in den Stif-
1) Z. B. sagt Neuser in seinem berufenen Briefe an den tür- kischen Kaiser: er sey Lehrer und Prediger zu Heidelberg, "an wel- chem Orte jetztmahls die Gelehrtesten des ganzen deutschen Landes sich unterhalten." Arnold: Ketzerhist. II, 1133.
2) Gropp: Wirzburgische Chronik der letzteren Zeiten Thl. I, p. 237.
Buch V. Gegenreformationen.
herrn und Landſaſſen entgegenſetzten, zum Trotz, ſiifteten ſie dem Orden ein Collegium in Mainz, und eine Vorberei- tungsſchule in Aſchaffenburg.
Immer hoͤher gelangte die Geſellſchaft den Rhein hin- auf. Vorzuͤglich wuͤnſchenswerth ſchien ihr ein Sitz in Speier: einmal weil dort in den Aſſeſſoren des Kammer- gerichtes ſo viel ausgezeichnete Maͤnner vereinigt waren, auf die es außerordentlich wichtig geweſen waͤre Ein- fluß zu bekommen: ſodann auch um ſich der Heidelberger Univerſitaͤt, welche fuͤr die proteſtantiſchen Lehrer damals mit den groͤßten Ruf genoß 1), in der Naͤhe entgegenzu- ſetzen. Allmaͤhlig drangen ſie ein.
Unverzuͤglich verſuchten ſie ihr Gluͤck auch laͤngs des Maines. Obwohl Frankfurt ganz proteſtantiſch war, hoff- ten ſie doch waͤhrend der Meſſen daſelbſt etwas auszurich- ten. Es konnte dieß aber nicht ohne Gefahr geſchehen: um ſich nicht finden zu laſſen, mußten ſie alle Nacht die Herbergen wechſeln. Deſto ſicherer und willkommener wa- ren ſie in Wuͤrzburg 2). Es iſt doch, als haͤtte die Er- mahnung, welche Kaiſer Ferdinand bei dem Reichstage von 1559 an die Biſchoͤfe richtete, endlich einmal auch ihre Kraͤfte zur Erhaltung der katholiſchen Kirche anzuſtrengen, auf dieſen glaͤnzenden Fortgang des Ordens in den Stif-
1) Z. B. ſagt Neuſer in ſeinem berufenen Briefe an den tuͤr- kiſchen Kaiſer: er ſey Lehrer und Prediger zu Heidelberg, „an wel- chem Orte jetztmahls die Gelehrteſten des ganzen deutſchen Landes ſich unterhalten.“ Arnold: Ketzerhiſt. II, 1133.
2) Gropp: Wirzburgiſche Chronik der letzteren Zeiten Thl. I, p. 237.
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Buch V. Gegenreformationen.
herrn und Landſaſſen entgegenſetzten, zum Trotz, ſiifteten ſie
dem Orden ein Collegium in Mainz, und eine Vorberei-
tungsſchule in Aſchaffenburg.
Immer hoͤher gelangte die Geſellſchaft den Rhein hin-
auf. Vorzuͤglich wuͤnſchenswerth ſchien ihr ein Sitz in
Speier: einmal weil dort in den Aſſeſſoren des Kammer-
gerichtes ſo viel ausgezeichnete Maͤnner vereinigt waren,
auf die es außerordentlich wichtig geweſen waͤre Ein-
fluß zu bekommen: ſodann auch um ſich der Heidelberger
Univerſitaͤt, welche fuͤr die proteſtantiſchen Lehrer damals
mit den groͤßten Ruf genoß 1), in der Naͤhe entgegenzu-
ſetzen. Allmaͤhlig drangen ſie ein.
Unverzuͤglich verſuchten ſie ihr Gluͤck auch laͤngs des
Maines. Obwohl Frankfurt ganz proteſtantiſch war, hoff-
ten ſie doch waͤhrend der Meſſen daſelbſt etwas auszurich-
ten. Es konnte dieß aber nicht ohne Gefahr geſchehen:
um ſich nicht finden zu laſſen, mußten ſie alle Nacht die
Herbergen wechſeln. Deſto ſicherer und willkommener wa-
ren ſie in Wuͤrzburg 2). Es iſt doch, als haͤtte die Er-
mahnung, welche Kaiſer Ferdinand bei dem Reichstage von
1559 an die Biſchoͤfe richtete, endlich einmal auch ihre
Kraͤfte zur Erhaltung der katholiſchen Kirche anzuſtrengen,
auf dieſen glaͤnzenden Fortgang des Ordens in den Stif-
1) Z. B. ſagt Neuſer in ſeinem berufenen Briefe an den tuͤr-
kiſchen Kaiſer: er ſey Lehrer und Prediger zu Heidelberg, „an wel-
chem Orte jetztmahls die Gelehrteſten des ganzen deutſchen Landes
ſich unterhalten.“ Arnold: Ketzerhiſt. II, 1133.
2) Gropp: Wirzburgiſche Chronik der letzteren Zeiten Thl. I,
p. 237.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/42>, abgerufen am 24.11.2024.
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