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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VII. Kap. 1. Fortschritte
vom Alter gebeugt", ruft der Rector zu Steier aus,
"werde ich ins Elend verstoßen!" 1) "Täglich", schreibt
Einer von denen, die noch zurückgeblieben, "bedroht uns
das Verderben: unsere Gegner beobachten uns, spotten un-
ser, dürsten nach unserm Blute" 2).

In Böhmen glaubte man sich durch die uralten utra-
quistischen Privilegien, in Ungarn durch die Selbständig-
keit und Macht der Stände besser geschützt. Jetzt aber schien
sich Rudolf weder um die einen noch um die andern küm-
mern zu wollen. Er war überredet worden, daß die alten
Utraquisten untergegangen, und die Evangelischen zum Ge-
nusse jener Privilegien nicht berechtigt seyen. Im J. 1602
erließ er ein Edict, das zunächst die Kirchen der mährischen
Brüder zu schließen befahl, und ihre Zusammenkünfte ver-
bot 3). Auch alle anderen fühlten, daß sie in demselben
Falle waren: und man ließ sie nicht in Zweifel über das,
was sie zu erwarten hatten. Schon begann in Ungarn die
offenbare Gewalt. Basta und Belgioioso, welche die kai-
serlichen Truppen in diesem Lande befehligten, nahmen die
Kirchen von Caschau und Clausenburg weg: mit ihrer Hülfe
suchte der Erzbischof von Colocsa die 13 Städte in Zips
zum Katholicismus zurückzuführen. Auf die Beschwerden
der Ungarn gab der Kaiser die Resolution: Seine Maje-

1) "Jam senio squalens trudor in exilium". Valentin Pruen-
huebers Annales Styrenses p. 326.
2) Hofmarius ad Lyserum: Raupach IV, 151.
3) Schmidt: Neuere Geschichte der Deutschen III, 260, ein
Auszug aus den Beilagen zu der Apologie der Böhmen vom Jahre
1618, die bei den spätern Drucken häufig fehlen.

Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte
vom Alter gebeugt“, ruft der Rector zu Steier aus,
„werde ich ins Elend verſtoßen!“ 1) „Taͤglich“, ſchreibt
Einer von denen, die noch zuruͤckgeblieben, „bedroht uns
das Verderben: unſere Gegner beobachten uns, ſpotten un-
ſer, duͤrſten nach unſerm Blute“ 2).

In Boͤhmen glaubte man ſich durch die uralten utra-
quiſtiſchen Privilegien, in Ungarn durch die Selbſtaͤndig-
keit und Macht der Staͤnde beſſer geſchuͤtzt. Jetzt aber ſchien
ſich Rudolf weder um die einen noch um die andern kuͤm-
mern zu wollen. Er war uͤberredet worden, daß die alten
Utraquiſten untergegangen, und die Evangeliſchen zum Ge-
nuſſe jener Privilegien nicht berechtigt ſeyen. Im J. 1602
erließ er ein Edict, das zunaͤchſt die Kirchen der maͤhriſchen
Bruͤder zu ſchließen befahl, und ihre Zuſammenkuͤnfte ver-
bot 3). Auch alle anderen fuͤhlten, daß ſie in demſelben
Falle waren: und man ließ ſie nicht in Zweifel uͤber das,
was ſie zu erwarten hatten. Schon begann in Ungarn die
offenbare Gewalt. Baſta und Belgioioſo, welche die kai-
ſerlichen Truppen in dieſem Lande befehligten, nahmen die
Kirchen von Caſchau und Clauſenburg weg: mit ihrer Huͤlfe
ſuchte der Erzbiſchof von Colocſa die 13 Staͤdte in Zips
zum Katholicismus zuruͤckzufuͤhren. Auf die Beſchwerden
der Ungarn gab der Kaiſer die Reſolution: Seine Maje-

1) „Jam senio squalens trudor in exilium“. Valentin Pruen-
huebers Annales Styrenses p. 326.
2) Hofmarius ad Lyserum: Raupach IV, 151.
3) Schmidt: Neuere Geſchichte der Deutſchen III, 260, ein
Auszug aus den Beilagen zu der Apologie der Boͤhmen vom Jahre
1618, die bei den ſpaͤtern Drucken haͤufig fehlen.
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[406/0418] Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte vom Alter gebeugt“, ruft der Rector zu Steier aus, „werde ich ins Elend verſtoßen!“ 1) „Taͤglich“, ſchreibt Einer von denen, die noch zuruͤckgeblieben, „bedroht uns das Verderben: unſere Gegner beobachten uns, ſpotten un- ſer, duͤrſten nach unſerm Blute“ 2). In Boͤhmen glaubte man ſich durch die uralten utra- quiſtiſchen Privilegien, in Ungarn durch die Selbſtaͤndig- keit und Macht der Staͤnde beſſer geſchuͤtzt. Jetzt aber ſchien ſich Rudolf weder um die einen noch um die andern kuͤm- mern zu wollen. Er war uͤberredet worden, daß die alten Utraquiſten untergegangen, und die Evangeliſchen zum Ge- nuſſe jener Privilegien nicht berechtigt ſeyen. Im J. 1602 erließ er ein Edict, das zunaͤchſt die Kirchen der maͤhriſchen Bruͤder zu ſchließen befahl, und ihre Zuſammenkuͤnfte ver- bot 3). Auch alle anderen fuͤhlten, daß ſie in demſelben Falle waren: und man ließ ſie nicht in Zweifel uͤber das, was ſie zu erwarten hatten. Schon begann in Ungarn die offenbare Gewalt. Baſta und Belgioioſo, welche die kai- ſerlichen Truppen in dieſem Lande befehligten, nahmen die Kirchen von Caſchau und Clauſenburg weg: mit ihrer Huͤlfe ſuchte der Erzbiſchof von Colocſa die 13 Staͤdte in Zips zum Katholicismus zuruͤckzufuͤhren. Auf die Beſchwerden der Ungarn gab der Kaiſer die Reſolution: Seine Maje- 1) „Jam senio squalens trudor in exilium“. Valentin Pruen- huebers Annales Styrenses p. 326. 2) Hofmarius ad Lyserum: Raupach IV, 151. 3) Schmidt: Neuere Geſchichte der Deutſchen III, 260, ein Auszug aus den Beilagen zu der Apologie der Boͤhmen vom Jahre 1618, die bei den ſpaͤtern Drucken haͤufig fehlen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/418>, abgerufen am 22.11.2024.