Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Buch VII. Kap. 1. Fortschritte lichen und weltlichen Stellen, größere und geringere --man wollte ihrer bei 20000 rechnen -- vergab der König. Welch einen Einfluß mußte es nun haben, daß Siegmund III. begann, nicht allein die geistlichen, sondern alle Aemter überhaupt bloß mit Katholiken zu besetzen: die Wohlthat des Staates wie einst die Italiener sagten, das volle Bürgerrecht in höherm Sinne, bloß seinen Glaubensgenossen angedei- hen zu lassen. Man kam um so besser fort, je mehr man sich die Gunst der Bischöfe, der Jesuiten erwarb. Der Starost Ludwig von Mortangen erlangte die pomerellische Woiwodschaft hauptsächlich dadurch, daß er sein Haus in Thorn der Gesellschaft Jesu schenkte. Wenigstens in den polnisch-preußischen Landschaften bildete sich hierauf eine Opposition zwischen den Städten und dem Adel, welche eine religiöse Farbe annahm. Ursprünglich hatten beide den Protestantismus ergriffen: jetzt trat der Adel zurück. Das Beispiel der Kostka, Dzialinsky, Konopat, welche mächtig wurden weil sie übertraten, übte einen großen Einfluß auf die übrigen aus. Die Schulen der Jesuiten wurden hauptsächlich von dem jungen Adel besucht: bald finden wir, daß sich die Jesuitenschüler in den protestantisch verbliebenen Städten an der bürgerlichen Jugend reiben. Aber überhaupt ergriff die neue Einwirkung besonders die Edelleute. Das Collegium zu Pultusk zählte 400 Zöglinge, alle von Adel 1). Der Impuls der im Allgemeinen im Geiste der Zeit lag, der Unterricht der Jesuiten, der neu erwachte Eifer in der ge- sammten Geistlichkeit, und die Begünstigung des Hofes, 1) Maffei II, 140.
Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte lichen und weltlichen Stellen, groͤßere und geringere —man wollte ihrer bei 20000 rechnen — vergab der Koͤnig. Welch einen Einfluß mußte es nun haben, daß Siegmund III. begann, nicht allein die geiſtlichen, ſondern alle Aemter uͤberhaupt bloß mit Katholiken zu beſetzen: die Wohlthat des Staates wie einſt die Italiener ſagten, das volle Buͤrgerrecht in hoͤherm Sinne, bloß ſeinen Glaubensgenoſſen angedei- hen zu laſſen. Man kam um ſo beſſer fort, je mehr man ſich die Gunſt der Biſchoͤfe, der Jeſuiten erwarb. Der Staroſt Ludwig von Mortangen erlangte die pomerelliſche Woiwodſchaft hauptſaͤchlich dadurch, daß er ſein Haus in Thorn der Geſellſchaft Jeſu ſchenkte. Wenigſtens in den polniſch-preußiſchen Landſchaften bildete ſich hierauf eine Oppoſition zwiſchen den Staͤdten und dem Adel, welche eine religioͤſe Farbe annahm. Urſpruͤnglich hatten beide den Proteſtantismus ergriffen: jetzt trat der Adel zuruͤck. Das Beiſpiel der Koſtka, Dzialinsky, Konopat, welche maͤchtig wurden weil ſie uͤbertraten, uͤbte einen großen Einfluß auf die uͤbrigen aus. Die Schulen der Jeſuiten wurden hauptſaͤchlich von dem jungen Adel beſucht: bald finden wir, daß ſich die Jeſuitenſchuͤler in den proteſtantiſch verbliebenen Staͤdten an der buͤrgerlichen Jugend reiben. Aber uͤberhaupt ergriff die neue Einwirkung beſonders die Edelleute. Das Collegium zu Pultusk zaͤhlte 400 Zoͤglinge, alle von Adel 1). Der Impuls der im Allgemeinen im Geiſte der Zeit lag, der Unterricht der Jeſuiten, der neu erwachte Eifer in der ge- ſammten Geiſtlichkeit, und die Beguͤnſtigung des Hofes, 1) Maffei II, 140.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0382" n="370"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">VII.</hi><hi rendition="#g">Kap. 1. Fortſchritte</hi></fw><lb/> lichen und weltlichen Stellen, groͤßere und geringere —<lb/> man wollte ihrer bei 20000 rechnen — vergab der Koͤnig.<lb/> Welch einen Einfluß mußte es nun haben, daß Siegmund<lb/><hi rendition="#aq">III.</hi> begann, nicht allein die geiſtlichen, ſondern alle Aemter<lb/> uͤberhaupt bloß mit Katholiken zu beſetzen: die Wohlthat des<lb/> Staates wie einſt die Italiener ſagten, das volle Buͤrgerrecht<lb/> in hoͤherm Sinne, bloß ſeinen Glaubensgenoſſen angedei-<lb/> hen zu laſſen. Man kam um ſo beſſer fort, je mehr man<lb/> ſich die Gunſt der Biſchoͤfe, der Jeſuiten erwarb. Der<lb/> Staroſt Ludwig von Mortangen erlangte die pomerelliſche<lb/> Woiwodſchaft hauptſaͤchlich dadurch, daß er ſein Haus in<lb/> Thorn der Geſellſchaft Jeſu ſchenkte. Wenigſtens in den<lb/> polniſch-preußiſchen Landſchaften bildete ſich hierauf eine<lb/> Oppoſition zwiſchen den Staͤdten und dem Adel, welche<lb/> eine religioͤſe Farbe annahm. Urſpruͤnglich hatten beide den<lb/> Proteſtantismus ergriffen: jetzt trat der Adel zuruͤck. Das<lb/> Beiſpiel der Koſtka, Dzialinsky, Konopat, welche maͤchtig<lb/> wurden weil ſie uͤbertraten, uͤbte einen großen Einfluß<lb/> auf die uͤbrigen aus. Die Schulen der Jeſuiten wurden<lb/> hauptſaͤchlich von dem jungen Adel beſucht: bald finden wir,<lb/> daß ſich die Jeſuitenſchuͤler in den proteſtantiſch verbliebenen<lb/> Staͤdten an der buͤrgerlichen Jugend reiben. Aber uͤberhaupt<lb/> ergriff die neue Einwirkung beſonders die Edelleute. Das<lb/> Collegium zu Pultusk zaͤhlte 400 Zoͤglinge, alle von Adel <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Maffei II,</hi> 140.</note>.<lb/> Der Impuls der im Allgemeinen im Geiſte der Zeit lag, der<lb/> Unterricht der Jeſuiten, der neu erwachte Eifer in der ge-<lb/> ſammten Geiſtlichkeit, und die Beguͤnſtigung des Hofes,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [370/0382]
Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte
lichen und weltlichen Stellen, groͤßere und geringere —
man wollte ihrer bei 20000 rechnen — vergab der Koͤnig.
Welch einen Einfluß mußte es nun haben, daß Siegmund
III. begann, nicht allein die geiſtlichen, ſondern alle Aemter
uͤberhaupt bloß mit Katholiken zu beſetzen: die Wohlthat des
Staates wie einſt die Italiener ſagten, das volle Buͤrgerrecht
in hoͤherm Sinne, bloß ſeinen Glaubensgenoſſen angedei-
hen zu laſſen. Man kam um ſo beſſer fort, je mehr man
ſich die Gunſt der Biſchoͤfe, der Jeſuiten erwarb. Der
Staroſt Ludwig von Mortangen erlangte die pomerelliſche
Woiwodſchaft hauptſaͤchlich dadurch, daß er ſein Haus in
Thorn der Geſellſchaft Jeſu ſchenkte. Wenigſtens in den
polniſch-preußiſchen Landſchaften bildete ſich hierauf eine
Oppoſition zwiſchen den Staͤdten und dem Adel, welche
eine religioͤſe Farbe annahm. Urſpruͤnglich hatten beide den
Proteſtantismus ergriffen: jetzt trat der Adel zuruͤck. Das
Beiſpiel der Koſtka, Dzialinsky, Konopat, welche maͤchtig
wurden weil ſie uͤbertraten, uͤbte einen großen Einfluß
auf die uͤbrigen aus. Die Schulen der Jeſuiten wurden
hauptſaͤchlich von dem jungen Adel beſucht: bald finden wir,
daß ſich die Jeſuitenſchuͤler in den proteſtantiſch verbliebenen
Staͤdten an der buͤrgerlichen Jugend reiben. Aber uͤberhaupt
ergriff die neue Einwirkung beſonders die Edelleute. Das
Collegium zu Pultusk zaͤhlte 400 Zoͤglinge, alle von Adel 1).
Der Impuls der im Allgemeinen im Geiſte der Zeit lag, der
Unterricht der Jeſuiten, der neu erwachte Eifer in der ge-
ſammten Geiſtlichkeit, und die Beguͤnſtigung des Hofes,
1) Maffei II, 140.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |