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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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der katholischen Restauration. Polen.
sprüngliche Neigung, oder durch den Einfluß der Mutter, oder
gleich durch die Hoffnung auf die polnische Krone, oder
durch alles zusammen, in der Mitte eines protestantischen
Landes unerschütterlich bei dem katholischen Glauben fest-
gehalten worden war, brachten die Zamoiskys auf den Thron.
Es ist Siegmund III, ein Fürst, dessen Gesinnung sich
durchaus nach den katholischen Antrieben bildete, die da-
mals Europa in Bewegung setzten.

Papst Clemens VIII. sagt in einer seiner Instructio-
nen, er habe -- noch als Cardinal und Legat in Polen
-- diesem Fürsten den Rath gegeben, alle Stellen des öf-
fentlichen Dienstes in Zukunft nur an Katholiken zu ver-
theilen. Schon öfter war dieser Rath gegeben worden:
von Paul IV. bereits, vom Cardinal Hosius 1), auch von
Bolognetto. Jetzt aber erst fand sich ein geeigneter Boden, um
ihn aufzunehmen. Was weder von Siegmund August noch
von Stephan zu erhalten gewesen war, dazu zeigte sich Sieg-
mund III. sehr bald entschlossen. Er machte es in der That
zu seinem Grundsatze, nur noch die Katholischen zu beför-
dern, und Papst Clemens hat ganz Recht, wenn er den
Fortgang des Katholicismus in Polen vor allem dieser
Maaßregel zuschreibt.

Das vornehmste Attribut der königlichen Gewalt in
Polen bestand in der Verleihung der Würden. Alle geist-

1) In einem Schreiben vom 14. Merz 1568 bittet er den Kö-
nig zu erklären nullis se deinceps vel honores vel praefecturas
vel quaecunque tandem alia munera publice mandaturum nisi
qui Christum aperte confessus fuerit et omni perfidiae sive Lu-
theristicae sive Calvinisticae sive anabaptistarum nuntium re-
miserit.
Päpste* 24

der katholiſchen Reſtauration. Polen.
ſpruͤngliche Neigung, oder durch den Einfluß der Mutter, oder
gleich durch die Hoffnung auf die polniſche Krone, oder
durch alles zuſammen, in der Mitte eines proteſtantiſchen
Landes unerſchuͤtterlich bei dem katholiſchen Glauben feſt-
gehalten worden war, brachten die Zamoiskys auf den Thron.
Es iſt Siegmund III, ein Fuͤrſt, deſſen Geſinnung ſich
durchaus nach den katholiſchen Antrieben bildete, die da-
mals Europa in Bewegung ſetzten.

Papſt Clemens VIII. ſagt in einer ſeiner Inſtructio-
nen, er habe — noch als Cardinal und Legat in Polen
— dieſem Fuͤrſten den Rath gegeben, alle Stellen des oͤf-
fentlichen Dienſtes in Zukunft nur an Katholiken zu ver-
theilen. Schon oͤfter war dieſer Rath gegeben worden:
von Paul IV. bereits, vom Cardinal Hoſius 1), auch von
Bolognetto. Jetzt aber erſt fand ſich ein geeigneter Boden, um
ihn aufzunehmen. Was weder von Siegmund Auguſt noch
von Stephan zu erhalten geweſen war, dazu zeigte ſich Sieg-
mund III. ſehr bald entſchloſſen. Er machte es in der That
zu ſeinem Grundſatze, nur noch die Katholiſchen zu befoͤr-
dern, und Papſt Clemens hat ganz Recht, wenn er den
Fortgang des Katholicismus in Polen vor allem dieſer
Maaßregel zuſchreibt.

Das vornehmſte Attribut der koͤniglichen Gewalt in
Polen beſtand in der Verleihung der Wuͤrden. Alle geiſt-

1) In einem Schreiben vom 14. Merz 1568 bittet er den Koͤ-
nig zu erklaͤren nullis se deinceps vel honores vel praefecturas
vel quaecunque tandem alia munera publice mandaturum nisi
qui Christum aperte confessus fuerit et omni perfidiae sive Lu-
theristicae sive Calvinisticae sive anabaptistarum nuntium re-
miserit.
Päpſte* 24
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[369/0381] der katholiſchen Reſtauration. Polen. ſpruͤngliche Neigung, oder durch den Einfluß der Mutter, oder gleich durch die Hoffnung auf die polniſche Krone, oder durch alles zuſammen, in der Mitte eines proteſtantiſchen Landes unerſchuͤtterlich bei dem katholiſchen Glauben feſt- gehalten worden war, brachten die Zamoiskys auf den Thron. Es iſt Siegmund III, ein Fuͤrſt, deſſen Geſinnung ſich durchaus nach den katholiſchen Antrieben bildete, die da- mals Europa in Bewegung ſetzten. Papſt Clemens VIII. ſagt in einer ſeiner Inſtructio- nen, er habe — noch als Cardinal und Legat in Polen — dieſem Fuͤrſten den Rath gegeben, alle Stellen des oͤf- fentlichen Dienſtes in Zukunft nur an Katholiken zu ver- theilen. Schon oͤfter war dieſer Rath gegeben worden: von Paul IV. bereits, vom Cardinal Hoſius 1), auch von Bolognetto. Jetzt aber erſt fand ſich ein geeigneter Boden, um ihn aufzunehmen. Was weder von Siegmund Auguſt noch von Stephan zu erhalten geweſen war, dazu zeigte ſich Sieg- mund III. ſehr bald entſchloſſen. Er machte es in der That zu ſeinem Grundſatze, nur noch die Katholiſchen zu befoͤr- dern, und Papſt Clemens hat ganz Recht, wenn er den Fortgang des Katholicismus in Polen vor allem dieſer Maaßregel zuſchreibt. Das vornehmſte Attribut der koͤniglichen Gewalt in Polen beſtand in der Verleihung der Wuͤrden. Alle geiſt- 1) In einem Schreiben vom 14. Merz 1568 bittet er den Koͤ- nig zu erklaͤren nullis se deinceps vel honores vel praefecturas vel quaecunque tandem alia munera publice mandaturum nisi qui Christum aperte confessus fuerit et omni perfidiae sive Lu- theristicae sive Calvinisticae sive anabaptistarum nuntium re- miserit. Päpſte* 24

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/381>, abgerufen am 22.11.2024.