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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
gung, oder Begierde in ihm seyn mochte, galt den Stu-
dien, für die er eine große Gabe mitbrachte.

Er hatte das unschätzbare Talent einer raschen und
sichern Auffassung: wie er denn Jedermann wiederkannte,
den er einmal gesehen: wie er, sobald er etwa in einen Gar-
ten trat, ihn sogleich überblickt und Alles bemerkt hatte:
er war geistig und leiblich mit einem guten, scharfen Auge
ausgerüstet 1). Mit besonderm Glücke widmete er sich des-
halb den Naturwissenschaften. Seine Bewunderer schreiben
ihm die Entdeckung der Valveln iu den Blutgefäßen, die
Wahrnehmung der Expansion und Contraction der Pupille 2),
die erste Beobachtung der Neigung der Magnetnadel und
gar mancher andern magnetischen Erscheinungen zu, und es
läßt sich nicht leugnen, daß er an den Arbeiten Aquapen-
dente's und besonders Porta's anregenden, mithervorbringen-
den Antheil nahm 3). Den physikalischen Studien fügte
er mathematischen Calcül und Beobachtung der Phänomene
des Geistes zu. In der Servitenbibliothek zu Venedig be-
wahrte man ein Exemplar der Werke des Vieta auf, in

wel-
1) Nach Fra Fulgentio (p. 38) sprach er selbst von seiner gran
passibilta, perche non sola l'oggelto in lui facesse moto, ma
ogni minima reliquia. Come un perito suonatore,
fährt Fulgen-
tio fort, ad un sol tocco fa giudicio del instrumento, cosi con
far parlar le persone con prestezza ammirabile conosceva i fini,
gli interessi etc.
2) S. auch Fischer: Geschichte der Physik I, 167.
3) A quo, sagt Porta von ihm, aliqua didicisse non solum
fateri non erubescimus, sed gloriamur, quum eo doctiorem, sub-
tiliorem, quotquot adhuc videre contigerit, neminem cognoveri-
mus ad encyclopaediam. Magiae natur. lib. VII praef. Grise-
lini I,
§ 20. 24.

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
gung, oder Begierde in ihm ſeyn mochte, galt den Stu-
dien, fuͤr die er eine große Gabe mitbrachte.

Er hatte das unſchaͤtzbare Talent einer raſchen und
ſichern Auffaſſung: wie er denn Jedermann wiederkannte,
den er einmal geſehen: wie er, ſobald er etwa in einen Gar-
ten trat, ihn ſogleich uͤberblickt und Alles bemerkt hatte:
er war geiſtig und leiblich mit einem guten, ſcharfen Auge
ausgeruͤſtet 1). Mit beſonderm Gluͤcke widmete er ſich des-
halb den Naturwiſſenſchaften. Seine Bewunderer ſchreiben
ihm die Entdeckung der Valveln iu den Blutgefaͤßen, die
Wahrnehmung der Expanſion und Contraction der Pupille 2),
die erſte Beobachtung der Neigung der Magnetnadel und
gar mancher andern magnetiſchen Erſcheinungen zu, und es
laͤßt ſich nicht leugnen, daß er an den Arbeiten Aquapen-
dente’s und beſonders Porta’s anregenden, mithervorbringen-
den Antheil nahm 3). Den phyſikaliſchen Studien fuͤgte
er mathematiſchen Calcuͤl und Beobachtung der Phaͤnomene
des Geiſtes zu. In der Servitenbibliothek zu Venedig be-
wahrte man ein Exemplar der Werke des Vieta auf, in

wel-
1) Nach Fra Fulgentio (p. 38) ſprach er ſelbſt von ſeiner gran
passibiltà, perchè non sola l’oggelto in lui facesse moto, ma
ogni minima reliquia. Come un perito suonatore,
faͤhrt Fulgen-
tio fort, ad un sol tocco fa giudicio del instrumento, così con
far parlar le persone con prestezza ammirabile conosceva i fini,
gli interessi etc.
2) S. auch Fiſcher: Geſchichte der Phyſik I, 167.
3) A quo, ſagt Porta von ihm, aliqua didicisse non solum
fateri non erubescimus, sed gloriamur, quum eo doctiorem, sub-
tiliorem, quotquot adhuc videre contigerit, neminem cognoveri-
mus ad encyclopaediam. Magiae natur. lib. VII praef. Grise-
lini I,
§ 20. 24.
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[336/0348] Buch VI. Innere Streitigkeiten. gung, oder Begierde in ihm ſeyn mochte, galt den Stu- dien, fuͤr die er eine große Gabe mitbrachte. Er hatte das unſchaͤtzbare Talent einer raſchen und ſichern Auffaſſung: wie er denn Jedermann wiederkannte, den er einmal geſehen: wie er, ſobald er etwa in einen Gar- ten trat, ihn ſogleich uͤberblickt und Alles bemerkt hatte: er war geiſtig und leiblich mit einem guten, ſcharfen Auge ausgeruͤſtet 1). Mit beſonderm Gluͤcke widmete er ſich des- halb den Naturwiſſenſchaften. Seine Bewunderer ſchreiben ihm die Entdeckung der Valveln iu den Blutgefaͤßen, die Wahrnehmung der Expanſion und Contraction der Pupille 2), die erſte Beobachtung der Neigung der Magnetnadel und gar mancher andern magnetiſchen Erſcheinungen zu, und es laͤßt ſich nicht leugnen, daß er an den Arbeiten Aquapen- dente’s und beſonders Porta’s anregenden, mithervorbringen- den Antheil nahm 3). Den phyſikaliſchen Studien fuͤgte er mathematiſchen Calcuͤl und Beobachtung der Phaͤnomene des Geiſtes zu. In der Servitenbibliothek zu Venedig be- wahrte man ein Exemplar der Werke des Vieta auf, in wel- 1) Nach Fra Fulgentio (p. 38) ſprach er ſelbſt von ſeiner gran passibiltà, perchè non sola l’oggelto in lui facesse moto, ma ogni minima reliquia. Come un perito suonatore, faͤhrt Fulgen- tio fort, ad un sol tocco fa giudicio del instrumento, così con far parlar le persone con prestezza ammirabile conosceva i fini, gli interessi etc. 2) S. auch Fiſcher: Geſchichte der Phyſik I, 167. 3) A quo, ſagt Porta von ihm, aliqua didicisse non solum fateri non erubescimus, sed gloriamur, quum eo doctiorem, sub- tiliorem, quotquot adhuc videre contigerit, neminem cognoveri- mus ad encyclopaediam. Magiae natur. lib. VII praef. Grise- lini I, § 20. 24.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/348>, abgerufen am 22.11.2024.