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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
den Franzosen verbündet war. Montalto trat ihm mäch-
tig gegenüber. Es begann ein Wettstreit, wie bei den frü-
hern Wahlen, zwischen den Creaturen des letzten und ei-
nes frühern Papstes. Zuweilen führte jeder, umgeben von
seinen Getreuen, den Mann seiner Wahl in die eine oder
in die andere Capelle: sie stellten sich einander gegenüber
auf: bald mit dem einen, bald mit dem andern ward ein
Versuch gemacht: auch Baronius, obwohl er sich mit Hän-
den und Füßen sträubte, ward einmal nach der Capella
Paolina geführt; allein allemal zeigte sich die Opposition
stärker, es konnte Keiner von Allen durchgesetzt werden.
Bei den Papstwahlen kam es wie bei andern Beförderun-
gen allmählig mehr darauf an, wer die wenigsten Feinde,
als wer die meisten Verdienste habe.

Endlich warf Aldobrandino seine Augen unter den Crea-
turen seines Oheims auf einen Mann, der sich allgemei-
nen Beifall erworben und gefährliche Feindschaften zu ver-
meiden gewußt hatte, den Cardinal Borghese. Für diesen
gelang es ihm die Franzosen zu gewinnen, die bereits eine
Annäherung zwischen Montalto und Aldobrandino bewirkt
hatten: auch Montalto stimmte ein: Borghese ward gewählt,
ehe nur die Spanier erfahren hatten, daß er vorgeschlagen
war 1), 16. Mai 1605.

So blieb es denn auch dieß Mal dabei, daß der Ne-

pot
1) Doch mag es auch seyn, daß Montalto und Aldobrandino
sich zuerst über Borghese verstanden. Conclave di Paolo V p. 370
sagt von beiden: Dopo d'haver proposti molti, elessero Bor-
ghese, amico di Montalto e creatura confidente di Aldobran-
dino.

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
den Franzoſen verbuͤndet war. Montalto trat ihm maͤch-
tig gegenuͤber. Es begann ein Wettſtreit, wie bei den fruͤ-
hern Wahlen, zwiſchen den Creaturen des letzten und ei-
nes fruͤhern Papſtes. Zuweilen fuͤhrte jeder, umgeben von
ſeinen Getreuen, den Mann ſeiner Wahl in die eine oder
in die andere Capelle: ſie ſtellten ſich einander gegenuͤber
auf: bald mit dem einen, bald mit dem andern ward ein
Verſuch gemacht: auch Baronius, obwohl er ſich mit Haͤn-
den und Fuͤßen ſtraͤubte, ward einmal nach der Capella
Paolina gefuͤhrt; allein allemal zeigte ſich die Oppoſition
ſtaͤrker, es konnte Keiner von Allen durchgeſetzt werden.
Bei den Papſtwahlen kam es wie bei andern Befoͤrderun-
gen allmaͤhlig mehr darauf an, wer die wenigſten Feinde,
als wer die meiſten Verdienſte habe.

Endlich warf Aldobrandino ſeine Augen unter den Crea-
turen ſeines Oheims auf einen Mann, der ſich allgemei-
nen Beifall erworben und gefaͤhrliche Feindſchaften zu ver-
meiden gewußt hatte, den Cardinal Borgheſe. Fuͤr dieſen
gelang es ihm die Franzoſen zu gewinnen, die bereits eine
Annaͤherung zwiſchen Montalto und Aldobrandino bewirkt
hatten: auch Montalto ſtimmte ein: Borgheſe ward gewaͤhlt,
ehe nur die Spanier erfahren hatten, daß er vorgeſchlagen
war 1), 16. Mai 1605.

So blieb es denn auch dieß Mal dabei, daß der Ne-

pot
1) Doch mag es auch ſeyn, daß Montalto und Aldobrandino
ſich zuerſt uͤber Borgheſe verſtanden. Conclave di Paolo V p. 370
ſagt von beiden: Dopo d’haver proposti molti, elessero Bor-
ghese, amico di Montalto e creatura confidente di Aldobran-
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[320/0332] Buch VI. Innere Streitigkeiten. den Franzoſen verbuͤndet war. Montalto trat ihm maͤch- tig gegenuͤber. Es begann ein Wettſtreit, wie bei den fruͤ- hern Wahlen, zwiſchen den Creaturen des letzten und ei- nes fruͤhern Papſtes. Zuweilen fuͤhrte jeder, umgeben von ſeinen Getreuen, den Mann ſeiner Wahl in die eine oder in die andere Capelle: ſie ſtellten ſich einander gegenuͤber auf: bald mit dem einen, bald mit dem andern ward ein Verſuch gemacht: auch Baronius, obwohl er ſich mit Haͤn- den und Fuͤßen ſtraͤubte, ward einmal nach der Capella Paolina gefuͤhrt; allein allemal zeigte ſich die Oppoſition ſtaͤrker, es konnte Keiner von Allen durchgeſetzt werden. Bei den Papſtwahlen kam es wie bei andern Befoͤrderun- gen allmaͤhlig mehr darauf an, wer die wenigſten Feinde, als wer die meiſten Verdienſte habe. Endlich warf Aldobrandino ſeine Augen unter den Crea- turen ſeines Oheims auf einen Mann, der ſich allgemei- nen Beifall erworben und gefaͤhrliche Feindſchaften zu ver- meiden gewußt hatte, den Cardinal Borgheſe. Fuͤr dieſen gelang es ihm die Franzoſen zu gewinnen, die bereits eine Annaͤherung zwiſchen Montalto und Aldobrandino bewirkt hatten: auch Montalto ſtimmte ein: Borgheſe ward gewaͤhlt, ehe nur die Spanier erfahren hatten, daß er vorgeſchlagen war 1), 16. Mai 1605. So blieb es denn auch dieß Mal dabei, daß der Ne- pot 1) Doch mag es auch ſeyn, daß Montalto und Aldobrandino ſich zuerſt uͤber Borgheſe verſtanden. Conclave di Paolo V p. 370 ſagt von beiden: Dopo d’haver proposti molti, elessero Bor- ghese, amico di Montalto e creatura confidente di Aldobran- dino.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/332>, abgerufen am 24.11.2024.