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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Politische Stellung Clemens VIII.
besonders in Asien schien es möglich etwas Rechtes gegen
sie auszurichten. Der Papst ließ es wenigstens an sich
nicht fehlen. Schon im Jahre 1599 belief sich die Summe,
die er für diesen Krieg aufgewendet hatte, auf anderthalb
Millionen Scudi. Bald darauf finden wir ein päpstliches
Heer von 12000 Mann an der Donau. Aber um wie
viel wichtigere Erfolge ließen sich erwarten, wenn man
einmal die Kräfte des Abendlandes in einiger Ausdehnung
zu einem orientalischen Unternehmen vereinigte, wenn sich be-
sonders Heinrich IV. entschloß seine Macht der östreichi-
schen zuzugesellen. Der Papst unterließ nicht ihn dazu zu
ermuntern. Und in der That schrieb Heinrich gleich nach dem
Frieden von Vervins den Venezianern, er hoffe in kurzem
in Venedig zu Schiff zu steigen, wie die frühern Franzo-
sen, zu einem Unternehmen auf Constantinopel. Er wieder-
holte sein Versprechen bei dem Abschluß des Friedens mit Sa-
voyen 1). Aber allerdings hätte der Ausführung ein in-
nigeres Verständniß vorausgehn müssen, als sich nach so
starken Erschütterungen sobald erreichen ließ.

Vielmehr kam der Gegensatz und Wetteifer, der zwi-
schen den beiden vornehmsten Mächten bestehn blieb, dem
päpstlichen Stuhle in seinen eigenen Angelegenheiten noch
mehr als einmal zu Statten. Papst Clemens hatte selbst
noch einmal Anlaß sich desselben sogar in Sachen des Kir-
chenstaates zu bedienen.

Bei so viel glänzenden Unternehmungen, so viel Fort-

1) Lettre du roy im Anhang zu dem zweiten Bande der Briefe
von Ossat p. 11.

Politiſche Stellung Clemens VIII.
beſonders in Aſien ſchien es moͤglich etwas Rechtes gegen
ſie auszurichten. Der Papſt ließ es wenigſtens an ſich
nicht fehlen. Schon im Jahre 1599 belief ſich die Summe,
die er fuͤr dieſen Krieg aufgewendet hatte, auf anderthalb
Millionen Scudi. Bald darauf finden wir ein paͤpſtliches
Heer von 12000 Mann an der Donau. Aber um wie
viel wichtigere Erfolge ließen ſich erwarten, wenn man
einmal die Kraͤfte des Abendlandes in einiger Ausdehnung
zu einem orientaliſchen Unternehmen vereinigte, wenn ſich be-
ſonders Heinrich IV. entſchloß ſeine Macht der oͤſtreichi-
ſchen zuzugeſellen. Der Papſt unterließ nicht ihn dazu zu
ermuntern. Und in der That ſchrieb Heinrich gleich nach dem
Frieden von Vervins den Venezianern, er hoffe in kurzem
in Venedig zu Schiff zu ſteigen, wie die fruͤhern Franzo-
ſen, zu einem Unternehmen auf Conſtantinopel. Er wieder-
holte ſein Verſprechen bei dem Abſchluß des Friedens mit Sa-
voyen 1). Aber allerdings haͤtte der Ausfuͤhrung ein in-
nigeres Verſtaͤndniß vorausgehn muͤſſen, als ſich nach ſo
ſtarken Erſchuͤtterungen ſobald erreichen ließ.

Vielmehr kam der Gegenſatz und Wetteifer, der zwi-
ſchen den beiden vornehmſten Maͤchten beſtehn blieb, dem
paͤpſtlichen Stuhle in ſeinen eigenen Angelegenheiten noch
mehr als einmal zu Statten. Papſt Clemens hatte ſelbſt
noch einmal Anlaß ſich deſſelben ſogar in Sachen des Kir-
chenſtaates zu bedienen.

Bei ſo viel glaͤnzenden Unternehmungen, ſo viel Fort-

1) Lettre du roy im Anhang zu dem zweiten Bande der Briefe
von Oſſat p. 11.
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[309/0321] Politiſche Stellung Clemens VIII. beſonders in Aſien ſchien es moͤglich etwas Rechtes gegen ſie auszurichten. Der Papſt ließ es wenigſtens an ſich nicht fehlen. Schon im Jahre 1599 belief ſich die Summe, die er fuͤr dieſen Krieg aufgewendet hatte, auf anderthalb Millionen Scudi. Bald darauf finden wir ein paͤpſtliches Heer von 12000 Mann an der Donau. Aber um wie viel wichtigere Erfolge ließen ſich erwarten, wenn man einmal die Kraͤfte des Abendlandes in einiger Ausdehnung zu einem orientaliſchen Unternehmen vereinigte, wenn ſich be- ſonders Heinrich IV. entſchloß ſeine Macht der oͤſtreichi- ſchen zuzugeſellen. Der Papſt unterließ nicht ihn dazu zu ermuntern. Und in der That ſchrieb Heinrich gleich nach dem Frieden von Vervins den Venezianern, er hoffe in kurzem in Venedig zu Schiff zu ſteigen, wie die fruͤhern Franzo- ſen, zu einem Unternehmen auf Conſtantinopel. Er wieder- holte ſein Verſprechen bei dem Abſchluß des Friedens mit Sa- voyen 1). Aber allerdings haͤtte der Ausfuͤhrung ein in- nigeres Verſtaͤndniß vorausgehn muͤſſen, als ſich nach ſo ſtarken Erſchuͤtterungen ſobald erreichen ließ. Vielmehr kam der Gegenſatz und Wetteifer, der zwi- ſchen den beiden vornehmſten Maͤchten beſtehn blieb, dem paͤpſtlichen Stuhle in ſeinen eigenen Angelegenheiten noch mehr als einmal zu Statten. Papſt Clemens hatte ſelbſt noch einmal Anlaß ſich deſſelben ſogar in Sachen des Kir- chenſtaates zu bedienen. Bei ſo viel glaͤnzenden Unternehmungen, ſo viel Fort- 1) Lettre du roy im Anhang zu dem zweiten Bande der Briefe von Oſſat p. 11.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/321>, abgerufen am 25.11.2024.