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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
ren eigenen Sachen, zunächst in ihrer dominicanischen Strei-
tigkeit kam er ihnen zu Hülfe.

Clemens VIII. zeigte in dieser Sache ein lebhaftes
theologisches Interesse. In seiner Gegenwart sind 65 Ver-
sammlungen, 37 Disputationen über alle Punkte, welche
hiebei in Frage kommen konnten, gehalten worden: er selbst
hat mehreres darüber geschrieben, und so weit wir urthei-
len können, neigte er sich zu dem herkömmlichen Lehr-
begriff, zu einer für die Dominicaner günstigen Entschei-
dung. Selbst Bellarmin sagte: er leugne nicht, daß der
Papst sich gegen die Jesuiten zu erklären geneigt sey, aber
er wisse, daß dieß doch nicht geschehen werde. Zu ge-
fährlich wäre es gewesen, in einer Zeit, wo die Jesui-
ten die vornehmsten Apostel des Glaubens in aller Welt
waren, mit ihnen über einen Artikel des Glaubens zu
brechen, und wirklich machten sie schon einmal Miene ein
Concilium zu fordern: der Papst soll ausgerufen haben:
"sie wagen alles, alles." 1) Zu entschieden nahmen auch

die
1) Serry 271. Auch Contarini behauptet, sie hätten gedroht:
Portata la disputatione a Roma ventilata tra theologi, il papa
e la maggior parte de' consultori inclinavano nell' opinione di
Domenicani. Ma li Gesuiti, vedendosi in pericolo di cader da
quel credito per il quale pretendono d'haver il primo luoco di
dottrina nella chiesa catolica, erano resoluti di mover ogni ma-
china per non ricever il colpo.
Die Lehre mit der sie bei Conta-
rini drohen, ist daß allerdings der Papst infallibel sey, aber es sey
kein Glaubensartikel Einen oder den Andern für den wahren Papst
zu halten. La potenza di questi e l'autorita di chi li proteggeva
era tanta che ogni cosa era dissimulata e si mostrava di non
sentirlo e sopra diffinire della controversia si andava temporeg-
giando per non tirarsi adosso carica maggiore.

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
ren eigenen Sachen, zunaͤchſt in ihrer dominicaniſchen Strei-
tigkeit kam er ihnen zu Huͤlfe.

Clemens VIII. zeigte in dieſer Sache ein lebhaftes
theologiſches Intereſſe. In ſeiner Gegenwart ſind 65 Ver-
ſammlungen, 37 Disputationen uͤber alle Punkte, welche
hiebei in Frage kommen konnten, gehalten worden: er ſelbſt
hat mehreres daruͤber geſchrieben, und ſo weit wir urthei-
len koͤnnen, neigte er ſich zu dem herkoͤmmlichen Lehr-
begriff, zu einer fuͤr die Dominicaner guͤnſtigen Entſchei-
dung. Selbſt Bellarmin ſagte: er leugne nicht, daß der
Papſt ſich gegen die Jeſuiten zu erklaͤren geneigt ſey, aber
er wiſſe, daß dieß doch nicht geſchehen werde. Zu ge-
faͤhrlich waͤre es geweſen, in einer Zeit, wo die Jeſui-
ten die vornehmſten Apoſtel des Glaubens in aller Welt
waren, mit ihnen uͤber einen Artikel des Glaubens zu
brechen, und wirklich machten ſie ſchon einmal Miene ein
Concilium zu fordern: der Papſt ſoll ausgerufen haben:
„ſie wagen alles, alles.“ 1) Zu entſchieden nahmen auch

die
1) Serry 271. Auch Contarini behauptet, ſie haͤtten gedroht:
Portata la disputatione a Roma ventilata tra theologi, il papa
e la maggior parte de’ consultori inclinavano nell’ opinione di
Domenicani. Ma li Gesuiti, vedendosi in pericolo di cader da
quel credito per il quale pretendono d’haver il primo luoco di
dottrina nella chiesa catolica, erano resoluti di mover ogni ma-
china per non ricever il colpo.
Die Lehre mit der ſie bei Conta-
rini drohen, iſt daß allerdings der Papſt infallibel ſey, aber es ſey
kein Glaubensartikel Einen oder den Andern fuͤr den wahren Papſt
zu halten. La potenza di questi e l’autorità di chi li proteggeva
era tanta che ogni cosa era dissimulata e si mostrava di non
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giando per non tirarsi adosso carica maggiore.
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[304/0316] Buch VI. Innere Streitigkeiten. ren eigenen Sachen, zunaͤchſt in ihrer dominicaniſchen Strei- tigkeit kam er ihnen zu Huͤlfe. Clemens VIII. zeigte in dieſer Sache ein lebhaftes theologiſches Intereſſe. In ſeiner Gegenwart ſind 65 Ver- ſammlungen, 37 Disputationen uͤber alle Punkte, welche hiebei in Frage kommen konnten, gehalten worden: er ſelbſt hat mehreres daruͤber geſchrieben, und ſo weit wir urthei- len koͤnnen, neigte er ſich zu dem herkoͤmmlichen Lehr- begriff, zu einer fuͤr die Dominicaner guͤnſtigen Entſchei- dung. Selbſt Bellarmin ſagte: er leugne nicht, daß der Papſt ſich gegen die Jeſuiten zu erklaͤren geneigt ſey, aber er wiſſe, daß dieß doch nicht geſchehen werde. Zu ge- faͤhrlich waͤre es geweſen, in einer Zeit, wo die Jeſui- ten die vornehmſten Apoſtel des Glaubens in aller Welt waren, mit ihnen uͤber einen Artikel des Glaubens zu brechen, und wirklich machten ſie ſchon einmal Miene ein Concilium zu fordern: der Papſt ſoll ausgerufen haben: „ſie wagen alles, alles.“ 1) Zu entſchieden nahmen auch die 1) Serry 271. Auch Contarini behauptet, ſie haͤtten gedroht: Portata la disputatione a Roma ventilata tra theologi, il papa e la maggior parte de’ consultori inclinavano nell’ opinione di Domenicani. Ma li Gesuiti, vedendosi in pericolo di cader da quel credito per il quale pretendono d’haver il primo luoco di dottrina nella chiesa catolica, erano resoluti di mover ogni ma- china per non ricever il colpo. Die Lehre mit der ſie bei Conta- rini drohen, iſt daß allerdings der Papſt infallibel ſey, aber es ſey kein Glaubensartikel Einen oder den Andern fuͤr den wahren Papſt zu halten. La potenza di questi e l’autorità di chi li proteggeva era tanta che ogni cosa era dissimulata e si mostrava di non sentirlo e sopra diffinire della controversia si andava temporeg- giando per non tirarsi adosso carica maggiore.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/316>, abgerufen am 26.11.2024.