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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Ferrara unter Alfonso II.
wie seine Vorfahren: indeß, da er mit Florenz in unauf-
hörlichem Mißvernehmen stand, und auch des Papstes, sei-
nes Lehensherrn, nicht immer ganz sicher war, so hielt
auch er sich fortwährend gerüstet. Ferrara galt nach Pa-
dua für die vornehmste Festung von Italien: 27000 Mann
waren in die Milizen eingeschrieben 1): Alfonso suchte den
militärischen Geist zu erhalten. Um alsdann der Begünsti-
gung welche Toscana an dem päpstlichen Hofe fand, eine
Freundschaft von nicht minderm Belang entgegensetzen zu
können, hielt er sich an die deutschen Kaiser. Nicht selten
ging er mit glänzendem Gefolge über die Alpen: er ver-
mählte sich mit einer östreichischen Prinzessin: er sprach, wie
man versichert, deutsch: im Jahre 1566 zog er mit einer
Schaar, die sich auf viertausend Mann belaufen konnte,
dem Kaiser wider die Türken nach Ungarn zu Hülfe.

Ebenso bildete sich auch unter ihm das literarische
Element in Hof und Staat weiter aus. Selten mag ir-
gendwo anders die Verbindung so enge gewesen seyn. Zwei
Professoren der Universität, Pigna und Montecatino wur-
den nach einander die ersten Minister des Landes: sie ga-
ben darum ihre literarischen Bestrebungen nicht auf: we-
nigstens Pigna hielt, als er die Geschäfte leitete, noch
immer seine Vorlesungen, und ließ von Zeit zu Zeit
ein Buch erscheinen 2). Battista Guarini, der Dich-

1) Relatione sopra la Romagna di Ferrara: Erano descritti
nelli rolli della militia dal commissario della battaglia a cio de-
putato tutti i sudditi atti a portar armi. Erano costretti a
starne provisti per haver da servire nell' occasioni a piedi o a
cavallo secondo le forze delle loro facolta e godevano essi al-
cune esentioni.
2) Manolesso: Segretario intimo e il Sr Giovamb. Pigna,
17*

Ferrara unter Alfonſo II.
wie ſeine Vorfahren: indeß, da er mit Florenz in unauf-
hoͤrlichem Mißvernehmen ſtand, und auch des Papſtes, ſei-
nes Lehensherrn, nicht immer ganz ſicher war, ſo hielt
auch er ſich fortwaͤhrend geruͤſtet. Ferrara galt nach Pa-
dua fuͤr die vornehmſte Feſtung von Italien: 27000 Mann
waren in die Milizen eingeſchrieben 1): Alfonſo ſuchte den
militaͤriſchen Geiſt zu erhalten. Um alsdann der Beguͤnſti-
gung welche Toscana an dem paͤpſtlichen Hofe fand, eine
Freundſchaft von nicht minderm Belang entgegenſetzen zu
koͤnnen, hielt er ſich an die deutſchen Kaiſer. Nicht ſelten
ging er mit glaͤnzendem Gefolge uͤber die Alpen: er ver-
maͤhlte ſich mit einer oͤſtreichiſchen Prinzeſſin: er ſprach, wie
man verſichert, deutſch: im Jahre 1566 zog er mit einer
Schaar, die ſich auf viertauſend Mann belaufen konnte,
dem Kaiſer wider die Tuͤrken nach Ungarn zu Huͤlfe.

Ebenſo bildete ſich auch unter ihm das literariſche
Element in Hof und Staat weiter aus. Selten mag ir-
gendwo anders die Verbindung ſo enge geweſen ſeyn. Zwei
Profeſſoren der Univerſitaͤt, Pigna und Montecatino wur-
den nach einander die erſten Miniſter des Landes: ſie ga-
ben darum ihre literariſchen Beſtrebungen nicht auf: we-
nigſtens Pigna hielt, als er die Geſchaͤfte leitete, noch
immer ſeine Vorleſungen, und ließ von Zeit zu Zeit
ein Buch erſcheinen 2). Battiſta Guarini, der Dich-

1) Relatione sopra la Romagna di Ferrara: Erano descritti
nelli rolli della militia dal commissario della battaglia a ciò de-
putato tutti i sudditi atti a portar armi. Erano costretti a
starne provisti per haver da servire nell’ occasioni a piedi o a
cavallo secondo le forze delle loro facoltà e godevano essi al-
cune esentioni.
2) Manolesso: Segretario intimo è il Sr Giovamb. Pigna,
17*
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[259/0271] Ferrara unter Alfonſo II. wie ſeine Vorfahren: indeß, da er mit Florenz in unauf- hoͤrlichem Mißvernehmen ſtand, und auch des Papſtes, ſei- nes Lehensherrn, nicht immer ganz ſicher war, ſo hielt auch er ſich fortwaͤhrend geruͤſtet. Ferrara galt nach Pa- dua fuͤr die vornehmſte Feſtung von Italien: 27000 Mann waren in die Milizen eingeſchrieben 1): Alfonſo ſuchte den militaͤriſchen Geiſt zu erhalten. Um alsdann der Beguͤnſti- gung welche Toscana an dem paͤpſtlichen Hofe fand, eine Freundſchaft von nicht minderm Belang entgegenſetzen zu koͤnnen, hielt er ſich an die deutſchen Kaiſer. Nicht ſelten ging er mit glaͤnzendem Gefolge uͤber die Alpen: er ver- maͤhlte ſich mit einer oͤſtreichiſchen Prinzeſſin: er ſprach, wie man verſichert, deutſch: im Jahre 1566 zog er mit einer Schaar, die ſich auf viertauſend Mann belaufen konnte, dem Kaiſer wider die Tuͤrken nach Ungarn zu Huͤlfe. Ebenſo bildete ſich auch unter ihm das literariſche Element in Hof und Staat weiter aus. Selten mag ir- gendwo anders die Verbindung ſo enge geweſen ſeyn. Zwei Profeſſoren der Univerſitaͤt, Pigna und Montecatino wur- den nach einander die erſten Miniſter des Landes: ſie ga- ben darum ihre literariſchen Beſtrebungen nicht auf: we- nigſtens Pigna hielt, als er die Geſchaͤfte leitete, noch immer ſeine Vorleſungen, und ließ von Zeit zu Zeit ein Buch erſcheinen 2). Battiſta Guarini, der Dich- 1) Relatione sopra la Romagna di Ferrara: Erano descritti nelli rolli della militia dal commissario della battaglia a ciò de- putato tutti i sudditi atti a portar armi. Erano costretti a starne provisti per haver da servire nell’ occasioni a piedi o a cavallo secondo le forze delle loro facoltà e godevano essi al- cune esentioni. 2) Manolesso: Segretario intimo è il Sr Giovamb. Pigna, 17*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/271>, abgerufen am 25.11.2024.