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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Ferrara unter Alfonso II.

Noch ein größerer Irrthum aber wäre es, die Un-
terthanen dieses Hauses für frei und glücklich zu hal-
ten. Alfonso II. machte die Rechte seiner Kammer auf das
strengste geltend. Bei jedem Contract, selbst wenn er nur
ein Darlehn betraf, fiel der Zehnte an den Herzog; er nahm
den Zehnten von allem, was in die Stadt einging. Er
hatte das Salzmonopol: er belastete das Oel mit einer
neuen Auflage: auf den Rath seines Zollverwalters Chri-
stofano da Fiume nahm er endlich auch den Handel mit
Mehl und Brot an sich: nur von den herzoglichen Beam-
ten durfte man dieß erste aller Lebensbedürfnisse an sich
bringen: kein Nachbar hätte gewagt dem andern eine Schüs-
sel Mehl zu borgen 1). Selbst den Edelleuten war die
Jagd nur auf wenige Tage und nie mit mehr als etwa
drei Hunden gestattet. Eines Tages sah man auf dem
Marktplatz sechs Gehängte: todte Fasanen waren an ihre
Füße gebunden: zum Zeichen, sagte man, daß sie bei ei-
nem Diebstahl in der herzoglichen Fasanerie erschossen
worden.

Wenn man demnach von der Blüthe und Regsamkeit
von Ferrara redet, so kann man nicht Land und Stadt,
man kann nur den Hof meinen.


1) Frizzi: Memorie per la storia di Ferrara tom. IV, p. 364.
Hauptsächlich Manolesso: Relatione di Ferrara. Il duca non e
cosi amato come li suoi precessori e questo per l'austerita et esat-
tioni che fa Christofano da Fiume cognominato il Frisato (Sfre-
giato) suo gabelliere. -- Il Frisato s'offerse di vendere miglior
mercato le robbe a beneficio del popolo di quello che facevano
gli altri e di darne molto utile a S. Eccza: piacque il partito
al duca: -- ma se bene il Frisato paga al duca quello che gli
ha data intentione, non sodisfa pero al popolo, vendendo la
robba cattiva quanto alla qualita e molto cara quanto al prezzo.
Päpste* 17
Ferrara unter Alfonſo II.

Noch ein groͤßerer Irrthum aber waͤre es, die Un-
terthanen dieſes Hauſes fuͤr frei und gluͤcklich zu hal-
ten. Alfonſo II. machte die Rechte ſeiner Kammer auf das
ſtrengſte geltend. Bei jedem Contract, ſelbſt wenn er nur
ein Darlehn betraf, fiel der Zehnte an den Herzog; er nahm
den Zehnten von allem, was in die Stadt einging. Er
hatte das Salzmonopol: er belaſtete das Oel mit einer
neuen Auflage: auf den Rath ſeines Zollverwalters Chri-
ſtofano da Fiume nahm er endlich auch den Handel mit
Mehl und Brot an ſich: nur von den herzoglichen Beam-
ten durfte man dieß erſte aller Lebensbeduͤrfniſſe an ſich
bringen: kein Nachbar haͤtte gewagt dem andern eine Schuͤſ-
ſel Mehl zu borgen 1). Selbſt den Edelleuten war die
Jagd nur auf wenige Tage und nie mit mehr als etwa
drei Hunden geſtattet. Eines Tages ſah man auf dem
Marktplatz ſechs Gehaͤngte: todte Faſanen waren an ihre
Fuͤße gebunden: zum Zeichen, ſagte man, daß ſie bei ei-
nem Diebſtahl in der herzoglichen Faſanerie erſchoſſen
worden.

Wenn man demnach von der Bluͤthe und Regſamkeit
von Ferrara redet, ſo kann man nicht Land und Stadt,
man kann nur den Hof meinen.


1) Frizzi: Memorie per la storia di Ferrara tom. IV, p. 364.
Hauptſaͤchlich Manolesso: Relatione di Ferrara. Il duca non è
così amato come li suoi precessori e questo per l’austerità et esat-
tioni che fa Christofano da Fiume cognominato il Frisato (Sfre-
giato) suo gabelliere. — Il Frisato s’offerse di vendere miglior
mercato le robbe a beneficio del popolo di quello che facevano
gli altri e di darne molto utile a S. Eccza: piacque il partito
al duca: — ma se bene il Frisato paga al duca quello che gli
ha data intentione, non sodisfa però al popolo, vendendo la
robba cattiva quanto alla qualità e molto cara quanto al prezzo.
Päpſte* 17
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[257/0269] Ferrara unter Alfonſo II. Noch ein groͤßerer Irrthum aber waͤre es, die Un- terthanen dieſes Hauſes fuͤr frei und gluͤcklich zu hal- ten. Alfonſo II. machte die Rechte ſeiner Kammer auf das ſtrengſte geltend. Bei jedem Contract, ſelbſt wenn er nur ein Darlehn betraf, fiel der Zehnte an den Herzog; er nahm den Zehnten von allem, was in die Stadt einging. Er hatte das Salzmonopol: er belaſtete das Oel mit einer neuen Auflage: auf den Rath ſeines Zollverwalters Chri- ſtofano da Fiume nahm er endlich auch den Handel mit Mehl und Brot an ſich: nur von den herzoglichen Beam- ten durfte man dieß erſte aller Lebensbeduͤrfniſſe an ſich bringen: kein Nachbar haͤtte gewagt dem andern eine Schuͤſ- ſel Mehl zu borgen 1). Selbſt den Edelleuten war die Jagd nur auf wenige Tage und nie mit mehr als etwa drei Hunden geſtattet. Eines Tages ſah man auf dem Marktplatz ſechs Gehaͤngte: todte Faſanen waren an ihre Fuͤße gebunden: zum Zeichen, ſagte man, daß ſie bei ei- nem Diebſtahl in der herzoglichen Faſanerie erſchoſſen worden. Wenn man demnach von der Bluͤthe und Regſamkeit von Ferrara redet, ſo kann man nicht Land und Stadt, man kann nur den Hof meinen. 1) Frizzi: Memorie per la storia di Ferrara tom. IV, p. 364. Hauptſaͤchlich Manolesso: Relatione di Ferrara. Il duca non è così amato come li suoi precessori e questo per l’austerità et esat- tioni che fa Christofano da Fiume cognominato il Frisato (Sfre- giato) suo gabelliere. — Il Frisato s’offerse di vendere miglior mercato le robbe a beneficio del popolo di quello che facevano gli altri e di darne molto utile a S. Eccza: piacque il partito al duca: — ma se bene il Frisato paga al duca quello che gli ha data intentione, non sodisfa però al popolo, vendendo la robba cattiva quanto alla qualità e molto cara quanto al prezzo. Päpſte* 17

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/269>, abgerufen am 22.11.2024.