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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
sen Gegensatz gegen die strengen Doctrinen bilde, doch in
den weltlichen eine offenbare Sympathie mit den römischen
Interessen habe: vielleicht ließ sich jener noch beseitigen und
diese um so besser benutzen: genug, jetzt zeigte sich Clemens
bereitwillig, so wie das erste Wort an ihn gerichtet wurde.
Wir haben die Berichte des französischen Bevollmächtigten
d'Ossat über seine Unterhandlungen: sie sind angenehm,
unterrichtend, lesenswürdig: aber ich finde nicht, daß er
große Schwierigkeiten zu überwinden gehabt hätte: es
wäre unnütz seine Schritte im Einzelnen zu begleiten:
die allgemeine Lage der Dinge hatte den Papst schon be-
stimmt. Es kam nur darauf an, daß der König dagegen
auch dem Papst einige Forderungen bewilligte. Die Un-
günstigen hätten diese gern so hoch als möglich gesteigert:
denn der größten Sicherheiten bedürfe die Kirche in diesem
Falle: der Papst blieb bei erträglichern stehn. Er forderte
besonders die Herstellung des Katholicismus in Bearn:
die Einführung des Concils von Trient, so weit es mit den
Gesetzen des Landes vereinbar sey: genaue Beobachtung des
Concordates: die Erziehung des präsumtiven Thronerben,
des Prinzen Conde, im katholischen Glauben. Auch für den
König blieb es noch allemal sehr wünschenswerth sich mit
dem römischen Stuhle zu versöhnen. Seine Macht beruhte
auf seinem Uebertritt zum Katholicismus: erst durch die
Absolution des Papstes erhielt dieser Act vollständige Be-
glaubigung: wiewohl bei weitem die Meisten sich gefügt,
so gab es doch immer noch Einige, die den Mangel der-
selben als den Grund ihres fortgesetzten Widerstandes gel-

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
ſen Gegenſatz gegen die ſtrengen Doctrinen bilde, doch in
den weltlichen eine offenbare Sympathie mit den roͤmiſchen
Intereſſen habe: vielleicht ließ ſich jener noch beſeitigen und
dieſe um ſo beſſer benutzen: genug, jetzt zeigte ſich Clemens
bereitwillig, ſo wie das erſte Wort an ihn gerichtet wurde.
Wir haben die Berichte des franzoͤſiſchen Bevollmaͤchtigten
d’Oſſat uͤber ſeine Unterhandlungen: ſie ſind angenehm,
unterrichtend, leſenswuͤrdig: aber ich finde nicht, daß er
große Schwierigkeiten zu uͤberwinden gehabt haͤtte: es
waͤre unnuͤtz ſeine Schritte im Einzelnen zu begleiten:
die allgemeine Lage der Dinge hatte den Papſt ſchon be-
ſtimmt. Es kam nur darauf an, daß der Koͤnig dagegen
auch dem Papſt einige Forderungen bewilligte. Die Un-
guͤnſtigen haͤtten dieſe gern ſo hoch als moͤglich geſteigert:
denn der groͤßten Sicherheiten beduͤrfe die Kirche in dieſem
Falle: der Papſt blieb bei ertraͤglichern ſtehn. Er forderte
beſonders die Herſtellung des Katholicismus in Bearn:
die Einfuͤhrung des Concils von Trient, ſo weit es mit den
Geſetzen des Landes vereinbar ſey: genaue Beobachtung des
Concordates: die Erziehung des praͤſumtiven Thronerben,
des Prinzen Condé, im katholiſchen Glauben. Auch fuͤr den
Koͤnig blieb es noch allemal ſehr wuͤnſchenswerth ſich mit
dem roͤmiſchen Stuhle zu verſoͤhnen. Seine Macht beruhte
auf ſeinem Uebertritt zum Katholicismus: erſt durch die
Abſolution des Papſtes erhielt dieſer Act vollſtaͤndige Be-
glaubigung: wiewohl bei weitem die Meiſten ſich gefuͤgt,
ſo gab es doch immer noch Einige, die den Mangel der-
ſelben als den Grund ihres fortgeſetzten Widerſtandes gel-

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[252/0264] Buch VI. Innere Streitigkeiten. ſen Gegenſatz gegen die ſtrengen Doctrinen bilde, doch in den weltlichen eine offenbare Sympathie mit den roͤmiſchen Intereſſen habe: vielleicht ließ ſich jener noch beſeitigen und dieſe um ſo beſſer benutzen: genug, jetzt zeigte ſich Clemens bereitwillig, ſo wie das erſte Wort an ihn gerichtet wurde. Wir haben die Berichte des franzoͤſiſchen Bevollmaͤchtigten d’Oſſat uͤber ſeine Unterhandlungen: ſie ſind angenehm, unterrichtend, leſenswuͤrdig: aber ich finde nicht, daß er große Schwierigkeiten zu uͤberwinden gehabt haͤtte: es waͤre unnuͤtz ſeine Schritte im Einzelnen zu begleiten: die allgemeine Lage der Dinge hatte den Papſt ſchon be- ſtimmt. Es kam nur darauf an, daß der Koͤnig dagegen auch dem Papſt einige Forderungen bewilligte. Die Un- guͤnſtigen haͤtten dieſe gern ſo hoch als moͤglich geſteigert: denn der groͤßten Sicherheiten beduͤrfe die Kirche in dieſem Falle: der Papſt blieb bei ertraͤglichern ſtehn. Er forderte beſonders die Herſtellung des Katholicismus in Bearn: die Einfuͤhrung des Concils von Trient, ſo weit es mit den Geſetzen des Landes vereinbar ſey: genaue Beobachtung des Concordates: die Erziehung des praͤſumtiven Thronerben, des Prinzen Condé, im katholiſchen Glauben. Auch fuͤr den Koͤnig blieb es noch allemal ſehr wuͤnſchenswerth ſich mit dem roͤmiſchen Stuhle zu verſoͤhnen. Seine Macht beruhte auf ſeinem Uebertritt zum Katholicismus: erſt durch die Abſolution des Papſtes erhielt dieſer Act vollſtaͤndige Be- glaubigung: wiewohl bei weitem die Meiſten ſich gefuͤgt, ſo gab es doch immer noch Einige, die den Mangel der- ſelben als den Grund ihres fortgeſetzten Widerſtandes gel-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/264>, abgerufen am 22.11.2024.