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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
bisherigen Bestrebungen der Ligue, vor allem den Sechzehn
und den Spaniern entgegengesetzte, politisch und kirchlich
gemäßigte Gesinnung auch in Paris. Es ward eine Ver-
bindung geschlossen, nicht viel anders als die Ligue selbst,
welche sich zum Ziel setzte, vor allem die Aemter der Stadt
in die Hände gemäßigter, einverstandener Männer zu brin-
gen, und dieß im Laufe jenes Jahres ziemlich durchführte 1).
Aehnliche Tendenzen zeigten sich in dem ganzen Reiche. Sie
hatten an dem Ausfalle der Wahlen für den Reichstag
schon einen großen Antheil. Daher kam es, daß die Spa-
nier mit allen ihren Vorschlägen hier einen so nachhaltigen
Widerstand fanden. Während die wilden Prediger noch
Jedermann für excommunicirt erklärten, der nur von Friede
mit dem Ketzer, auch wenn er zur Messe gehe, reden würde,
erneuerte das Parlement die Erinnerung an die Grundge-
setze des Landes, durch welche fremde Prinzen von dem
Throne ausgeschlossen seyen: es ließ sich nicht verkennen,
daß diese ganze Partei, die man die politische nannte, nur
die Bekehrung Heinrichs IV. erwartete, um sich ihm zu
unterwerfen.

Welcher Unterschied war dann noch zwischen ihnen und
den katholischen Royalisten in dem Lager Heinrichs IV?
Der einzige, daß Jene vor ihrer Unterwerfung einen Schritt
gethan sehen wollten, den Diese abwarten zu können ge-
glaubt hatten. Denn darin waren auch die katholischen
Royalisten einmüthig, daß der König zu ihrer Kirche zu-
rückkehren müsse, obwohl sie sein Recht, seine Legitimität

1) Cayet lib. IV (tom. 58, p. 5) theilt die Propositionen
mit, die in der ersten Versammlung gemacht wurden.

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
bisherigen Beſtrebungen der Ligue, vor allem den Sechzehn
und den Spaniern entgegengeſetzte, politiſch und kirchlich
gemaͤßigte Geſinnung auch in Paris. Es ward eine Ver-
bindung geſchloſſen, nicht viel anders als die Ligue ſelbſt,
welche ſich zum Ziel ſetzte, vor allem die Aemter der Stadt
in die Haͤnde gemaͤßigter, einverſtandener Maͤnner zu brin-
gen, und dieß im Laufe jenes Jahres ziemlich durchfuͤhrte 1).
Aehnliche Tendenzen zeigten ſich in dem ganzen Reiche. Sie
hatten an dem Ausfalle der Wahlen fuͤr den Reichstag
ſchon einen großen Antheil. Daher kam es, daß die Spa-
nier mit allen ihren Vorſchlaͤgen hier einen ſo nachhaltigen
Widerſtand fanden. Waͤhrend die wilden Prediger noch
Jedermann fuͤr excommunicirt erklaͤrten, der nur von Friede
mit dem Ketzer, auch wenn er zur Meſſe gehe, reden wuͤrde,
erneuerte das Parlement die Erinnerung an die Grundge-
ſetze des Landes, durch welche fremde Prinzen von dem
Throne ausgeſchloſſen ſeyen: es ließ ſich nicht verkennen,
daß dieſe ganze Partei, die man die politiſche nannte, nur
die Bekehrung Heinrichs IV. erwartete, um ſich ihm zu
unterwerfen.

Welcher Unterſchied war dann noch zwiſchen ihnen und
den katholiſchen Royaliſten in dem Lager Heinrichs IV?
Der einzige, daß Jene vor ihrer Unterwerfung einen Schritt
gethan ſehen wollten, den Dieſe abwarten zu koͤnnen ge-
glaubt hatten. Denn darin waren auch die katholiſchen
Royaliſten einmuͤthig, daß der Koͤnig zu ihrer Kirche zu-
ruͤckkehren muͤſſe, obwohl ſie ſein Recht, ſeine Legitimitaͤt

1) Cayet lib. IV (tom. 58, p. 5) theilt die Propoſitionen
mit, die in der erſten Verſammlung gemacht wurden.
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[242/0254] Buch VI. Innere Streitigkeiten. bisherigen Beſtrebungen der Ligue, vor allem den Sechzehn und den Spaniern entgegengeſetzte, politiſch und kirchlich gemaͤßigte Geſinnung auch in Paris. Es ward eine Ver- bindung geſchloſſen, nicht viel anders als die Ligue ſelbſt, welche ſich zum Ziel ſetzte, vor allem die Aemter der Stadt in die Haͤnde gemaͤßigter, einverſtandener Maͤnner zu brin- gen, und dieß im Laufe jenes Jahres ziemlich durchfuͤhrte 1). Aehnliche Tendenzen zeigten ſich in dem ganzen Reiche. Sie hatten an dem Ausfalle der Wahlen fuͤr den Reichstag ſchon einen großen Antheil. Daher kam es, daß die Spa- nier mit allen ihren Vorſchlaͤgen hier einen ſo nachhaltigen Widerſtand fanden. Waͤhrend die wilden Prediger noch Jedermann fuͤr excommunicirt erklaͤrten, der nur von Friede mit dem Ketzer, auch wenn er zur Meſſe gehe, reden wuͤrde, erneuerte das Parlement die Erinnerung an die Grundge- ſetze des Landes, durch welche fremde Prinzen von dem Throne ausgeſchloſſen ſeyen: es ließ ſich nicht verkennen, daß dieſe ganze Partei, die man die politiſche nannte, nur die Bekehrung Heinrichs IV. erwartete, um ſich ihm zu unterwerfen. Welcher Unterſchied war dann noch zwiſchen ihnen und den katholiſchen Royaliſten in dem Lager Heinrichs IV? Der einzige, daß Jene vor ihrer Unterwerfung einen Schritt gethan ſehen wollten, den Dieſe abwarten zu koͤnnen ge- glaubt hatten. Denn darin waren auch die katholiſchen Royaliſten einmuͤthig, daß der Koͤnig zu ihrer Kirche zu- ruͤckkehren muͤſſe, obwohl ſie ſein Recht, ſeine Legitimitaͤt 1) Cayet lib. IV (tom. 58, p. 5) theilt die Propoſitionen mit, die in der erſten Verſammlung gemacht wurden.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/254>, abgerufen am 22.11.2024.