del, wie es die Ordnung des Geschäftes erfordert, auf der Seite auszuharren, welche einmal ergriffen ist, und mit der Idee seines Amtes die meiste Analogie hat. Nur das läßt sich bemerken, daß er auch die andere Partei nicht ganz von sich stößt, sie nicht zu entschiedener Feindseligkeit bringen möchte. Mit geheimer Näherung, indirecten Aeußerungen hält er sie in der Aussicht einstiger Versöhnung: er thut den Spaniern genug, doch dürfen die Gegner sich überre- den, daß seine Handlungen nicht ganz frei, daß sie eben hauptsächlich aus Rücksicht auf die Spanier so und nicht anders seyen. In Sixtus waren es entgegengesetzte Ge- müthsbewegungen, was ihn zuletzt an entschlossenem Ein- greifen verhinderte: in Clemens ist es Rücksicht nach bei- den Seiten, Klugheit, welterfahrene, Feindseligkeiten ver- meidende Circumspection. Aber allerdings erfolgt, daß auch er keinen entscheidenden Einfluß ausübt.
Um so mehr sich selbst überlassen, entwickelten sich die französischen Angelegenheiten nach ihren eigenen innern Trieben.
Das Wichtigste war, daß sich die Häupter der Ligue entzweiten. Die Sechszehn schlossen sich enge an Spanien: Mayenne verfolgte Zwecke eines persönlichen Ehrgeizes. Die Sechszehn wurden um so eifriger: sie schritten zu den grausamsten Attentaten gegen ihre vermeinten oder wahr- haften Abtrünnigen, z. B. der Ermordung des Präsidenten Brisson: Mayenne hielt für gut sie dafür zu züchtigen und ihre wildesten Anführer hinrichten zu lassen. Von diesem Zwiespalt begünstigt erhob sich, schon seit dem An- fange des Jahres 1592, eine zwar katholische, aber den
Päpste* 16
Abſolution HeinrichsIV.
del, wie es die Ordnung des Geſchaͤftes erfordert, auf der Seite auszuharren, welche einmal ergriffen iſt, und mit der Idee ſeines Amtes die meiſte Analogie hat. Nur das laͤßt ſich bemerken, daß er auch die andere Partei nicht ganz von ſich ſtoͤßt, ſie nicht zu entſchiedener Feindſeligkeit bringen moͤchte. Mit geheimer Naͤherung, indirecten Aeußerungen haͤlt er ſie in der Ausſicht einſtiger Verſoͤhnung: er thut den Spaniern genug, doch duͤrfen die Gegner ſich uͤberre- den, daß ſeine Handlungen nicht ganz frei, daß ſie eben hauptſaͤchlich aus Ruͤckſicht auf die Spanier ſo und nicht anders ſeyen. In Sixtus waren es entgegengeſetzte Ge- muͤthsbewegungen, was ihn zuletzt an entſchloſſenem Ein- greifen verhinderte: in Clemens iſt es Ruͤckſicht nach bei- den Seiten, Klugheit, welterfahrene, Feindſeligkeiten ver- meidende Circumſpection. Aber allerdings erfolgt, daß auch er keinen entſcheidenden Einfluß ausuͤbt.
Um ſo mehr ſich ſelbſt uͤberlaſſen, entwickelten ſich die franzoͤſiſchen Angelegenheiten nach ihren eigenen innern Trieben.
Das Wichtigſte war, daß ſich die Haͤupter der Ligue entzweiten. Die Sechszehn ſchloſſen ſich enge an Spanien: Mayenne verfolgte Zwecke eines perſoͤnlichen Ehrgeizes. Die Sechszehn wurden um ſo eifriger: ſie ſchritten zu den grauſamſten Attentaten gegen ihre vermeinten oder wahr- haften Abtruͤnnigen, z. B. der Ermordung des Praͤſidenten Briſſon: Mayenne hielt fuͤr gut ſie dafuͤr zu zuͤchtigen und ihre wildeſten Anfuͤhrer hinrichten zu laſſen. Von dieſem Zwieſpalt beguͤnſtigt erhob ſich, ſchon ſeit dem An- fange des Jahres 1592, eine zwar katholiſche, aber den
Päpſte* 16
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Abſolution Heinrichs IV.
del, wie es die Ordnung des Geſchaͤftes erfordert, auf der
Seite auszuharren, welche einmal ergriffen iſt, und mit der
Idee ſeines Amtes die meiſte Analogie hat. Nur das laͤßt
ſich bemerken, daß er auch die andere Partei nicht ganz von
ſich ſtoͤßt, ſie nicht zu entſchiedener Feindſeligkeit bringen
moͤchte. Mit geheimer Naͤherung, indirecten Aeußerungen
haͤlt er ſie in der Ausſicht einſtiger Verſoͤhnung: er thut
den Spaniern genug, doch duͤrfen die Gegner ſich uͤberre-
den, daß ſeine Handlungen nicht ganz frei, daß ſie eben
hauptſaͤchlich aus Ruͤckſicht auf die Spanier ſo und nicht
anders ſeyen. In Sixtus waren es entgegengeſetzte Ge-
muͤthsbewegungen, was ihn zuletzt an entſchloſſenem Ein-
greifen verhinderte: in Clemens iſt es Ruͤckſicht nach bei-
den Seiten, Klugheit, welterfahrene, Feindſeligkeiten ver-
meidende Circumſpection. Aber allerdings erfolgt, daß auch
er keinen entſcheidenden Einfluß ausuͤbt.
Um ſo mehr ſich ſelbſt uͤberlaſſen, entwickelten ſich
die franzoͤſiſchen Angelegenheiten nach ihren eigenen innern
Trieben.
Das Wichtigſte war, daß ſich die Haͤupter der Ligue
entzweiten. Die Sechszehn ſchloſſen ſich enge an Spanien:
Mayenne verfolgte Zwecke eines perſoͤnlichen Ehrgeizes.
Die Sechszehn wurden um ſo eifriger: ſie ſchritten zu den
grauſamſten Attentaten gegen ihre vermeinten oder wahr-
haften Abtruͤnnigen, z. B. der Ermordung des Praͤſidenten
Briſſon: Mayenne hielt fuͤr gut ſie dafuͤr zu zuͤchtigen
und ihre wildeſten Anfuͤhrer hinrichten zu laſſen. Von
dieſem Zwieſpalt beguͤnſtigt erhob ſich, ſchon ſeit dem An-
fange des Jahres 1592, eine zwar katholiſche, aber den
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/253>, abgerufen am 16.02.2025.
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