Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
men bekomme: er beschwört ihn, in einer so wichtigen
Sache sich vor aller Uebereilung zu hüten 1).

Eine Anmahnung, die für einen Gesandten, welcher
sich verpflichtet geglaubt hätte die Winke seines Fürsten zu
befolgen bedeutend gewesen seyn würde, die sich aber doch
viel zu sehr im Allgemeinen hielt, als daß sie einen geistli-
chen Herrn, der seine Beförderung mehr von Spanien als
von dem Papst erwartete, von einer Partei hätte abzie-
hen sollen, der er von jeher zugehört, die er für die recht-
gläubige hielt. Der Cardinal Sega änderte darum sein
Verfahren nicht im mindesten. Noch am 13. Juni 1593
erließ er eine Erklärung, in der er die Stände aufforderte
einen König zu wählen, der nicht allein ein wahrhafter Ka-
tholik, sondern auch entschlossen und geeignet sey die Anstren-
gungen der Ketzer zu vernichten. Das sey die Sache, die
S. Heiligkeit in der Welt am meisten wünsche 2).

Mit jener Instruction des Papstes ist es nicht an-
ders als mit seinen übrigen Schritten. Er hält sich im
Allgemeinen zu der kirchlich-spanischen streng orthodoxen
Partei. Er thut das zwar nicht mit jener Leidenschaft und
Hingebung, welche andern Päpsten eigen gewesen: sind diese
Eigenschaften überhaupt in ihm, so sind sie doch nur im
Verborgenen wirksam: es ist ihm genug ruhig und ohne Ta-

del,
1) Einen Auszug aus dieser Instruction hat Davila XIII,
p. 810.
2) "qu'il ait le courage et les autres vertus requises pour
pouvoir heureusement reprimer et aneantir du tout les efforts
et mauvais desseins des heretiques. C'est la chose du monde
que plus S. S. presse et desire.
(Bei Cayet 58, 351).

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
men bekomme: er beſchwoͤrt ihn, in einer ſo wichtigen
Sache ſich vor aller Uebereilung zu huͤten 1).

Eine Anmahnung, die fuͤr einen Geſandten, welcher
ſich verpflichtet geglaubt haͤtte die Winke ſeines Fuͤrſten zu
befolgen bedeutend geweſen ſeyn wuͤrde, die ſich aber doch
viel zu ſehr im Allgemeinen hielt, als daß ſie einen geiſtli-
chen Herrn, der ſeine Befoͤrderung mehr von Spanien als
von dem Papſt erwartete, von einer Partei haͤtte abzie-
hen ſollen, der er von jeher zugehoͤrt, die er fuͤr die recht-
glaͤubige hielt. Der Cardinal Sega aͤnderte darum ſein
Verfahren nicht im mindeſten. Noch am 13. Juni 1593
erließ er eine Erklaͤrung, in der er die Staͤnde aufforderte
einen Koͤnig zu waͤhlen, der nicht allein ein wahrhafter Ka-
tholik, ſondern auch entſchloſſen und geeignet ſey die Anſtren-
gungen der Ketzer zu vernichten. Das ſey die Sache, die
S. Heiligkeit in der Welt am meiſten wuͤnſche 2).

Mit jener Inſtruction des Papſtes iſt es nicht an-
ders als mit ſeinen uͤbrigen Schritten. Er haͤlt ſich im
Allgemeinen zu der kirchlich-ſpaniſchen ſtreng orthodoxen
Partei. Er thut das zwar nicht mit jener Leidenſchaft und
Hingebung, welche andern Paͤpſten eigen geweſen: ſind dieſe
Eigenſchaften uͤberhaupt in ihm, ſo ſind ſie doch nur im
Verborgenen wirkſam: es iſt ihm genug ruhig und ohne Ta-

del,
1) Einen Auszug aus dieſer Inſtruction hat Davila XIII,
p. 810.
2) „qu’il ait le courage et les autres vertus requises pour
pouvoir heureusement reprimer et anéantir du tout les efforts
et mauvais desseins des heretiques. C’est la chose du monde
que plus S. S. presse et desire.
(Bei Cayet 58, 351).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0252" n="240"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">VI.</hi><hi rendition="#g">Innere Streitigkeiten</hi>.</fw><lb/>
men bekomme: er be&#x017F;chwo&#x0364;rt ihn, in einer &#x017F;o wichtigen<lb/>
Sache &#x017F;ich vor aller Uebereilung zu hu&#x0364;ten <note place="foot" n="1)">Einen Auszug aus die&#x017F;er In&#x017F;truction hat Davila <hi rendition="#aq">XIII,<lb/>
p. 810.</hi></note>.</p><lb/>
          <p>Eine Anmahnung, die fu&#x0364;r einen Ge&#x017F;andten, welcher<lb/>
&#x017F;ich verpflichtet geglaubt ha&#x0364;tte die Winke &#x017F;eines Fu&#x0364;r&#x017F;ten zu<lb/>
befolgen bedeutend gewe&#x017F;en &#x017F;eyn wu&#x0364;rde, die &#x017F;ich aber doch<lb/>
viel zu &#x017F;ehr im Allgemeinen hielt, als daß &#x017F;ie einen gei&#x017F;tli-<lb/>
chen Herrn, der &#x017F;eine Befo&#x0364;rderung mehr von Spanien als<lb/>
von dem Pap&#x017F;t erwartete, von einer Partei ha&#x0364;tte abzie-<lb/>
hen &#x017F;ollen, der er von jeher zugeho&#x0364;rt, die er fu&#x0364;r die recht-<lb/>
gla&#x0364;ubige hielt. Der Cardinal Sega a&#x0364;nderte darum &#x017F;ein<lb/>
Verfahren nicht im minde&#x017F;ten. Noch am 13. Juni 1593<lb/>
erließ er eine Erkla&#x0364;rung, in der er die Sta&#x0364;nde aufforderte<lb/>
einen Ko&#x0364;nig zu wa&#x0364;hlen, der nicht allein ein wahrhafter Ka-<lb/>
tholik, &#x017F;ondern auch ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und geeignet &#x017F;ey die An&#x017F;tren-<lb/>
gungen der Ketzer zu vernichten. Das &#x017F;ey die Sache, die<lb/>
S. Heiligkeit in der Welt am mei&#x017F;ten wu&#x0364;n&#x017F;che <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">&#x201E;qu&#x2019;il ait le courage et les autres vertus requises pour<lb/>
pouvoir heureusement reprimer et anéantir du tout les efforts<lb/>
et mauvais desseins des heretiques. C&#x2019;est la chose du monde<lb/>
que plus S. S. presse et desire.</hi> (Bei Cayet 58, 351).</note>.</p><lb/>
          <p>Mit jener In&#x017F;truction des Pap&#x017F;tes i&#x017F;t es nicht an-<lb/>
ders als mit &#x017F;einen u&#x0364;brigen Schritten. Er ha&#x0364;lt &#x017F;ich im<lb/>
Allgemeinen zu der kirchlich-&#x017F;pani&#x017F;chen &#x017F;treng orthodoxen<lb/>
Partei. Er thut das zwar nicht mit jener Leiden&#x017F;chaft und<lb/>
Hingebung, welche andern Pa&#x0364;p&#x017F;ten eigen gewe&#x017F;en: &#x017F;ind die&#x017F;e<lb/>
Eigen&#x017F;chaften u&#x0364;berhaupt in ihm, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie doch nur im<lb/>
Verborgenen wirk&#x017F;am: es i&#x017F;t ihm genug ruhig und ohne Ta-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">del,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0252] Buch VI. Innere Streitigkeiten. men bekomme: er beſchwoͤrt ihn, in einer ſo wichtigen Sache ſich vor aller Uebereilung zu huͤten 1). Eine Anmahnung, die fuͤr einen Geſandten, welcher ſich verpflichtet geglaubt haͤtte die Winke ſeines Fuͤrſten zu befolgen bedeutend geweſen ſeyn wuͤrde, die ſich aber doch viel zu ſehr im Allgemeinen hielt, als daß ſie einen geiſtli- chen Herrn, der ſeine Befoͤrderung mehr von Spanien als von dem Papſt erwartete, von einer Partei haͤtte abzie- hen ſollen, der er von jeher zugehoͤrt, die er fuͤr die recht- glaͤubige hielt. Der Cardinal Sega aͤnderte darum ſein Verfahren nicht im mindeſten. Noch am 13. Juni 1593 erließ er eine Erklaͤrung, in der er die Staͤnde aufforderte einen Koͤnig zu waͤhlen, der nicht allein ein wahrhafter Ka- tholik, ſondern auch entſchloſſen und geeignet ſey die Anſtren- gungen der Ketzer zu vernichten. Das ſey die Sache, die S. Heiligkeit in der Welt am meiſten wuͤnſche 2). Mit jener Inſtruction des Papſtes iſt es nicht an- ders als mit ſeinen uͤbrigen Schritten. Er haͤlt ſich im Allgemeinen zu der kirchlich-ſpaniſchen ſtreng orthodoxen Partei. Er thut das zwar nicht mit jener Leidenſchaft und Hingebung, welche andern Paͤpſten eigen geweſen: ſind dieſe Eigenſchaften uͤberhaupt in ihm, ſo ſind ſie doch nur im Verborgenen wirkſam: es iſt ihm genug ruhig und ohne Ta- del, 1) Einen Auszug aus dieſer Inſtruction hat Davila XIII, p. 810. 2) „qu’il ait le courage et les autres vertus requises pour pouvoir heureusement reprimer et anéantir du tout les efforts et mauvais desseins des heretiques. C’est la chose du monde que plus S. S. presse et desire. (Bei Cayet 58, 351).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/252
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/252>, abgerufen am 22.11.2024.