er denn ohne vielen Widerstand gewählt: 20. Jan. 1592. Er nannte sich Clemens VIII.
Es ist immer sonderbar, wie es hiebei den Spaniern ging. Sie hatten Montalto auf ihre Seite gebracht, um einen von den Jahren durchzusetzen: eben diese Verbindung machte jedoch, daß sie selbst dazu helfen mußten, einen Freund Montaltos, eine Creatur Sixtus V. auf den Thron zu bringen.
Wir bemerken, daß hiemit in dem Gange der Papst- wahlen eine Veränderung eintrat, die wir nicht als unbe- deutend betrachten dürfen. Seit langer Zeit waren einan- der immer Männer von entgegengesetzten Factionen nachge- folgt. Auch jetzt war wohl dasselbe geschehen, drei Mal hatten die Geschöpfe Sixtus V. zurückstehn müssen: aber die Gewählten hatten doch nur eine sehr vorübergehende Macht genossen, und keine neue starke Faction bilden können: Todesfälle, Leichenzüge, neue Conclaven waren auf einander gefolgt. Der Erste, der den Stuhl wieder mit voller Lebenskraft bestieg, war Clemens VIII. Es folgte eine Regierung der nemlichen Partei, welche zuletzt länger geherrscht hatte.
Die allgemeine Aufmerksamkeit war nun darauf ge- richtet, wer der neue Gewalthaber sey, was sich von ihm erwarten lasse.
Clemens VIII. war im Exil geboren. Sein Vater Salvestro Aldobrandino, von angesehenem florentinischen Geschlecht, aber ein lebhafter und thätiger Gegner der Me- dici, war bei dem endlichen Siege dieses Hauses im Jahre 1531 vertrieben worden und hatte sein Fortkommen im
Wahl ClemensVIII.
er denn ohne vielen Widerſtand gewaͤhlt: 20. Jan. 1592. Er nannte ſich Clemens VIII.
Es iſt immer ſonderbar, wie es hiebei den Spaniern ging. Sie hatten Montalto auf ihre Seite gebracht, um einen von den Jahren durchzuſetzen: eben dieſe Verbindung machte jedoch, daß ſie ſelbſt dazu helfen mußten, einen Freund Montaltos, eine Creatur Sixtus V. auf den Thron zu bringen.
Wir bemerken, daß hiemit in dem Gange der Papſt- wahlen eine Veraͤnderung eintrat, die wir nicht als unbe- deutend betrachten duͤrfen. Seit langer Zeit waren einan- der immer Maͤnner von entgegengeſetzten Factionen nachge- folgt. Auch jetzt war wohl daſſelbe geſchehen, drei Mal hatten die Geſchoͤpfe Sixtus V. zuruͤckſtehn muͤſſen: aber die Gewaͤhlten hatten doch nur eine ſehr voruͤbergehende Macht genoſſen, und keine neue ſtarke Faction bilden koͤnnen: Todesfaͤlle, Leichenzuͤge, neue Conclaven waren auf einander gefolgt. Der Erſte, der den Stuhl wieder mit voller Lebenskraft beſtieg, war Clemens VIII. Es folgte eine Regierung der nemlichen Partei, welche zuletzt laͤnger geherrſcht hatte.
Die allgemeine Aufmerkſamkeit war nun darauf ge- richtet, wer der neue Gewalthaber ſey, was ſich von ihm erwarten laſſe.
Clemens VIII. war im Exil geboren. Sein Vater Salveſtro Aldobrandino, von angeſehenem florentiniſchen Geſchlecht, aber ein lebhafter und thaͤtiger Gegner der Me- dici, war bei dem endlichen Siege dieſes Hauſes im Jahre 1531 vertrieben worden und hatte ſein Fortkommen im
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Wahl Clemens VIII.
er denn ohne vielen Widerſtand gewaͤhlt: 20. Jan. 1592.
Er nannte ſich Clemens VIII.
Es iſt immer ſonderbar, wie es hiebei den Spaniern
ging. Sie hatten Montalto auf ihre Seite gebracht, um
einen von den Jahren durchzuſetzen: eben dieſe Verbindung
machte jedoch, daß ſie ſelbſt dazu helfen mußten, einen
Freund Montaltos, eine Creatur Sixtus V. auf den Thron
zu bringen.
Wir bemerken, daß hiemit in dem Gange der Papſt-
wahlen eine Veraͤnderung eintrat, die wir nicht als unbe-
deutend betrachten duͤrfen. Seit langer Zeit waren einan-
der immer Maͤnner von entgegengeſetzten Factionen nachge-
folgt. Auch jetzt war wohl daſſelbe geſchehen, drei Mal
hatten die Geſchoͤpfe Sixtus V. zuruͤckſtehn muͤſſen: aber
die Gewaͤhlten hatten doch nur eine ſehr voruͤbergehende
Macht genoſſen, und keine neue ſtarke Faction bilden
koͤnnen: Todesfaͤlle, Leichenzuͤge, neue Conclaven waren
auf einander gefolgt. Der Erſte, der den Stuhl wieder
mit voller Lebenskraft beſtieg, war Clemens VIII. Es
folgte eine Regierung der nemlichen Partei, welche zuletzt
laͤnger geherrſcht hatte.
Die allgemeine Aufmerkſamkeit war nun darauf ge-
richtet, wer der neue Gewalthaber ſey, was ſich von ihm
erwarten laſſe.
Clemens VIII. war im Exil geboren. Sein Vater
Salveſtro Aldobrandino, von angeſehenem florentiniſchen
Geſchlecht, aber ein lebhafter und thaͤtiger Gegner der Me-
dici, war bei dem endlichen Siege dieſes Hauſes im Jahre
1531 vertrieben worden und hatte ſein Fortkommen im
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/243>, abgerufen am 25.11.2024.
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