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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Wahl Clemens VIII.
letzt auch gelungen Montalto zu gewinnen. Das Haus
dieses Nepoten hatte sich in dem Neapolitanischen ange-
kauft. Indem Montalto zusagte sich dem Willen des Königs
nicht mehr zu widersetzen, versprach ihm dagegen der Kö-
nig, nicht alle Creaturen Sixtus V. geradehin auszuschließen.
So waren sie verbündet, und die Spanier zögerten nicht
länger, den Mann auf die Wahl zu bringen, von dem sie
sich die thätigste Mitwirkung zu dem französischen Kriege
versprechen konnten.

Von allen Cardinälen konnte Santorio, mit dem Ti-
tel Sanseverina, als der eifrigste angesehen werden. Schon
in seiner Jugend hatte er zu Neapel manchen Kampf mit
den dortigen Protestanten durchgemacht: in seiner Autobio-
graphie, welche handschriftlich übrig ist, bezeichnet er die
Bluthochzeit als "den berühmten Tag des h. Bartholomäus,
hoch erfreulich den Katholischen" 1): immer hatte er sich
zu den heftigsten Meinungen bekannt; er war das leitende
Mitglied in der Congregation für die französischen Ange-
legenheiten, seit lange die Seele der Inquisition: noch ge-
sund und in ziemlich frischem Alter.

Diesen Mann wünschten die Spanier mit der höch-
sten geistlichen Würde zu bekleiden: einen ergebenern hät-
ten sie nicht finden können. Noch Olivarez hatte alles vor-
bereitet 2): es schien kein Zweifel übrig zu bleiben: von 52

gue gewesen; allein das angeführte Schreiben (bei Cayet p. 356)
hebt alle Zweifel.
1) Er spricht von einem "giusto sdegno del re Carlo IX di
gloriosa memoria in quel celebre giorno di S. Bartolommeo
lietissimo a' cattolici."
2) Conclave di Clemente VIII MS. Il conte di Olivarez,
15*

Wahl Clemens VIII.
letzt auch gelungen Montalto zu gewinnen. Das Haus
dieſes Nepoten hatte ſich in dem Neapolitaniſchen ange-
kauft. Indem Montalto zuſagte ſich dem Willen des Koͤnigs
nicht mehr zu widerſetzen, verſprach ihm dagegen der Koͤ-
nig, nicht alle Creaturen Sixtus V. geradehin auszuſchließen.
So waren ſie verbuͤndet, und die Spanier zoͤgerten nicht
laͤnger, den Mann auf die Wahl zu bringen, von dem ſie
ſich die thaͤtigſte Mitwirkung zu dem franzoͤſiſchen Kriege
verſprechen konnten.

Von allen Cardinaͤlen konnte Santorio, mit dem Ti-
tel Sanſeverina, als der eifrigſte angeſehen werden. Schon
in ſeiner Jugend hatte er zu Neapel manchen Kampf mit
den dortigen Proteſtanten durchgemacht: in ſeiner Autobio-
graphie, welche handſchriftlich uͤbrig iſt, bezeichnet er die
Bluthochzeit als „den beruͤhmten Tag des h. Bartholomaͤus,
hoch erfreulich den Katholiſchen“ 1): immer hatte er ſich
zu den heftigſten Meinungen bekannt; er war das leitende
Mitglied in der Congregation fuͤr die franzoͤſiſchen Ange-
legenheiten, ſeit lange die Seele der Inquiſition: noch ge-
ſund und in ziemlich friſchem Alter.

Dieſen Mann wuͤnſchten die Spanier mit der hoͤch-
ſten geiſtlichen Wuͤrde zu bekleiden: einen ergebenern haͤt-
ten ſie nicht finden koͤnnen. Noch Olivarez hatte alles vor-
bereitet 2): es ſchien kein Zweifel uͤbrig zu bleiben: von 52

gue geweſen; allein das angefuͤhrte Schreiben (bei Cayet p. 356)
hebt alle Zweifel.
1) Er ſpricht von einem „giusto sdegno del re Carlo IX di
gloriosa memoria in quel celebre giorno di S. Bartolommeo
lietissimo a’ cattolici.“
2) Conclave di Clemente VIII MS. Il conte di Olivarez,
15*
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[227/0239] Wahl Clemens VIII. letzt auch gelungen Montalto zu gewinnen. Das Haus dieſes Nepoten hatte ſich in dem Neapolitaniſchen ange- kauft. Indem Montalto zuſagte ſich dem Willen des Koͤnigs nicht mehr zu widerſetzen, verſprach ihm dagegen der Koͤ- nig, nicht alle Creaturen Sixtus V. geradehin auszuſchließen. So waren ſie verbuͤndet, und die Spanier zoͤgerten nicht laͤnger, den Mann auf die Wahl zu bringen, von dem ſie ſich die thaͤtigſte Mitwirkung zu dem franzoͤſiſchen Kriege verſprechen konnten. Von allen Cardinaͤlen konnte Santorio, mit dem Ti- tel Sanſeverina, als der eifrigſte angeſehen werden. Schon in ſeiner Jugend hatte er zu Neapel manchen Kampf mit den dortigen Proteſtanten durchgemacht: in ſeiner Autobio- graphie, welche handſchriftlich uͤbrig iſt, bezeichnet er die Bluthochzeit als „den beruͤhmten Tag des h. Bartholomaͤus, hoch erfreulich den Katholiſchen“ 1): immer hatte er ſich zu den heftigſten Meinungen bekannt; er war das leitende Mitglied in der Congregation fuͤr die franzoͤſiſchen Ange- legenheiten, ſeit lange die Seele der Inquiſition: noch ge- ſund und in ziemlich friſchem Alter. Dieſen Mann wuͤnſchten die Spanier mit der hoͤch- ſten geiſtlichen Wuͤrde zu bekleiden: einen ergebenern haͤt- ten ſie nicht finden koͤnnen. Noch Olivarez hatte alles vor- bereitet 2): es ſchien kein Zweifel uͤbrig zu bleiben: von 52 1) 1) Er ſpricht von einem „giusto sdegno del re Carlo IX di gloriosa memoria in quel celebre giorno di S. Bartolommeo lietissimo a’ cattolici.“ 2) Conclave di Clemente VIII MS. Il conte di Olivarez, 1) gue geweſen; allein das angefuͤhrte Schreiben (bei Cayet p. 356) hebt alle Zweifel. 15*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/239>, abgerufen am 24.11.2024.