ändern als die Dynastie. Es bildete sich von dieser Zeit an unter den Anhängern des Königs die sogenannte dritte Partei, welche denselben unaufhörlich zur Wiederannahme des Katholicismus aufforderte, nur unter dieser Bedingung und Aussicht ihm treu blieb, und um so mehr zu bedeu- ten hatte, da die mächtigsten Männer in seiner unmittelba- ren Umgebung sich zu ihr hielten.
Noch größere Erfolge aber ließen die andern Maaß- regeln erwarten, die der Papst in jenem Briefe ankündigte, und die er nicht zögerte in Erfüllung zu bringen. Die Pariser unterstützte er monatlich mit 15000 Scudi: den Oberst Lusi schickte er in die Schweiz, um Truppen an- zuwerben: nachdem er seinem Neffen Ercole in S. Maria Maggiore die Standarte der Kirche als ihrem General feier- lich überliefert hatte, entließ er ihn nach Mailand, wo seine Mannschaften sich sammeln sollten. Der Commissar der ihn begleitete, Erzbischof Matteucci war reichlich mit Geld versehen.
Unter diesen Auspicien trug Philipp II. nicht län- ger Bedenken sich der französischen Sache mit Ernst an- zunehmen. Seine Truppen rückten in der Bretagne vor, sie nahmen Platz in Toulouse und Montpellier. Auf ei- nige Provinzen glaubte er besondere Ansprüche zu haben: in andern war er in der engsten Verbindung mit den lei- tenden Oberhäuptern, Capuziner hatten sie zuweilen gestif- tet oder erhalten: nach andern ward er auf das dringendste eingeladen "als der einzige Beschützer der Rechtgläubigen gegen die Hugenotten". Auch die Pariser luden ihn ein. Indessen griffen die Piemontesen in der Provence an: das
päpst-
BuchVI.Innere Streitigkeiten.
aͤndern als die Dynaſtie. Es bildete ſich von dieſer Zeit an unter den Anhaͤngern des Koͤnigs die ſogenannte dritte Partei, welche denſelben unaufhoͤrlich zur Wiederannahme des Katholicismus aufforderte, nur unter dieſer Bedingung und Ausſicht ihm treu blieb, und um ſo mehr zu bedeu- ten hatte, da die maͤchtigſten Maͤnner in ſeiner unmittelba- ren Umgebung ſich zu ihr hielten.
Noch groͤßere Erfolge aber ließen die andern Maaß- regeln erwarten, die der Papſt in jenem Briefe ankuͤndigte, und die er nicht zoͤgerte in Erfuͤllung zu bringen. Die Pariſer unterſtuͤtzte er monatlich mit 15000 Scudi: den Oberſt Luſi ſchickte er in die Schweiz, um Truppen an- zuwerben: nachdem er ſeinem Neffen Ercole in S. Maria Maggiore die Standarte der Kirche als ihrem General feier- lich uͤberliefert hatte, entließ er ihn nach Mailand, wo ſeine Mannſchaften ſich ſammeln ſollten. Der Commiſſar der ihn begleitete, Erzbiſchof Matteucci war reichlich mit Geld verſehen.
Unter dieſen Auſpicien trug Philipp II. nicht laͤn- ger Bedenken ſich der franzoͤſiſchen Sache mit Ernſt an- zunehmen. Seine Truppen ruͤckten in der Bretagne vor, ſie nahmen Platz in Toulouſe und Montpellier. Auf ei- nige Provinzen glaubte er beſondere Anſpruͤche zu haben: in andern war er in der engſten Verbindung mit den lei- tenden Oberhaͤuptern, Capuziner hatten ſie zuweilen geſtif- tet oder erhalten: nach andern ward er auf das dringendſte eingeladen „als der einzige Beſchuͤtzer der Rechtglaͤubigen gegen die Hugenotten“. Auch die Pariſer luden ihn ein. Indeſſen griffen die Piemonteſen in der Provence an: das
paͤpſt-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0236"n="224"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Buch</hi><hirendition="#aq">VI.</hi><hirendition="#g">Innere Streitigkeiten</hi>.</fw><lb/>
aͤndern als die Dynaſtie. Es bildete ſich von dieſer Zeit<lb/>
an unter den Anhaͤngern des Koͤnigs die ſogenannte dritte<lb/>
Partei, welche denſelben unaufhoͤrlich zur Wiederannahme<lb/>
des Katholicismus aufforderte, nur unter dieſer Bedingung<lb/>
und Ausſicht ihm treu blieb, und um ſo mehr zu bedeu-<lb/>
ten hatte, da die maͤchtigſten Maͤnner in ſeiner unmittelba-<lb/>
ren Umgebung ſich zu ihr hielten.</p><lb/><p>Noch groͤßere Erfolge aber ließen die andern Maaß-<lb/>
regeln erwarten, die der Papſt in jenem Briefe ankuͤndigte,<lb/>
und die er nicht zoͤgerte in Erfuͤllung zu bringen. Die<lb/>
Pariſer unterſtuͤtzte er monatlich mit 15000 Scudi: den<lb/>
Oberſt Luſi ſchickte er in die Schweiz, um Truppen an-<lb/>
zuwerben: nachdem er ſeinem Neffen Ercole in S. Maria<lb/>
Maggiore die Standarte der Kirche als ihrem General feier-<lb/>
lich uͤberliefert hatte, entließ er ihn nach Mailand, wo<lb/>ſeine Mannſchaften ſich ſammeln ſollten. Der Commiſſar<lb/>
der ihn begleitete, Erzbiſchof Matteucci war reichlich mit<lb/>
Geld verſehen.</p><lb/><p>Unter dieſen Auſpicien trug Philipp <hirendition="#aq">II.</hi> nicht laͤn-<lb/>
ger Bedenken ſich der franzoͤſiſchen Sache mit Ernſt an-<lb/>
zunehmen. Seine Truppen ruͤckten in der Bretagne vor,<lb/>ſie nahmen Platz in Toulouſe und Montpellier. Auf ei-<lb/>
nige Provinzen glaubte er beſondere Anſpruͤche zu haben:<lb/>
in andern war er in der engſten Verbindung mit den lei-<lb/>
tenden Oberhaͤuptern, Capuziner hatten ſie zuweilen geſtif-<lb/>
tet oder erhalten: nach andern ward er auf das dringendſte<lb/>
eingeladen „als der einzige Beſchuͤtzer der Rechtglaͤubigen<lb/>
gegen die Hugenotten“. Auch die Pariſer luden ihn ein.<lb/>
Indeſſen griffen die Piemonteſen in der Provence an: das<lb/><fwplace="bottom"type="catch">paͤpſt-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[224/0236]
Buch VI. Innere Streitigkeiten.
aͤndern als die Dynaſtie. Es bildete ſich von dieſer Zeit
an unter den Anhaͤngern des Koͤnigs die ſogenannte dritte
Partei, welche denſelben unaufhoͤrlich zur Wiederannahme
des Katholicismus aufforderte, nur unter dieſer Bedingung
und Ausſicht ihm treu blieb, und um ſo mehr zu bedeu-
ten hatte, da die maͤchtigſten Maͤnner in ſeiner unmittelba-
ren Umgebung ſich zu ihr hielten.
Noch groͤßere Erfolge aber ließen die andern Maaß-
regeln erwarten, die der Papſt in jenem Briefe ankuͤndigte,
und die er nicht zoͤgerte in Erfuͤllung zu bringen. Die
Pariſer unterſtuͤtzte er monatlich mit 15000 Scudi: den
Oberſt Luſi ſchickte er in die Schweiz, um Truppen an-
zuwerben: nachdem er ſeinem Neffen Ercole in S. Maria
Maggiore die Standarte der Kirche als ihrem General feier-
lich uͤberliefert hatte, entließ er ihn nach Mailand, wo
ſeine Mannſchaften ſich ſammeln ſollten. Der Commiſſar
der ihn begleitete, Erzbiſchof Matteucci war reichlich mit
Geld verſehen.
Unter dieſen Auſpicien trug Philipp II. nicht laͤn-
ger Bedenken ſich der franzoͤſiſchen Sache mit Ernſt an-
zunehmen. Seine Truppen ruͤckten in der Bretagne vor,
ſie nahmen Platz in Toulouſe und Montpellier. Auf ei-
nige Provinzen glaubte er beſondere Anſpruͤche zu haben:
in andern war er in der engſten Verbindung mit den lei-
tenden Oberhaͤuptern, Capuziner hatten ſie zuweilen geſtif-
tet oder erhalten: nach andern ward er auf das dringendſte
eingeladen „als der einzige Beſchuͤtzer der Rechtglaͤubigen
gegen die Hugenotten“. Auch die Pariſer luden ihn ein.
Indeſſen griffen die Piemonteſen in der Provence an: das
paͤpſt-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/236>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.