Wenn Briefe Philipps II. ankommen, worin dieser Kö- nig erklärt, daß er die gerechte Sache vertheidigen, die Li- gue mit der Kraft seiner Staaten, mit seinem Blute un- terstützen wolle, so ist auch der Papst voll Eifers: er werde, sagt er, den Schimpf nicht auf sich laden, daß er sich ei- nem Ketzer wie Navarra nicht entgegengesetzt habe 1).
Nichts desto minder neigt er sich auch wieder auf die andere Seite. Wenn man ihm die Schwierigkeiten vorstellt, in die ihn die französische Sache verwickele, so ruft er aus: wäre Navarra gegenwärtig, so würde er ihn auf den Knien bitten katholisch zu werden.
Sonderbarer stand wohl nie ein Fürst zu seinen Be- vollmächtigten, als Papst Sixtus zu dem Legaten Gaetano, den er noch in der Zeit seiner engen Verbindung mit den Spaniern nach Frankreich geschickt hatte. Jetzt war der Papst zwar noch nicht auf die Seite der Franzosen getre- ten, aber doch zu einer unentschlossenen, neutralen Gesin- nung gebracht. Ohne die mindeste Rücksicht hierauf folgte der Legat seinen alten Instructionen. Als Heinrich IV. nach seinem Siege von Ivry Paris belagerte, war es der Legat des Papstes, der ihm hier den meisten Widerstand entge- gensetzte. In seine Hände schwuren Obersten und Magi- strate, mit Navarra niemals zu capituliren: durch sein
1) Er erklärt im Consistorium selbst: di haver scritto al re con sua propria mano, che procurera sempre con tutte le sue forze spirituali e temporali che mai riesca re di Francia alcuno che non sia di compita sodisfattione alla S. Catca Ma. Schon im Januar 1590 sagen die Gesandten: Il papa nelle trattationi parla con uno ad un modo con suoi disegni et ad un altro con altri (disegni).
Letzte Zeiten SixtusV.
Wenn Briefe Philipps II. ankommen, worin dieſer Koͤ- nig erklaͤrt, daß er die gerechte Sache vertheidigen, die Li- gue mit der Kraft ſeiner Staaten, mit ſeinem Blute un- terſtuͤtzen wolle, ſo iſt auch der Papſt voll Eifers: er werde, ſagt er, den Schimpf nicht auf ſich laden, daß er ſich ei- nem Ketzer wie Navarra nicht entgegengeſetzt habe 1).
Nichts deſto minder neigt er ſich auch wieder auf die andere Seite. Wenn man ihm die Schwierigkeiten vorſtellt, in die ihn die franzoͤſiſche Sache verwickele, ſo ruft er aus: waͤre Navarra gegenwaͤrtig, ſo wuͤrde er ihn auf den Knien bitten katholiſch zu werden.
Sonderbarer ſtand wohl nie ein Fuͤrſt zu ſeinen Be- vollmaͤchtigten, als Papſt Sixtus zu dem Legaten Gaetano, den er noch in der Zeit ſeiner engen Verbindung mit den Spaniern nach Frankreich geſchickt hatte. Jetzt war der Papſt zwar noch nicht auf die Seite der Franzoſen getre- ten, aber doch zu einer unentſchloſſenen, neutralen Geſin- nung gebracht. Ohne die mindeſte Ruͤckſicht hierauf folgte der Legat ſeinen alten Inſtructionen. Als Heinrich IV. nach ſeinem Siege von Ivry Paris belagerte, war es der Legat des Papſtes, der ihm hier den meiſten Widerſtand entge- genſetzte. In ſeine Haͤnde ſchwuren Oberſten und Magi- ſtrate, mit Navarra niemals zu capituliren: durch ſein
1) Er erklaͤrt im Conſiſtorium ſelbſt: di haver scritto al re con sua propria mano, che procurerà sempre con tutte le sue forze spirituali e temporali che mai riesca re di Francia alcuno che non sia di compita sodisfattione alla S. Catca Mà. Schon im Januar 1590 ſagen die Geſandten: Il papa nelle trattationi parla con uno ad un modo con suoi disegni et ad un altro con altri (disegni).
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0225"n="213"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Letzte Zeiten Sixtus</hi><hirendition="#aq">V.</hi></fw><lb/><p>Wenn Briefe Philipps <hirendition="#aq">II.</hi> ankommen, worin dieſer Koͤ-<lb/>
nig erklaͤrt, daß er die gerechte Sache vertheidigen, die Li-<lb/>
gue mit der Kraft ſeiner Staaten, mit ſeinem Blute un-<lb/>
terſtuͤtzen wolle, ſo iſt auch der Papſt voll Eifers: er werde,<lb/>ſagt er, den Schimpf nicht auf ſich laden, daß er ſich ei-<lb/>
nem Ketzer wie Navarra nicht entgegengeſetzt habe <noteplace="foot"n="1)">Er erklaͤrt im Conſiſtorium ſelbſt: <hirendition="#aq">di haver scritto al re con<lb/>
sua propria mano, che procurerà sempre con tutte le sue forze<lb/>
spirituali e temporali che mai riesca re di Francia alcuno che<lb/>
non sia di compita sodisfattione alla S. Cat<hirendition="#sup">ca</hi> M<hirendition="#sup">à</hi>.</hi> Schon im<lb/>
Januar 1590 ſagen die Geſandten: <hirendition="#aq">Il papa nelle trattationi parla<lb/>
con uno ad un modo con suoi disegni et ad un altro con altri<lb/>
(disegni).</hi></note>.</p><lb/><p>Nichts deſto minder neigt er ſich auch wieder auf die<lb/>
andere Seite. Wenn man ihm die Schwierigkeiten vorſtellt,<lb/>
in die ihn die franzoͤſiſche Sache verwickele, ſo ruft er aus:<lb/>
waͤre Navarra gegenwaͤrtig, ſo wuͤrde er ihn auf den Knien<lb/>
bitten katholiſch zu werden.</p><lb/><p>Sonderbarer ſtand wohl nie ein Fuͤrſt zu ſeinen Be-<lb/>
vollmaͤchtigten, als Papſt Sixtus zu dem Legaten Gaetano,<lb/>
den er noch in der Zeit ſeiner engen Verbindung mit den<lb/>
Spaniern nach Frankreich geſchickt hatte. Jetzt war der<lb/>
Papſt zwar noch nicht auf die Seite der Franzoſen getre-<lb/>
ten, aber doch zu einer unentſchloſſenen, neutralen Geſin-<lb/>
nung gebracht. Ohne die mindeſte Ruͤckſicht hierauf folgte<lb/>
der Legat ſeinen alten Inſtructionen. Als Heinrich <hirendition="#aq">IV.</hi> nach<lb/>ſeinem Siege von Ivry Paris belagerte, war es der Legat<lb/>
des Papſtes, der ihm hier den meiſten Widerſtand entge-<lb/>
genſetzte. In ſeine Haͤnde ſchwuren Oberſten und Magi-<lb/>ſtrate, mit Navarra niemals zu capituliren: durch ſein<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[213/0225]
Letzte Zeiten Sixtus V.
Wenn Briefe Philipps II. ankommen, worin dieſer Koͤ-
nig erklaͤrt, daß er die gerechte Sache vertheidigen, die Li-
gue mit der Kraft ſeiner Staaten, mit ſeinem Blute un-
terſtuͤtzen wolle, ſo iſt auch der Papſt voll Eifers: er werde,
ſagt er, den Schimpf nicht auf ſich laden, daß er ſich ei-
nem Ketzer wie Navarra nicht entgegengeſetzt habe 1).
Nichts deſto minder neigt er ſich auch wieder auf die
andere Seite. Wenn man ihm die Schwierigkeiten vorſtellt,
in die ihn die franzoͤſiſche Sache verwickele, ſo ruft er aus:
waͤre Navarra gegenwaͤrtig, ſo wuͤrde er ihn auf den Knien
bitten katholiſch zu werden.
Sonderbarer ſtand wohl nie ein Fuͤrſt zu ſeinen Be-
vollmaͤchtigten, als Papſt Sixtus zu dem Legaten Gaetano,
den er noch in der Zeit ſeiner engen Verbindung mit den
Spaniern nach Frankreich geſchickt hatte. Jetzt war der
Papſt zwar noch nicht auf die Seite der Franzoſen getre-
ten, aber doch zu einer unentſchloſſenen, neutralen Geſin-
nung gebracht. Ohne die mindeſte Ruͤckſicht hierauf folgte
der Legat ſeinen alten Inſtructionen. Als Heinrich IV. nach
ſeinem Siege von Ivry Paris belagerte, war es der Legat
des Papſtes, der ihm hier den meiſten Widerſtand entge-
genſetzte. In ſeine Haͤnde ſchwuren Oberſten und Magi-
ſtrate, mit Navarra niemals zu capituliren: durch ſein
1) Er erklaͤrt im Conſiſtorium ſelbſt: di haver scritto al re con
sua propria mano, che procurerà sempre con tutte le sue forze
spirituali e temporali che mai riesca re di Francia alcuno che
non sia di compita sodisfattione alla S. Catca Mà. Schon im
Januar 1590 ſagen die Geſandten: Il papa nelle trattationi parla
con uno ad un modo con suoi disegni et ad un altro con altri
(disegni).
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/225>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.