In dieser Richtung, diesem Eifer war er, als er ver- nehmen mußte, eine katholische Macht, mit der er besonders gut zu stehn meinte, Venedig habe eben diesen Protestan- ten beglückwünscht. Er war davon tief betroffen. Einen Augenblick suchte er noch die Republik von weitern Schrit- ten zurückzuhalten: er bat sie zu warten: die Zeit bringe wundersame Früchte: er habe selbst von den guten alten Senatoren gelernt sie zur Reife kommen zu lassen 1). Nichts desto minder erkannte man in Venedig den bisherigen französischen Gesandten, de Maisse, nachdem er seine neue Beglaubigung empfangen, als Bevollmächtigten Heinrichs IV. an. Der Papst schritt hierauf von Ermahnungen zu Drohungen fort. Er rief aus, er werde wissen was er zu thun habe: er ließ die alten Monitorien, die zu Ju- lius II. Zeit gegen die Venezianer ergangen, hervorsuchen und die Formel eines neuen gegen sie entwerfen.
Jedoch nicht ohne Schmerz und innerliches Widerstre- ben that er dieß. Hören wir einen Augenblick an, wie er sich gegen den Gesandten vernehmen ließ, den ihm die Ve- nezianer hierüber zuschickten.
"Mit denen zu zerfallen, die man nicht liebt," sagte der Papst, "ist kein so großes Unglück: aber mit denen, die man liebt, das thut wehe. Ja es wird uns leid thun -- er legte die Hand auf die Brust -- mit Venedig zu brechen."
"Aber Venedig hat uns beleidigt. Navarra ist ein Ketzer, von dem h. Stuhle excommunicirt: dennoch hat ihn Ve- nedig, allen unsern Erinnerungen zum Trotz, anerkannt."
1)9 Sett. 1589: "che per amor di dio non si vada tanto avanti con questo Navarra che si stia a veder" etc.
BuchVI.Innere Streitigkeiten.
In dieſer Richtung, dieſem Eifer war er, als er ver- nehmen mußte, eine katholiſche Macht, mit der er beſonders gut zu ſtehn meinte, Venedig habe eben dieſen Proteſtan- ten begluͤckwuͤnſcht. Er war davon tief betroffen. Einen Augenblick ſuchte er noch die Republik von weitern Schrit- ten zuruͤckzuhalten: er bat ſie zu warten: die Zeit bringe wunderſame Fruͤchte: er habe ſelbſt von den guten alten Senatoren gelernt ſie zur Reife kommen zu laſſen 1). Nichts deſto minder erkannte man in Venedig den bisherigen franzoͤſiſchen Geſandten, de Maiſſe, nachdem er ſeine neue Beglaubigung empfangen, als Bevollmaͤchtigten Heinrichs IV. an. Der Papſt ſchritt hierauf von Ermahnungen zu Drohungen fort. Er rief aus, er werde wiſſen was er zu thun habe: er ließ die alten Monitorien, die zu Ju- lius II. Zeit gegen die Venezianer ergangen, hervorſuchen und die Formel eines neuen gegen ſie entwerfen.
Jedoch nicht ohne Schmerz und innerliches Widerſtre- ben that er dieß. Hoͤren wir einen Augenblick an, wie er ſich gegen den Geſandten vernehmen ließ, den ihm die Ve- nezianer hieruͤber zuſchickten.
„Mit denen zu zerfallen, die man nicht liebt,“ ſagte der Papſt, „iſt kein ſo großes Ungluͤck: aber mit denen, die man liebt, das thut wehe. Ja es wird uns leid thun — er legte die Hand auf die Bruſt — mit Venedig zu brechen.“
„Aber Venedig hat uns beleidigt. Navarra iſt ein Ketzer, von dem h. Stuhle excommunicirt: dennoch hat ihn Ve- nedig, allen unſern Erinnerungen zum Trotz, anerkannt.“
1)9 Sett. 1589: „che per amor di dio non si vada tanto avanti con questo Navarra che si stia a veder“ etc.
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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
In dieſer Richtung, dieſem Eifer war er, als er ver-
nehmen mußte, eine katholiſche Macht, mit der er beſonders
gut zu ſtehn meinte, Venedig habe eben dieſen Proteſtan-
ten begluͤckwuͤnſcht. Er war davon tief betroffen. Einen
Augenblick ſuchte er noch die Republik von weitern Schrit-
ten zuruͤckzuhalten: er bat ſie zu warten: die Zeit bringe
wunderſame Fruͤchte: er habe ſelbſt von den guten alten
Senatoren gelernt ſie zur Reife kommen zu laſſen 1). Nichts
deſto minder erkannte man in Venedig den bisherigen
franzoͤſiſchen Geſandten, de Maiſſe, nachdem er ſeine neue
Beglaubigung empfangen, als Bevollmaͤchtigten Heinrichs
IV. an. Der Papſt ſchritt hierauf von Ermahnungen zu
Drohungen fort. Er rief aus, er werde wiſſen was er
zu thun habe: er ließ die alten Monitorien, die zu Ju-
lius II. Zeit gegen die Venezianer ergangen, hervorſuchen
und die Formel eines neuen gegen ſie entwerfen.
Jedoch nicht ohne Schmerz und innerliches Widerſtre-
ben that er dieß. Hoͤren wir einen Augenblick an, wie er
ſich gegen den Geſandten vernehmen ließ, den ihm die Ve-
nezianer hieruͤber zuſchickten.
„Mit denen zu zerfallen, die man nicht liebt,“ ſagte
der Papſt, „iſt kein ſo großes Ungluͤck: aber mit denen,
die man liebt, das thut wehe. Ja es wird uns leid thun —
er legte die Hand auf die Bruſt — mit Venedig zu brechen.“
„Aber Venedig hat uns beleidigt. Navarra iſt ein Ketzer,
von dem h. Stuhle excommunicirt: dennoch hat ihn Ve-
nedig, allen unſern Erinnerungen zum Trotz, anerkannt.“
1) 9 Sett. 1589: „che per amor di dio non si vada tanto
avanti con questo Navarra che si stia a veder“ etc.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/216>, abgerufen am 22.11.2024.
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