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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
Meistern aus dem Felsen herausheben und wohl umkleidet
nach Italien schaffen zu lassen? Schon gab er der Hoffnung
Raum dieß größte Heiligthum der Welt einmal in Mont-
alto aufstellen zu können: dann werde sein Vaterland, die
Mark, wo ja auch das h. Haus zu Loreto stehe, die Ge-
burtstätte und die Grabstätte des Heilandes in sich schließen.

Und noch eine andere Idee, die alle diese an Seltsam-
keit überbietet, finde ich ihm zugeschrieben. Nach der Er-
mordung der Guisen soll Heinrich dem III. der Vorschlag
gethan worden seyn einen Nepoten des Papstes zum Er-
ben der Krone zu ernennen. Der Legat des Papstes, sagt
man, habe mit dessen Vorwissen diesen Antrag gemacht.
Geschehe es nur mit den erforderlichen Feierlichkeiten, so
sey S. Heiligkeit überzeugt, der König von Spanien werde
dem Ernannten die Infantin zur Frau geben: ein solcher
Thronfolger werde von Jedermann anerkannt werden, und
alle Unruhe am Ende seyn. Man will wissen, Heinrich III.
sey wirklich einen Augenblick von diesen Vorstellungen be-
stochen worden, bis man ihm vorgestellt habe, welchen
schlechten Nachruf von Feigheit und Mangel an Gesin-
nung er sich dadurch zuziehen würde 1).


1) Diese Notiz findet sich in einem Memoire du Sr de Schom-
berg Ml de France sous Henry III,
in den hohenbaumschen Hand-
schriften der k. Hofbibliothek zu Wien Nr. 114: Quelque tems apres
la mort de Mr de Guise avenue en Blois il fut propose par le
Cl de Moresino de la part de Sa Saintete, que si S. M. vou-
loit declarer le marquis de Pom
(? wahrscheinlich verschrieben) son
neveu heritier de la couronne et le faire recevoir pour tel avec
solemnitez requises, que S. S. s'assuroit que le roy d'Espagne
bailleroit en mariage audit marquis l'infante et qu'en ce faisant
tous les troubles de France prendroient fin. A quoi le roy etant

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
Meiſtern aus dem Felſen herausheben und wohl umkleidet
nach Italien ſchaffen zu laſſen? Schon gab er der Hoffnung
Raum dieß groͤßte Heiligthum der Welt einmal in Mont-
alto aufſtellen zu koͤnnen: dann werde ſein Vaterland, die
Mark, wo ja auch das h. Haus zu Loreto ſtehe, die Ge-
burtſtaͤtte und die Grabſtaͤtte des Heilandes in ſich ſchließen.

Und noch eine andere Idee, die alle dieſe an Seltſam-
keit uͤberbietet, finde ich ihm zugeſchrieben. Nach der Er-
mordung der Guiſen ſoll Heinrich dem III. der Vorſchlag
gethan worden ſeyn einen Nepoten des Papſtes zum Er-
ben der Krone zu ernennen. Der Legat des Papſtes, ſagt
man, habe mit deſſen Vorwiſſen dieſen Antrag gemacht.
Geſchehe es nur mit den erforderlichen Feierlichkeiten, ſo
ſey S. Heiligkeit uͤberzeugt, der Koͤnig von Spanien werde
dem Ernannten die Infantin zur Frau geben: ein ſolcher
Thronfolger werde von Jedermann anerkannt werden, und
alle Unruhe am Ende ſeyn. Man will wiſſen, Heinrich III.
ſey wirklich einen Augenblick von dieſen Vorſtellungen be-
ſtochen worden, bis man ihm vorgeſtellt habe, welchen
ſchlechten Nachruf von Feigheit und Mangel an Geſin-
nung er ſich dadurch zuziehen wuͤrde 1).


1) Dieſe Notiz findet ſich in einem Memoire du Sr de Schom-
berg Ml de France sous Henry III,
in den hohenbaumſchen Hand-
ſchriften der k. Hofbibliothek zu Wien Nr. 114: Quelque tems après
la mort de Mr de Guise avenue en Blois il fut proposé par le
Cl de Moresino de la part de Sa Sainteté, que si S. M. vou-
loit declarer le marquis de Pom
(? wahrſcheinlich verſchrieben) son
neveu heritier de la couronne et le faire recevoir pour tel avec
solemnitez requises, que S. S. s’assuroit que le roy d’Espagne
bailleroit en mariage audit marquis l’infante et qu’en ce faisant
tous les troubles de France prendroient fin. A quoi le roy etant
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[200/0212] Buch VI. Innere Streitigkeiten. Meiſtern aus dem Felſen herausheben und wohl umkleidet nach Italien ſchaffen zu laſſen? Schon gab er der Hoffnung Raum dieß groͤßte Heiligthum der Welt einmal in Mont- alto aufſtellen zu koͤnnen: dann werde ſein Vaterland, die Mark, wo ja auch das h. Haus zu Loreto ſtehe, die Ge- burtſtaͤtte und die Grabſtaͤtte des Heilandes in ſich ſchließen. Und noch eine andere Idee, die alle dieſe an Seltſam- keit uͤberbietet, finde ich ihm zugeſchrieben. Nach der Er- mordung der Guiſen ſoll Heinrich dem III. der Vorſchlag gethan worden ſeyn einen Nepoten des Papſtes zum Er- ben der Krone zu ernennen. Der Legat des Papſtes, ſagt man, habe mit deſſen Vorwiſſen dieſen Antrag gemacht. Geſchehe es nur mit den erforderlichen Feierlichkeiten, ſo ſey S. Heiligkeit uͤberzeugt, der Koͤnig von Spanien werde dem Ernannten die Infantin zur Frau geben: ein ſolcher Thronfolger werde von Jedermann anerkannt werden, und alle Unruhe am Ende ſeyn. Man will wiſſen, Heinrich III. ſey wirklich einen Augenblick von dieſen Vorſtellungen be- ſtochen worden, bis man ihm vorgeſtellt habe, welchen ſchlechten Nachruf von Feigheit und Mangel an Geſin- nung er ſich dadurch zuziehen wuͤrde 1). 1) Dieſe Notiz findet ſich in einem Memoire du Sr de Schom- berg Ml de France sous Henry III, in den hohenbaumſchen Hand- ſchriften der k. Hofbibliothek zu Wien Nr. 114: Quelque tems après la mort de Mr de Guise avenue en Blois il fut proposé par le Cl de Moresino de la part de Sa Sainteté, que si S. M. vou- loit declarer le marquis de Pom (? wahrſcheinlich verſchrieben) son neveu heritier de la couronne et le faire recevoir pour tel avec solemnitez requises, que S. S. s’assuroit que le roy d’Espagne bailleroit en mariage audit marquis l’infante et qu’en ce faisant tous les troubles de France prendroient fin. A quoi le roy etant

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/212>, abgerufen am 24.11.2024.