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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
toren setzen Zweck und Pflicht des Lebens überhaupt in die
Uebung der Religion: die römisch-katholische halten sie für
die allein wahre: sie schließen, daß es keine rechtmäßige
Gewalt geben könne, welche dieser Religion widerstrebe:
das Daseyn einer Regierung, den Gehorsam, den sie fin-
det, machen sie von der Anwendung ihrer Macht zu Gun-
sten der katholischen Kirche abhängig.

Es war dieß aber der Sinn der aufkommenden
Doctrin überhaupt. Was in England in der Hitze des
Streites vorgetragen worden, wiederholte Bellarmin von
der Einsamkeit seiner Studierstube her in ausführlichen Wer-
ken, in einem zusammenhängenden wohl überdachten Sy-
steme. Er legte die Behauptung zu Grunde, daß der
Papst der gesammten Kirche als ihr Hüter und Oberhaupt
unmittelbar von Gott selbst vorgesetzt sey 1). Deshalb
komme demselben einmal die Fülle der geistlichen Macht
zu: ihm sey verliehen, daß er nicht irren könne: er richte
Alle und dürfe von Niemand gerichtet werden; sodann ent-
springe ihm daher auch ein großer Antheil an der weltli-

edictum responsio n° 162: Non tantum licet, sed summa etiam
juris divini necessitate ac praecepto, imo conscientiae vinculo
arctissimo et extremo animarum suarum periculo ac discrimine
Christianis omnibus hoc ipsum incumbit, si praestare rem pos-
sunt. n° 160. Incumbit vero tum maxime -- -- cum res jam
ab ecclesia ac supremo ejus moderatore, pontifice nimirum Ro-
mano, judicata est: ad illum enim ex officio pertinet religionis
ac divini cultus incolumitati prospicere et leprosos a mundis ne
inficiantur secernere.
1) Bellarminus de conciliorum autoritate c. 17: Summus
pontifex simpliciter et absolute est supra ecclesiam universam
et supra concilium generale, ita ut nullum in terris supra se ju-
dicium agnoscat.

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
toren ſetzen Zweck und Pflicht des Lebens uͤberhaupt in die
Uebung der Religion: die roͤmiſch-katholiſche halten ſie fuͤr
die allein wahre: ſie ſchließen, daß es keine rechtmaͤßige
Gewalt geben koͤnne, welche dieſer Religion widerſtrebe:
das Daſeyn einer Regierung, den Gehorſam, den ſie fin-
det, machen ſie von der Anwendung ihrer Macht zu Gun-
ſten der katholiſchen Kirche abhaͤngig.

Es war dieß aber der Sinn der aufkommenden
Doctrin uͤberhaupt. Was in England in der Hitze des
Streites vorgetragen worden, wiederholte Bellarmin von
der Einſamkeit ſeiner Studierſtube her in ausfuͤhrlichen Wer-
ken, in einem zuſammenhaͤngenden wohl uͤberdachten Sy-
ſteme. Er legte die Behauptung zu Grunde, daß der
Papſt der geſammten Kirche als ihr Huͤter und Oberhaupt
unmittelbar von Gott ſelbſt vorgeſetzt ſey 1). Deshalb
komme demſelben einmal die Fuͤlle der geiſtlichen Macht
zu: ihm ſey verliehen, daß er nicht irren koͤnne: er richte
Alle und duͤrfe von Niemand gerichtet werden; ſodann ent-
ſpringe ihm daher auch ein großer Antheil an der weltli-

edictum responsio n° 162: Non tantum licet, sed summa etiam
juris divini necessitate ac praecepto, imo conscientiae vinculo
arctissimo et extremo animarum suarum periculo ac discrimine
Christianis omnibus hoc ipsum incumbit, si praestare rem pos-
sunt. n° 160. Incumbit vero tum maxime — — cum res jam
ab ecclesia ac supremo ejus moderatore, pontifice nimirum Ro-
mano, judicata est: ad illum enim ex officio pertinet religionis
ac divini cultus incolumitati prospicere et leprosos a mundis ne
inficiantur secernere.
1) Bellarminus de conciliorum autoritate c. 17: Summus
pontifex simpliciter et absolute est supra ecclesiam universam
et supra concilium generale, ita ut nullum in terris supra se ju-
dicium agnoscat.
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[182/0194] Buch VI. Innere Streitigkeiten. toren ſetzen Zweck und Pflicht des Lebens uͤberhaupt in die Uebung der Religion: die roͤmiſch-katholiſche halten ſie fuͤr die allein wahre: ſie ſchließen, daß es keine rechtmaͤßige Gewalt geben koͤnne, welche dieſer Religion widerſtrebe: das Daſeyn einer Regierung, den Gehorſam, den ſie fin- det, machen ſie von der Anwendung ihrer Macht zu Gun- ſten der katholiſchen Kirche abhaͤngig. Es war dieß aber der Sinn der aufkommenden Doctrin uͤberhaupt. Was in England in der Hitze des Streites vorgetragen worden, wiederholte Bellarmin von der Einſamkeit ſeiner Studierſtube her in ausfuͤhrlichen Wer- ken, in einem zuſammenhaͤngenden wohl uͤberdachten Sy- ſteme. Er legte die Behauptung zu Grunde, daß der Papſt der geſammten Kirche als ihr Huͤter und Oberhaupt unmittelbar von Gott ſelbſt vorgeſetzt ſey 1). Deshalb komme demſelben einmal die Fuͤlle der geiſtlichen Macht zu: ihm ſey verliehen, daß er nicht irren koͤnne: er richte Alle und duͤrfe von Niemand gerichtet werden; ſodann ent- ſpringe ihm daher auch ein großer Antheil an der weltli- 2) 1) Bellarminus de conciliorum autoritate c. 17: Summus pontifex simpliciter et absolute est supra ecclesiam universam et supra concilium generale, ita ut nullum in terris supra se ju- dicium agnoscat. 2) edictum responsio n° 162: Non tantum licet, sed summa etiam juris divini necessitate ac praecepto, imo conscientiae vinculo arctissimo et extremo animarum suarum periculo ac discrimine Christianis omnibus hoc ipsum incumbit, si praestare rem pos- sunt. n° 160. Incumbit vero tum maxime — — cum res jam ab ecclesia ac supremo ejus moderatore, pontifice nimirum Ro- mano, judicata est: ad illum enim ex officio pertinet religionis ac divini cultus incolumitati prospicere et leprosos a mundis ne inficiantur secernere.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/194>, abgerufen am 27.11.2024.