Der Papst war selbst erstaunt. "In der Mitte sei- nes Heeres", ruft er aus, "im Begriff Paris zu erobern, in seinem eigenen Cabinet ist er von einem armen Mönch mit einem einzigen Stoße umgebracht worden." 1) Er schreibt dieß einer unmittelbaren Einwirkung Gottes zu, der dadurch bezeuge, daß er Frankreich nicht verlassen wolle.
Wie kann doch ein Wahn die Gemüther so allgemein fesseln! Es war dieß eine bei unzähligen Katholiken ver- breitete Ueberzeugung. "Nur der Hand des Allmächtigen selbst", schreibt Mendoza an Philipp, "hat man dieß glückliche Ereigniß zu verdanken." 2) Fern in Ingolstadt lebte der junge Maximilian von Baiern mit seinen Stu- dien beschäftigt: in einem der ersten Briefe die von ihm übrig sind, drückt er seiner Mutter die Freude aus, mit der ihn die Nachricht erfüllt habe, "daß der König von Frankreich umgebracht worden" 3).
Jedoch hatte dieß Ereigniß auch eine andere Seite. Heinrich von Navarra, den der Papst excommunicirt, die Guisen so heftig verfolgt hatten, trat nun in seine legitimen Rechte ein. Ein Protestant nahm den Titel eines Königs von Frankreich an.
Die Ligue, Philipp II., der Papst waren entschlossen
1)Disp. Ven. 1 Sett. Il papa nel consistorio discorre, che'l successo della morte del re di Francia si ha da conoscer dal voler espresso del Sr Dio, e che percio si doveva confidar che continuarebbe al haver quel regno nella sua protettione.
2) Bei Capefigue V, 290.
3) Bei Wolf: Maximilian I. Th. I, S. 107.
Ermordung HeinrichsIII.
Der Papſt war ſelbſt erſtaunt. „In der Mitte ſei- nes Heeres“, ruft er aus, „im Begriff Paris zu erobern, in ſeinem eigenen Cabinet iſt er von einem armen Moͤnch mit einem einzigen Stoße umgebracht worden.“ 1) Er ſchreibt dieß einer unmittelbaren Einwirkung Gottes zu, der dadurch bezeuge, daß er Frankreich nicht verlaſſen wolle.
Wie kann doch ein Wahn die Gemuͤther ſo allgemein feſſeln! Es war dieß eine bei unzaͤhligen Katholiken ver- breitete Ueberzeugung. „Nur der Hand des Allmaͤchtigen ſelbſt“, ſchreibt Mendoza an Philipp, „hat man dieß gluͤckliche Ereigniß zu verdanken.“ 2) Fern in Ingolſtadt lebte der junge Maximilian von Baiern mit ſeinen Stu- dien beſchaͤftigt: in einem der erſten Briefe die von ihm uͤbrig ſind, druͤckt er ſeiner Mutter die Freude aus, mit der ihn die Nachricht erfuͤllt habe, „daß der Koͤnig von Frankreich umgebracht worden“ 3).
Jedoch hatte dieß Ereigniß auch eine andere Seite. Heinrich von Navarra, den der Papſt excommunicirt, die Guiſen ſo heftig verfolgt hatten, trat nun in ſeine legitimen Rechte ein. Ein Proteſtant nahm den Titel eines Koͤnigs von Frankreich an.
Die Ligue, Philipp II., der Papſt waren entſchloſſen
1)Disp. Ven. 1 Sett. Il papa nel consistorio discorre, che’l successo della morte del re di Francia si ha da conoscer dal voler espresso del Sr Dio, e che perciò si doveva confidar che continuarebbe al haver quel regno nella sua protettione.
2) Bei Capefigue V, 290.
3) Bei Wolf: Maximilian I. Th. I, S. 107.
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Ermordung Heinrichs III.
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nes Heeres“, ruft er aus, „im Begriff Paris zu erobern,
in ſeinem eigenen Cabinet iſt er von einem armen Moͤnch
mit einem einzigen Stoße umgebracht worden.“ 1) Er
ſchreibt dieß einer unmittelbaren Einwirkung Gottes zu,
der dadurch bezeuge, daß er Frankreich nicht verlaſſen
wolle.
Wie kann doch ein Wahn die Gemuͤther ſo allgemein
feſſeln! Es war dieß eine bei unzaͤhligen Katholiken ver-
breitete Ueberzeugung. „Nur der Hand des Allmaͤchtigen
ſelbſt“, ſchreibt Mendoza an Philipp, „hat man dieß
gluͤckliche Ereigniß zu verdanken.“ 2) Fern in Ingolſtadt
lebte der junge Maximilian von Baiern mit ſeinen Stu-
dien beſchaͤftigt: in einem der erſten Briefe die von ihm
uͤbrig ſind, druͤckt er ſeiner Mutter die Freude aus, mit
der ihn die Nachricht erfuͤllt habe, „daß der Koͤnig von
Frankreich umgebracht worden“ 3).
Jedoch hatte dieß Ereigniß auch eine andere Seite.
Heinrich von Navarra, den der Papſt excommunicirt, die
Guiſen ſo heftig verfolgt hatten, trat nun in ſeine legitimen
Rechte ein. Ein Proteſtant nahm den Titel eines Koͤnigs
von Frankreich an.
Die Ligue, Philipp II., der Papſt waren entſchloſſen
1) Disp. Ven. 1 Sett. Il papa nel consistorio discorre, che’l
successo della morte del re di Francia si ha da conoscer dal
voler espresso del Sr Dio, e che perciò si doveva confidar
che continuarebbe al haver quel regno nella sua protettione.
2) Bei Capefigue V, 290.
3) Bei Wolf: Maximilian I. Th. I, S. 107.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/183>, abgerufen am 24.11.2024.
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