Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Ligue. vor, die Visitation immer weiter hinauszuschieben. In derThat erfolgte, daß niemals wieder eine regelmäßige Visita- tion gehalten worden ist: was dann dem großartigen In- stitut dieses höchsten Reichsgerichtes einen unersetzlichen Schaden zugefügt hat 1). Bald vernehmen wir die Klage, daß man dort die ungelehrten Katholiken den ge- lehrten Protestanten vorziehe. Auch hörte der Kaiser auf Indulte zu geben. Im J. 1588 rieth Minucci, auf die Bekehrung protestantischer Fürsten zu denken: im Jahre 1590 finden wir bereits den ersten übertreten. Es war Jacob von Baden: er eröffnet eine lange Reihe. Die Ligue. Indem diese große Bewegung Deutschland und die 1) Minucci hatte über das Kammergericht noch besonders ge-
schrieben. Es läßt sich wohl mit Grunde vermuthen, daß seine Vor- stellungen jene Inhibition hervorbrachten. Die Majorität der Pro- testanten war ihm wie gesagt ein Greuel: "non vole dir altro l'aver gli eretici l'autorita maggiore e li piu voti in quel senato che un ridurre i catolici d'Alemagna a disperatione." Ligue. vor, die Viſitation immer weiter hinauszuſchieben. In derThat erfolgte, daß niemals wieder eine regelmaͤßige Viſita- tion gehalten worden iſt: was dann dem großartigen In- ſtitut dieſes hoͤchſten Reichsgerichtes einen unerſetzlichen Schaden zugefuͤgt hat 1). Bald vernehmen wir die Klage, daß man dort die ungelehrten Katholiken den ge- lehrten Proteſtanten vorziehe. Auch hoͤrte der Kaiſer auf Indulte zu geben. Im J. 1588 rieth Minucci, auf die Bekehrung proteſtantiſcher Fuͤrſten zu denken: im Jahre 1590 finden wir bereits den erſten uͤbertreten. Es war Jacob von Baden: er eroͤffnet eine lange Reihe. Die Ligue. Indem dieſe große Bewegung Deutſchland und die 1) Minucci hatte uͤber das Kammergericht noch beſonders ge-
ſchrieben. Es laͤßt ſich wohl mit Grunde vermuthen, daß ſeine Vor- ſtellungen jene Inhibition hervorbrachten. Die Majoritaͤt der Pro- teſtanten war ihm wie geſagt ein Greuel: „non vole dir altro l’aver gli eretici l’autorità maggiore e li più voti in quel senato che un ridurre i catolici d’Alemagna a disperatione.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0155" n="143"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ligue</hi>.</fw><lb/> vor, die Viſitation immer weiter hinauszuſchieben. In der<lb/> That erfolgte, daß niemals wieder eine regelmaͤßige Viſita-<lb/> tion gehalten worden iſt: was dann dem großartigen In-<lb/> ſtitut dieſes hoͤchſten Reichsgerichtes einen unerſetzlichen<lb/> Schaden zugefuͤgt hat <note place="foot" n="1)">Minucci hatte uͤber das Kammergericht noch beſonders ge-<lb/> ſchrieben. Es laͤßt ſich wohl mit Grunde vermuthen, daß ſeine Vor-<lb/> ſtellungen jene Inhibition hervorbrachten. Die Majoritaͤt der Pro-<lb/> teſtanten war ihm wie geſagt ein Greuel: <hi rendition="#aq">„non vole dir altro<lb/> l’aver gli eretici l’autorità maggiore e li più voti in quel senato<lb/> che un ridurre i catolici d’Alemagna a disperatione.“</hi></note>. Bald vernehmen wir die<lb/> Klage, daß man dort die ungelehrten Katholiken den ge-<lb/> lehrten Proteſtanten vorziehe. Auch hoͤrte der Kaiſer auf<lb/> Indulte zu geben. Im J. 1588 rieth Minucci, auf die<lb/> Bekehrung proteſtantiſcher Fuͤrſten zu denken: im Jahre<lb/> 1590 finden wir bereits den erſten uͤbertreten. Es war<lb/> Jacob von Baden: er eroͤffnet eine lange Reihe.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>Die Ligue.</head><lb/> <p>Indem dieſe große Bewegung Deutſchland und die<lb/> Niederlande erfuͤllte, ergriff ſie auch Frankreich mit unwi-<lb/> derſtehlicher Gewalt. Die niederlaͤndiſchen Angelegenheiten<lb/> hingen von jeher mit den franzoͤſiſchen auf das engſte zu-<lb/> ſammen: wie oft waren die franzoͤſiſchen Proteſtanten den<lb/> niederlaͤndiſchen, die niederlaͤndiſchen Katholiken den fran-<lb/> zoͤſiſchen zu Huͤlfe gekommen; der Ruin des Proteſtantis-<lb/> mus in den belgiſchen Provinzen war ein unmittelbarer<lb/> Verluſt fuͤr die Hugenotten in Frankreich.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0155]
Ligue.
vor, die Viſitation immer weiter hinauszuſchieben. In der
That erfolgte, daß niemals wieder eine regelmaͤßige Viſita-
tion gehalten worden iſt: was dann dem großartigen In-
ſtitut dieſes hoͤchſten Reichsgerichtes einen unerſetzlichen
Schaden zugefuͤgt hat 1). Bald vernehmen wir die
Klage, daß man dort die ungelehrten Katholiken den ge-
lehrten Proteſtanten vorziehe. Auch hoͤrte der Kaiſer auf
Indulte zu geben. Im J. 1588 rieth Minucci, auf die
Bekehrung proteſtantiſcher Fuͤrſten zu denken: im Jahre
1590 finden wir bereits den erſten uͤbertreten. Es war
Jacob von Baden: er eroͤffnet eine lange Reihe.
Die Ligue.
Indem dieſe große Bewegung Deutſchland und die
Niederlande erfuͤllte, ergriff ſie auch Frankreich mit unwi-
derſtehlicher Gewalt. Die niederlaͤndiſchen Angelegenheiten
hingen von jeher mit den franzoͤſiſchen auf das engſte zu-
ſammen: wie oft waren die franzoͤſiſchen Proteſtanten den
niederlaͤndiſchen, die niederlaͤndiſchen Katholiken den fran-
zoͤſiſchen zu Huͤlfe gekommen; der Ruin des Proteſtantis-
mus in den belgiſchen Provinzen war ein unmittelbarer
Verluſt fuͤr die Hugenotten in Frankreich.
1) Minucci hatte uͤber das Kammergericht noch beſonders ge-
ſchrieben. Es laͤßt ſich wohl mit Grunde vermuthen, daß ſeine Vor-
ſtellungen jene Inhibition hervorbrachten. Die Majoritaͤt der Pro-
teſtanten war ihm wie geſagt ein Greuel: „non vole dir altro
l’aver gli eretici l’autorità maggiore e li più voti in quel senato
che un ridurre i catolici d’Alemagna a disperatione.“
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