gerichtet worden. Aber schon faßte man andere Fürsten ins Auge: Ludwig, Pfalzgrafen von Neuburg, an dem man Entfernung von allen dem Katholicismus feindseligen Interessen, auch eine besondere Schonung katholischer Prie- ster, die zufällig sein Gebiet berührten, bemerken wollte: -- Wilhelm IV. von Hessen, welcher gelehrt, friedfertig sey, und zuweilen die Widmung katholischer Schriften an- genommen. -- Auch Männer des höhern norddeutschen Adels ließ man nicht aus der Acht, auf Heinrich Ranzau faßte man Hoffnung.
War nun aber der Erfolg dieser Versuche entfernt, nicht zu berechnen, so gab es doch auch andere Entwürfe, bei deren Ausführung es mehr auf den eigenen Entschluß und Willen ankam.
Noch immer war die Mehrzahl der Assessoren des Kammergerichts, wie wenigstens der Nuntius versichert, protestantisch gesinnt. Es waren noch Männer der frühern Epoche, wo in den meisten, auch den katholischen Ländern geheime oder offene Protestanten in den fürstlichen Rä- then saßen. Der Nuntius findet diesen Zustand geeignet die Katholiken zur Verzweiflung zu bringen: und dringt auf eine Abhülfe. Es scheint ihm leicht, die Assessoren der katholischen Länder zur Ablegung des Glaubensbekennt- nisses, und alle neu anzusetzende zu dem Eide zu nöthi- gen, daß sie ihre Religion nicht verändern oder ihre Stelle aufgeben wollen. Von Rechts wegen gehöre den Katholi- schen das Uebergewicht in diesem Gerichte.
lielmo di Baviera s'apparecchiava di mandarli sin a casa sua." Man sieht, wie früh diese Linie bearbeitet wurde.
Buch V. Gegenreformationen.
gerichtet worden. Aber ſchon faßte man andere Fuͤrſten ins Auge: Ludwig, Pfalzgrafen von Neuburg, an dem man Entfernung von allen dem Katholicismus feindſeligen Intereſſen, auch eine beſondere Schonung katholiſcher Prie- ſter, die zufaͤllig ſein Gebiet beruͤhrten, bemerken wollte: — Wilhelm IV. von Heſſen, welcher gelehrt, friedfertig ſey, und zuweilen die Widmung katholiſcher Schriften an- genommen. — Auch Maͤnner des hoͤhern norddeutſchen Adels ließ man nicht aus der Acht, auf Heinrich Ranzau faßte man Hoffnung.
War nun aber der Erfolg dieſer Verſuche entfernt, nicht zu berechnen, ſo gab es doch auch andere Entwuͤrfe, bei deren Ausfuͤhrung es mehr auf den eigenen Entſchluß und Willen ankam.
Noch immer war die Mehrzahl der Aſſeſſoren des Kammergerichts, wie wenigſtens der Nuntius verſichert, proteſtantiſch geſinnt. Es waren noch Maͤnner der fruͤhern Epoche, wo in den meiſten, auch den katholiſchen Laͤndern geheime oder offene Proteſtanten in den fuͤrſtlichen Raͤ- then ſaßen. Der Nuntius findet dieſen Zuſtand geeignet die Katholiken zur Verzweiflung zu bringen: und dringt auf eine Abhuͤlfe. Es ſcheint ihm leicht, die Aſſeſſoren der katholiſchen Laͤnder zur Ablegung des Glaubensbekennt- niſſes, und alle neu anzuſetzende zu dem Eide zu noͤthi- gen, daß ſie ihre Religion nicht veraͤndern oder ihre Stelle aufgeben wollen. Von Rechts wegen gehoͤre den Katholi- ſchen das Uebergewicht in dieſem Gerichte.
lielmo di Baviera s’apparecchiava di mandarli sin a casa sua.“ Man ſieht, wie fruͤh dieſe Linie bearbeitet wurde.
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Buch V. Gegenreformationen.
gerichtet worden. Aber ſchon faßte man andere Fuͤrſten
ins Auge: Ludwig, Pfalzgrafen von Neuburg, an dem
man Entfernung von allen dem Katholicismus feindſeligen
Intereſſen, auch eine beſondere Schonung katholiſcher Prie-
ſter, die zufaͤllig ſein Gebiet beruͤhrten, bemerken wollte:
— Wilhelm IV. von Heſſen, welcher gelehrt, friedfertig
ſey, und zuweilen die Widmung katholiſcher Schriften an-
genommen. — Auch Maͤnner des hoͤhern norddeutſchen
Adels ließ man nicht aus der Acht, auf Heinrich Ranzau
faßte man Hoffnung.
War nun aber der Erfolg dieſer Verſuche entfernt,
nicht zu berechnen, ſo gab es doch auch andere Entwuͤrfe,
bei deren Ausfuͤhrung es mehr auf den eigenen Entſchluß
und Willen ankam.
Noch immer war die Mehrzahl der Aſſeſſoren des
Kammergerichts, wie wenigſtens der Nuntius verſichert,
proteſtantiſch geſinnt. Es waren noch Maͤnner der fruͤhern
Epoche, wo in den meiſten, auch den katholiſchen Laͤndern
geheime oder offene Proteſtanten in den fuͤrſtlichen Raͤ-
then ſaßen. Der Nuntius findet dieſen Zuſtand geeignet
die Katholiken zur Verzweiflung zu bringen: und dringt
auf eine Abhuͤlfe. Es ſcheint ihm leicht, die Aſſeſſoren
der katholiſchen Laͤnder zur Ablegung des Glaubensbekennt-
niſſes, und alle neu anzuſetzende zu dem Eide zu noͤthi-
gen, daß ſie ihre Religion nicht veraͤndern oder ihre Stelle
aufgeben wollen. Von Rechts wegen gehoͤre den Katholi-
ſchen das Uebergewicht in dieſem Gerichte.
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1) lielmo di Baviera s’apparecchiava di mandarli sin a casa sua.“
Man ſieht, wie fruͤh dieſe Linie bearbeitet wurde.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/152>, abgerufen am 24.11.2024.
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