Man dürfe ihn nicht mit dem Gesetz der Singularität der Beneficien plagen: ohnehin habe die Abwechselung der Re- sidenzen ihren Nutzen, da vereinige sich der Adel aus ver- schiedenen Provinzen zum Schutz der Kirche. Auch müsse man nicht etwa die Stellen an Bürgerliche zu bringen su- chen: einige Gelehrte seyen in einem Capitel sehr nützlich, wie man in Cöln bemerkt: aber wollte man hierin weiter gehn, so würde es den Ruin der deutschen Kirche verursachen.
Da entstand nun die Frage, in wie fern es möglich sey, die völlig zum Protestantismus übergetretenen Gebiete wieder herbeizubringen.
Der Nuntius ist weit entfernt, zur offenen Gewalt zu rathen. Bei weitem zu mächtig scheinen ihm die pro- testantischen Fürsten. Aber er giebt einige Mittel an die Hand, die allmählig doch auch zum Ziele führen möchten.
Vor allem findet er es nothwendig, das gute Ver- nehmen zwischen den katholischen Fürsten besonders zwi- schen Baiern und Oestreich aufrecht zu erhalten. Noch be- stehe der Bund von Landsberg: man müsse ihn erneuern, erweitern: auch König Philipp von Spanien könne man aufnehmen.
Und sey es nicht möglich, einige protestantische Für- sten selbst wieder zu gewinnen? -- Lange hatte man in Churfürst August von Sachsen eine Hinneigung zum Katho- licismus wahrzunehmen geglaubt: besonders durch baierische Vermittelung war wohl dann und wann ein Versuch auf ihn gemacht worden: allein nur mit großer Vorsicht hatte es geschehen können: und da die Gemahlin des Churfürsten, Anna von Dänemark, sich streng an die Ueberzeugungen
Buch V. Gegenreformationen.
Man duͤrfe ihn nicht mit dem Geſetz der Singularitaͤt der Beneficien plagen: ohnehin habe die Abwechſelung der Re- ſidenzen ihren Nutzen, da vereinige ſich der Adel aus ver- ſchiedenen Provinzen zum Schutz der Kirche. Auch muͤſſe man nicht etwa die Stellen an Buͤrgerliche zu bringen ſu- chen: einige Gelehrte ſeyen in einem Capitel ſehr nuͤtzlich, wie man in Coͤln bemerkt: aber wollte man hierin weiter gehn, ſo wuͤrde es den Ruin der deutſchen Kirche verurſachen.
Da entſtand nun die Frage, in wie fern es moͤglich ſey, die voͤllig zum Proteſtantismus uͤbergetretenen Gebiete wieder herbeizubringen.
Der Nuntius iſt weit entfernt, zur offenen Gewalt zu rathen. Bei weitem zu maͤchtig ſcheinen ihm die pro- teſtantiſchen Fuͤrſten. Aber er giebt einige Mittel an die Hand, die allmaͤhlig doch auch zum Ziele fuͤhren moͤchten.
Vor allem findet er es nothwendig, das gute Ver- nehmen zwiſchen den katholiſchen Fuͤrſten beſonders zwi- ſchen Baiern und Oeſtreich aufrecht zu erhalten. Noch be- ſtehe der Bund von Landsberg: man muͤſſe ihn erneuern, erweitern: auch Koͤnig Philipp von Spanien koͤnne man aufnehmen.
Und ſey es nicht moͤglich, einige proteſtantiſche Fuͤr- ſten ſelbſt wieder zu gewinnen? — Lange hatte man in Churfuͤrſt Auguſt von Sachſen eine Hinneigung zum Katho- licismus wahrzunehmen geglaubt: beſonders durch baieriſche Vermittelung war wohl dann und wann ein Verſuch auf ihn gemacht worden: allein nur mit großer Vorſicht hatte es geſchehen koͤnnen: und da die Gemahlin des Churfuͤrſten, Anna von Daͤnemark, ſich ſtreng an die Ueberzeugungen
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Buch V. Gegenreformationen.
Man duͤrfe ihn nicht mit dem Geſetz der Singularitaͤt der
Beneficien plagen: ohnehin habe die Abwechſelung der Re-
ſidenzen ihren Nutzen, da vereinige ſich der Adel aus ver-
ſchiedenen Provinzen zum Schutz der Kirche. Auch muͤſſe
man nicht etwa die Stellen an Buͤrgerliche zu bringen ſu-
chen: einige Gelehrte ſeyen in einem Capitel ſehr nuͤtzlich, wie
man in Coͤln bemerkt: aber wollte man hierin weiter gehn,
ſo wuͤrde es den Ruin der deutſchen Kirche verurſachen.
Da entſtand nun die Frage, in wie fern es moͤglich
ſey, die voͤllig zum Proteſtantismus uͤbergetretenen Gebiete
wieder herbeizubringen.
Der Nuntius iſt weit entfernt, zur offenen Gewalt
zu rathen. Bei weitem zu maͤchtig ſcheinen ihm die pro-
teſtantiſchen Fuͤrſten. Aber er giebt einige Mittel an die
Hand, die allmaͤhlig doch auch zum Ziele fuͤhren moͤchten.
Vor allem findet er es nothwendig, das gute Ver-
nehmen zwiſchen den katholiſchen Fuͤrſten beſonders zwi-
ſchen Baiern und Oeſtreich aufrecht zu erhalten. Noch be-
ſtehe der Bund von Landsberg: man muͤſſe ihn erneuern,
erweitern: auch Koͤnig Philipp von Spanien koͤnne man
aufnehmen.
Und ſey es nicht moͤglich, einige proteſtantiſche Fuͤr-
ſten ſelbſt wieder zu gewinnen? — Lange hatte man in
Churfuͤrſt Auguſt von Sachſen eine Hinneigung zum Katho-
licismus wahrzunehmen geglaubt: beſonders durch baieriſche
Vermittelung war wohl dann und wann ein Verſuch auf
ihn gemacht worden: allein nur mit großer Vorſicht hatte
es geſchehen koͤnnen: und da die Gemahlin des Churfuͤrſten,
Anna von Daͤnemark, ſich ſtreng an die Ueberzeugungen
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/150>, abgerufen am 24.11.2024.
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