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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Fortgang in Deutschland. Weitere Entwürfe.
nucci findet es tadelnswürdig, daß man hievon abgewi-
chen. Nicht allein sträube sich nun der Adel, dahin zu
gehn, auch in den Bürgerlichen erwache ein Ehrgeiz, dem
hernach nicht genügt werden könne, ein Streben nach ho-
hen Stellen, das der guten Verwaltung der untern nach-
theilig werde. Uebrigens suchte man damals noch eine
dritte mittlere Classe heranzuziehen: die Söhne der höheren
Beamten, die doch nach dem Laufe der Welt einmal wie-
der den größten Antheil an der Verwaltung ihrer vater-
ländischen Landschaften bekommen mußten. In Perugia
und Bologna hatte bereits Gregor XIII. Einrichtungen für
sie getroffen. Man sieht wohl: die Standesunterscheidun-
gen, die noch jetzt die deutsche Welt beherrschen, waren
schon damals ausgesprochen.

Das Meiste kam immer auf den Adel an. Ihm vor
allem schrieb der Nuntius die Erhaltung des Katholicismus
in Deutschland zu. Denn da der deutsche Adel ein aus-
schließendes Recht auf die Stifter habe, so vertheidige er
die Kirche wie sein Erbgut. Jetzt setze er sich ebendeshalb
der Freistellung der Religion in den Stiftern entgegen 1):
er fürchte die große Zahl der protestantischen Prinzen, wel-
che alsdann alle Pfründen an sich ziehen würden. Eben-
darum müsse man auch diesen Adel schützen und schonen.

1) Vornehmlich in Oberdeutschland: "L'esempio della sup-
pressione dell' altre
(der niederdeutschen) ha avvertiti i nobili a
metter cura maggiore nella difesa di queste, concorrendo in cio
tanto gli eretici quanto li cattolici, accorti gia, che nell'occu-
patione delli principi si leva a loro et a'posteri la speranza
dell'utile che cavano dai canonicati e dagli altri beneficii e che
possono pretendere del vescovato mentre a'canonici resti libera
l'elettione."

Fortgang in Deutſchland. Weitere Entwuͤrfe.
nucci findet es tadelnswuͤrdig, daß man hievon abgewi-
chen. Nicht allein ſtraͤube ſich nun der Adel, dahin zu
gehn, auch in den Buͤrgerlichen erwache ein Ehrgeiz, dem
hernach nicht genuͤgt werden koͤnne, ein Streben nach ho-
hen Stellen, das der guten Verwaltung der untern nach-
theilig werde. Uebrigens ſuchte man damals noch eine
dritte mittlere Claſſe heranzuziehen: die Soͤhne der hoͤheren
Beamten, die doch nach dem Laufe der Welt einmal wie-
der den groͤßten Antheil an der Verwaltung ihrer vater-
laͤndiſchen Landſchaften bekommen mußten. In Perugia
und Bologna hatte bereits Gregor XIII. Einrichtungen fuͤr
ſie getroffen. Man ſieht wohl: die Standesunterſcheidun-
gen, die noch jetzt die deutſche Welt beherrſchen, waren
ſchon damals ausgeſprochen.

Das Meiſte kam immer auf den Adel an. Ihm vor
allem ſchrieb der Nuntius die Erhaltung des Katholicismus
in Deutſchland zu. Denn da der deutſche Adel ein aus-
ſchließendes Recht auf die Stifter habe, ſo vertheidige er
die Kirche wie ſein Erbgut. Jetzt ſetze er ſich ebendeshalb
der Freiſtellung der Religion in den Stiftern entgegen 1):
er fuͤrchte die große Zahl der proteſtantiſchen Prinzen, wel-
che alsdann alle Pfruͤnden an ſich ziehen wuͤrden. Eben-
darum muͤſſe man auch dieſen Adel ſchuͤtzen und ſchonen.

1) Vornehmlich in Oberdeutſchland: „L’esempio della sup-
pressione dell’ altre
(der niederdeutſchen) ha avvertiti i nobili a
metter cura maggiore nella difesa di queste, concorrendo in ciò
tanto gli eretici quanto li cattolici, accorti già, che nell’occu-
patione delli principi si leva a loro et a’posteri la speranza
dell’utile che cavano dai canonicati e dagli altri beneficii e che
possono pretendere del vescovato mentre a’canonici resti libera
l’elettione.“
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[137/0149] Fortgang in Deutſchland. Weitere Entwuͤrfe. nucci findet es tadelnswuͤrdig, daß man hievon abgewi- chen. Nicht allein ſtraͤube ſich nun der Adel, dahin zu gehn, auch in den Buͤrgerlichen erwache ein Ehrgeiz, dem hernach nicht genuͤgt werden koͤnne, ein Streben nach ho- hen Stellen, das der guten Verwaltung der untern nach- theilig werde. Uebrigens ſuchte man damals noch eine dritte mittlere Claſſe heranzuziehen: die Soͤhne der hoͤheren Beamten, die doch nach dem Laufe der Welt einmal wie- der den groͤßten Antheil an der Verwaltung ihrer vater- laͤndiſchen Landſchaften bekommen mußten. In Perugia und Bologna hatte bereits Gregor XIII. Einrichtungen fuͤr ſie getroffen. Man ſieht wohl: die Standesunterſcheidun- gen, die noch jetzt die deutſche Welt beherrſchen, waren ſchon damals ausgeſprochen. Das Meiſte kam immer auf den Adel an. Ihm vor allem ſchrieb der Nuntius die Erhaltung des Katholicismus in Deutſchland zu. Denn da der deutſche Adel ein aus- ſchließendes Recht auf die Stifter habe, ſo vertheidige er die Kirche wie ſein Erbgut. Jetzt ſetze er ſich ebendeshalb der Freiſtellung der Religion in den Stiftern entgegen 1): er fuͤrchte die große Zahl der proteſtantiſchen Prinzen, wel- che alsdann alle Pfruͤnden an ſich ziehen wuͤrden. Eben- darum muͤſſe man auch dieſen Adel ſchuͤtzen und ſchonen. 1) Vornehmlich in Oberdeutſchland: „L’esempio della sup- pressione dell’ altre (der niederdeutſchen) ha avvertiti i nobili a metter cura maggiore nella difesa di queste, concorrendo in ciò tanto gli eretici quanto li cattolici, accorti già, che nell’occu- patione delli principi si leva a loro et a’posteri la speranza dell’utile che cavano dai canonicati e dagli altri beneficii e che possono pretendere del vescovato mentre a’canonici resti libera l’elettione.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/149>, abgerufen am 27.11.2024.