chen auch die belgischen nach Holland. Es war ein gro- ßer katholischer Sieg, der sich von Land zu Land wälzte.
Den Fortgang desselben zu begünstigen und auszu- dehnen, bemühten sich nun vor allem die Nuntien, welche damals in Deutschland regelmäßig zu residiren anfingen.
Wir haben eine Denkschrift des Nuntius Minuccio Minucci vom Jahre 1588 übrig, aus welcher sich die Ge- sichtspunkte ergeben, die man faßte, nach denen man ver- fuhr 1).
Eine vorzügliche Rücksicht widmete man dem Unter- richt. Man hätte nur gewünscht, daß die katholischen Uni- versitäten besser ausgestattet worden wären, um ausgezeich- nete Lehrer anzuziehen: das einzige Ingolstadt war mit ge- nügenden Mitteln versehen. Wie die Sachen standen, kam noch alles auf die jesuitischen Seminarien an. Minuccio Minucci wünschte, daß hier nicht sowohl darauf gesehen würde, große Gelehrte, tiefe Theologen zu bilden, als gute und tüchtige Prediger. Ein Mann von mittelmäßi- gen Kenntnissen, der sich bescheide nicht zu dem Gipfel der Gelehrsamkeit zu gelangen, und nicht darauf denke sich berühmt zu machen, sey vielleicht der allerbrauch- barste und nützlichste. Er empfahl diese Rücksicht auch für die den deutschen Katholiken bestimmten Anstalten in Ita- lien. In dem Collegium Germanicum ward ursprüng- lich zwischen der bürgerlichen und der adlichen Jugend ein Unterschied in der Behandlung gemacht. Minuccio Mi-
1)Discorso del molto illustre e revmo Monsor Minuccio Minucci sopra il modo di restituire la cattolica religione in Ale- magna 1588. Ms. Barb.
Buch V. Gegenreformationen.
chen auch die belgiſchen nach Holland. Es war ein gro- ßer katholiſcher Sieg, der ſich von Land zu Land waͤlzte.
Den Fortgang deſſelben zu beguͤnſtigen und auszu- dehnen, bemuͤhten ſich nun vor allem die Nuntien, welche damals in Deutſchland regelmaͤßig zu reſidiren anfingen.
Wir haben eine Denkſchrift des Nuntius Minuccio Minucci vom Jahre 1588 uͤbrig, aus welcher ſich die Ge- ſichtspunkte ergeben, die man faßte, nach denen man ver- fuhr 1).
Eine vorzuͤgliche Ruͤckſicht widmete man dem Unter- richt. Man haͤtte nur gewuͤnſcht, daß die katholiſchen Uni- verſitaͤten beſſer ausgeſtattet worden waͤren, um ausgezeich- nete Lehrer anzuziehen: das einzige Ingolſtadt war mit ge- nuͤgenden Mitteln verſehen. Wie die Sachen ſtanden, kam noch alles auf die jeſuitiſchen Seminarien an. Minuccio Minucci wuͤnſchte, daß hier nicht ſowohl darauf geſehen wuͤrde, große Gelehrte, tiefe Theologen zu bilden, als gute und tuͤchtige Prediger. Ein Mann von mittelmaͤßi- gen Kenntniſſen, der ſich beſcheide nicht zu dem Gipfel der Gelehrſamkeit zu gelangen, und nicht darauf denke ſich beruͤhmt zu machen, ſey vielleicht der allerbrauch- barſte und nuͤtzlichſte. Er empfahl dieſe Ruͤckſicht auch fuͤr die den deutſchen Katholiken beſtimmten Anſtalten in Ita- lien. In dem Collegium Germanicum ward urſpruͤng- lich zwiſchen der buͤrgerlichen und der adlichen Jugend ein Unterſchied in der Behandlung gemacht. Minuccio Mi-
1)Discorso del molto illustre e revmo Monsor Minuccio Minucci sopra il modo di restituire la cattolica religione in Ale- magna 1588. Ms. Barb.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0148"n="136"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Buch <hirendition="#aq">V.</hi> Gegenreformationen</hi>.</fw><lb/>
chen auch die belgiſchen nach Holland. Es war ein gro-<lb/>
ßer katholiſcher Sieg, der ſich von Land zu Land waͤlzte.</p><lb/><p>Den Fortgang deſſelben zu beguͤnſtigen und auszu-<lb/>
dehnen, bemuͤhten ſich nun vor allem die Nuntien, welche<lb/>
damals in Deutſchland regelmaͤßig zu reſidiren anfingen.</p><lb/><p>Wir haben eine Denkſchrift des Nuntius Minuccio<lb/>
Minucci vom Jahre 1588 uͤbrig, aus welcher ſich die Ge-<lb/>ſichtspunkte ergeben, die man faßte, nach denen man ver-<lb/>
fuhr <noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#aq">Discorso del molto illustre e rev<hirendition="#sup">mo</hi> Mons<hirendition="#sup">or</hi> Minuccio<lb/>
Minucci sopra il modo di restituire la cattolica religione in Ale-<lb/>
magna 1588. Ms. Barb.</hi></note>.</p><lb/><p>Eine vorzuͤgliche Ruͤckſicht widmete man dem Unter-<lb/>
richt. Man haͤtte nur gewuͤnſcht, daß die katholiſchen Uni-<lb/>
verſitaͤten beſſer ausgeſtattet worden waͤren, um ausgezeich-<lb/>
nete Lehrer anzuziehen: das einzige Ingolſtadt war mit ge-<lb/>
nuͤgenden Mitteln verſehen. Wie die Sachen ſtanden, kam<lb/>
noch alles auf die jeſuitiſchen Seminarien an. Minuccio<lb/>
Minucci wuͤnſchte, daß hier nicht ſowohl darauf geſehen<lb/>
wuͤrde, große Gelehrte, tiefe Theologen zu bilden, als<lb/>
gute und tuͤchtige Prediger. Ein Mann von mittelmaͤßi-<lb/>
gen Kenntniſſen, der ſich beſcheide nicht zu dem Gipfel<lb/>
der Gelehrſamkeit zu gelangen, und nicht darauf denke<lb/>ſich beruͤhmt zu machen, ſey vielleicht der allerbrauch-<lb/>
barſte und nuͤtzlichſte. Er empfahl dieſe Ruͤckſicht auch fuͤr<lb/>
die den deutſchen Katholiken beſtimmten Anſtalten in Ita-<lb/>
lien. In dem Collegium Germanicum ward urſpruͤng-<lb/>
lich zwiſchen der buͤrgerlichen und der adlichen Jugend ein<lb/>
Unterſchied in der Behandlung gemacht. Minuccio Mi-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[136/0148]
Buch V. Gegenreformationen.
chen auch die belgiſchen nach Holland. Es war ein gro-
ßer katholiſcher Sieg, der ſich von Land zu Land waͤlzte.
Den Fortgang deſſelben zu beguͤnſtigen und auszu-
dehnen, bemuͤhten ſich nun vor allem die Nuntien, welche
damals in Deutſchland regelmaͤßig zu reſidiren anfingen.
Wir haben eine Denkſchrift des Nuntius Minuccio
Minucci vom Jahre 1588 uͤbrig, aus welcher ſich die Ge-
ſichtspunkte ergeben, die man faßte, nach denen man ver-
fuhr 1).
Eine vorzuͤgliche Ruͤckſicht widmete man dem Unter-
richt. Man haͤtte nur gewuͤnſcht, daß die katholiſchen Uni-
verſitaͤten beſſer ausgeſtattet worden waͤren, um ausgezeich-
nete Lehrer anzuziehen: das einzige Ingolſtadt war mit ge-
nuͤgenden Mitteln verſehen. Wie die Sachen ſtanden, kam
noch alles auf die jeſuitiſchen Seminarien an. Minuccio
Minucci wuͤnſchte, daß hier nicht ſowohl darauf geſehen
wuͤrde, große Gelehrte, tiefe Theologen zu bilden, als
gute und tuͤchtige Prediger. Ein Mann von mittelmaͤßi-
gen Kenntniſſen, der ſich beſcheide nicht zu dem Gipfel
der Gelehrſamkeit zu gelangen, und nicht darauf denke
ſich beruͤhmt zu machen, ſey vielleicht der allerbrauch-
barſte und nuͤtzlichſte. Er empfahl dieſe Ruͤckſicht auch fuͤr
die den deutſchen Katholiken beſtimmten Anſtalten in Ita-
lien. In dem Collegium Germanicum ward urſpruͤng-
lich zwiſchen der buͤrgerlichen und der adlichen Jugend ein
Unterſchied in der Behandlung gemacht. Minuccio Mi-
1) Discorso del molto illustre e revmo Monsor Minuccio
Minucci sopra il modo di restituire la cattolica religione in Ale-
magna 1588. Ms. Barb.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/148>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.