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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch V. Gegenreformationen.
gleichen konnten, welche auch ihren Religionsrath, ihre
Superintendenten und Synoden und eine fast republikani-
sche Verfassung besaßen, trat auch schon die Verände-
rung ein.

Gleich als Rudolf II. die Erbhuldigung einnahm,
bemerkte man, wie so durchaus er von seinem Vater ver-
schieden sey: die Acte der Devotion übte er in ihrer gan-
zen Strenge aus: mit Verwunderung sah man ihn den
Processionen beiwohnen, selbst im harten Winter, ohne
Kopfbedeckung, mit seiner Fackel in der Hand.

Diese Stimmung des Herrn, die Gunst, die er den
Jesuiten angedeihen ließ, erregten schon Besorgniß und nach
dem Charakter der Zeit heftige Gegenbewegungen. In dem
Landhaus zu Wien, denn eine eigentliche Kirche war den
Protestanten in der Hauptstadt nicht verstattet, predigte der
Flacianer Josua Opitz mit alle der Heftigkeit, welche seiner
Secte eigenthümlich war. Indem er regelmäßig wider Je-
suiten, Pfaffen und "alle Greuel des Papstthums donnerte",
erregte er nicht sowohl Ueberzeugung als Ingrimm in sei-
nen Zuhörern: so daß sie wie ein Zeitgenosse sagt 1), wenn
sie aus seiner Kirche kamen, "die Papisten mit den Händen
hätten zerreißen mögen." Der Erfolg war, daß der Kai-
ser die Absicht faßte die Versammlungen des Landhauses
abzustellen. Indem man dieß bemerkte, das Für und Wi-
der leidenschaftlich besprach, und die Ritterschaft, der das
Landhaus zugehörte, sich schon mit Drohungen vernehmen
ließ, kam der Tag des Frohnleichnams im Jahre 1578

1) D. Georg Eder, der freilich ein Gegner war: Auszug sei-
ner Warnungsschrift bei Raupach: Evangel. Oestreich II, 286.

Buch V. Gegenreformationen.
gleichen konnten, welche auch ihren Religionsrath, ihre
Superintendenten und Synoden und eine faſt republikani-
ſche Verfaſſung beſaßen, trat auch ſchon die Veraͤnde-
rung ein.

Gleich als Rudolf II. die Erbhuldigung einnahm,
bemerkte man, wie ſo durchaus er von ſeinem Vater ver-
ſchieden ſey: die Acte der Devotion uͤbte er in ihrer gan-
zen Strenge aus: mit Verwunderung ſah man ihn den
Proceſſionen beiwohnen, ſelbſt im harten Winter, ohne
Kopfbedeckung, mit ſeiner Fackel in der Hand.

Dieſe Stimmung des Herrn, die Gunſt, die er den
Jeſuiten angedeihen ließ, erregten ſchon Beſorgniß und nach
dem Charakter der Zeit heftige Gegenbewegungen. In dem
Landhaus zu Wien, denn eine eigentliche Kirche war den
Proteſtanten in der Hauptſtadt nicht verſtattet, predigte der
Flacianer Joſua Opitz mit alle der Heftigkeit, welche ſeiner
Secte eigenthuͤmlich war. Indem er regelmaͤßig wider Je-
ſuiten, Pfaffen und „alle Greuel des Papſtthums donnerte“,
erregte er nicht ſowohl Ueberzeugung als Ingrimm in ſei-
nen Zuhoͤrern: ſo daß ſie wie ein Zeitgenoſſe ſagt 1), wenn
ſie aus ſeiner Kirche kamen, „die Papiſten mit den Haͤnden
haͤtten zerreißen moͤgen.“ Der Erfolg war, daß der Kai-
ſer die Abſicht faßte die Verſammlungen des Landhauſes
abzuſtellen. Indem man dieß bemerkte, das Fuͤr und Wi-
der leidenſchaftlich beſprach, und die Ritterſchaft, der das
Landhaus zugehoͤrte, ſich ſchon mit Drohungen vernehmen
ließ, kam der Tag des Frohnleichnams im Jahre 1578

1) D. Georg Eder, der freilich ein Gegner war: Auszug ſei-
ner Warnungsſchrift bei Raupach: Evangel. Oeſtreich II, 286.
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[124/0136] Buch V. Gegenreformationen. gleichen konnten, welche auch ihren Religionsrath, ihre Superintendenten und Synoden und eine faſt republikani- ſche Verfaſſung beſaßen, trat auch ſchon die Veraͤnde- rung ein. Gleich als Rudolf II. die Erbhuldigung einnahm, bemerkte man, wie ſo durchaus er von ſeinem Vater ver- ſchieden ſey: die Acte der Devotion uͤbte er in ihrer gan- zen Strenge aus: mit Verwunderung ſah man ihn den Proceſſionen beiwohnen, ſelbſt im harten Winter, ohne Kopfbedeckung, mit ſeiner Fackel in der Hand. Dieſe Stimmung des Herrn, die Gunſt, die er den Jeſuiten angedeihen ließ, erregten ſchon Beſorgniß und nach dem Charakter der Zeit heftige Gegenbewegungen. In dem Landhaus zu Wien, denn eine eigentliche Kirche war den Proteſtanten in der Hauptſtadt nicht verſtattet, predigte der Flacianer Joſua Opitz mit alle der Heftigkeit, welche ſeiner Secte eigenthuͤmlich war. Indem er regelmaͤßig wider Je- ſuiten, Pfaffen und „alle Greuel des Papſtthums donnerte“, erregte er nicht ſowohl Ueberzeugung als Ingrimm in ſei- nen Zuhoͤrern: ſo daß ſie wie ein Zeitgenoſſe ſagt 1), wenn ſie aus ſeiner Kirche kamen, „die Papiſten mit den Haͤnden haͤtten zerreißen moͤgen.“ Der Erfolg war, daß der Kai- ſer die Abſicht faßte die Verſammlungen des Landhauſes abzuſtellen. Indem man dieß bemerkte, das Fuͤr und Wi- der leidenſchaftlich beſprach, und die Ritterſchaft, der das Landhaus zugehoͤrte, ſich ſchon mit Drohungen vernehmen ließ, kam der Tag des Frohnleichnams im Jahre 1578 1) D. Georg Eder, der freilich ein Gegner war: Auszug ſei- ner Warnungsſchrift bei Raupach: Evangel. Oeſtreich II, 286.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/136>, abgerufen am 24.11.2024.