Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Buch V. Gegenreformationen. können, wagte der Nuntius eine Zusammenkunft in Düs-seldorf mit ihm zu halten: auch dann ermahnte er densel- ben vor allem zur Geduld. Der Papst wollte nicht, daß er das goldene Vließ bekomme: es könnte Verdacht er- wecken; auch wandte er sich nicht direct an den Vater zu Gunsten des Sohnes: jede Verbindung mit Rom wäre mißfällig gewesen: nur durch eine Verwendung des Kai- sers, die er auswirkte, suchte er dem Prinzen eine seiner Geburt angemessenere Stellung zu verschaffen: den Nuntius wies er an, über gewisse Dinge zu thun als bemerke er sie nicht. Eben diese schonungsvolle Bedachtsamkeit einer doch immer noch anerkannten Autorität verfehlte auch hier ihre Wirkung nicht. Der Nuntius bekam nach und nach doch Einfluß: als die Protestanten auf dem Landtag auf einige Begünstigungen antrugen, war er es, der durch seine Vorstellungen hauptsächlich veranlaßte, daß sie ab- schläglich beschieden wurden 1). Und so ward in einem großen Theile von Niederdeutsch- In dem obern Deutschland trat unmittelbar eine ver- Wir berührten den Zustand der fränkischen Bisthümer. 1) Tempesti: Vita di Sisto V tom. I, p. 359.
Buch V. Gegenreformationen. koͤnnen, wagte der Nuntius eine Zuſammenkunft in Duͤſ-ſeldorf mit ihm zu halten: auch dann ermahnte er denſel- ben vor allem zur Geduld. Der Papſt wollte nicht, daß er das goldene Vließ bekomme: es koͤnnte Verdacht er- wecken; auch wandte er ſich nicht direct an den Vater zu Gunſten des Sohnes: jede Verbindung mit Rom waͤre mißfaͤllig geweſen: nur durch eine Verwendung des Kai- ſers, die er auswirkte, ſuchte er dem Prinzen eine ſeiner Geburt angemeſſenere Stellung zu verſchaffen: den Nuntius wies er an, uͤber gewiſſe Dinge zu thun als bemerke er ſie nicht. Eben dieſe ſchonungsvolle Bedachtſamkeit einer doch immer noch anerkannten Autoritaͤt verfehlte auch hier ihre Wirkung nicht. Der Nuntius bekam nach und nach doch Einfluß: als die Proteſtanten auf dem Landtag auf einige Beguͤnſtigungen antrugen, war er es, der durch ſeine Vorſtellungen hauptſaͤchlich veranlaßte, daß ſie ab- ſchlaͤglich beſchieden wurden 1). Und ſo ward in einem großen Theile von Niederdeutſch- In dem obern Deutſchland trat unmittelbar eine ver- Wir beruͤhrten den Zuſtand der fraͤnkiſchen Bisthuͤmer. 1) Tempesti: Vita di Sisto V tom. I, p. 359.
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Buch V. Gegenreformationen.
koͤnnen, wagte der Nuntius eine Zuſammenkunft in Duͤſ-
ſeldorf mit ihm zu halten: auch dann ermahnte er denſel-
ben vor allem zur Geduld. Der Papſt wollte nicht, daß
er das goldene Vließ bekomme: es koͤnnte Verdacht er-
wecken; auch wandte er ſich nicht direct an den Vater zu
Gunſten des Sohnes: jede Verbindung mit Rom waͤre
mißfaͤllig geweſen: nur durch eine Verwendung des Kai-
ſers, die er auswirkte, ſuchte er dem Prinzen eine ſeiner
Geburt angemeſſenere Stellung zu verſchaffen: den Nuntius
wies er an, uͤber gewiſſe Dinge zu thun als bemerke er
ſie nicht. Eben dieſe ſchonungsvolle Bedachtſamkeit einer
doch immer noch anerkannten Autoritaͤt verfehlte auch hier
ihre Wirkung nicht. Der Nuntius bekam nach und nach
doch Einfluß: als die Proteſtanten auf dem Landtag auf
einige Beguͤnſtigungen antrugen, war er es, der durch
ſeine Vorſtellungen hauptſaͤchlich veranlaßte, daß ſie ab-
ſchlaͤglich beſchieden wurden 1).
Und ſo ward in einem großen Theile von Niederdeutſch-
land der Katholicismus wenn nicht augenblicklich wieder-
hergeſtellt, aber doch in großer Gefahr behauptet, feſtge-
halten und verſtaͤrkt: er erlangte ein Uebergewicht, das ſich
im Laufe der Zeit zur vollkommenen Herrſchaft ausbilden
konnte.
In dem obern Deutſchland trat unmittelbar eine ver-
wandte Entwickelung ein.
Wir beruͤhrten den Zuſtand der fraͤnkiſchen Bisthuͤmer.
Ein entſchloſſener Biſchof haͤtte wohl daran denken koͤnnen,
ihn zur Erwerbung einer erblichen Macht zu benutzen.
1) Tempesti: Vita di Sisto V tom. I, p. 359.
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