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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Entscheidung in den Niederlanden.
in welchem sie wieder auftraten war eben der erste welcher
erobert worden, Courtray. Der Pfarrer der Stadt, Johann
David, hatte die Jesuiten in seinem Exil zu Douay ken-
nen gelernt: jetzt kehrte er wieder, aber nur um sofort in
den Orden zu treten, und in seiner Abschiedspredigt die
Einwohner zu ermahnen, der geistlichen Hülfe dieser Ge-
sellschaft sich nicht länger berauben zu wollen: leicht ließen
sie sich überreden. Jetzt kam der alte Johann Montagna,
der die Gesellschaft zuerst in Tournay eingeführt, und mehr
als einmal fliehen müssen, dahin zurück, um dieselbe auf
immer zu begründen. So wie Brügge und Ypern überge-
gangen, langten die Jesuiten daselbst an: gern bewilligte
ihnen der König einige Klöster, die während der Unruhen
verödet. In Gent ward das Haus des großen Demago-
gen, des Imbize, von welchem das Verderben des Katho-
licismus ausgegangen, für die Gesellschaft eingerichtet. Bei
ihrer Ueberlieferung wollten sich die Antwerpner ausbedin-
gen, daß sie nur diejenigen Orden wieder aufzunehmen hät-
ten, welche zur Zeit Carls V. daselbst gewesen: aber es
ward ihnen nicht nachgegeben: sie mußten die Jesuiten wie-
der einziehen lassen und denselben die Gebäude zurückstellen
die sie früher inne gehabt: mit Vergnügen erzählt es der
Geschichtschreiber des Ordens: er bemerkt es als eine be-
sondere Gunst des Himmels, daß man das schuldenfrei
wiederbekommen was man verschuldet hinterlassen habe: es
war indeß in zweite und dritte Hände übergegangen, und
wurde ohne Weiteres zurückgestellt. Da konnte auch Brüs-
sel dem allgemeinen Schicksal nicht entgehn: der Rath der
Stadt erklärte sich bereit: der Prinz von Parma bewilligte

Entſcheidung in den Niederlanden.
in welchem ſie wieder auftraten war eben der erſte welcher
erobert worden, Courtray. Der Pfarrer der Stadt, Johann
David, hatte die Jeſuiten in ſeinem Exil zu Douay ken-
nen gelernt: jetzt kehrte er wieder, aber nur um ſofort in
den Orden zu treten, und in ſeiner Abſchiedspredigt die
Einwohner zu ermahnen, der geiſtlichen Huͤlfe dieſer Ge-
ſellſchaft ſich nicht laͤnger berauben zu wollen: leicht ließen
ſie ſich uͤberreden. Jetzt kam der alte Johann Montagna,
der die Geſellſchaft zuerſt in Tournay eingefuͤhrt, und mehr
als einmal fliehen muͤſſen, dahin zuruͤck, um dieſelbe auf
immer zu begruͤnden. So wie Bruͤgge und Ypern uͤberge-
gangen, langten die Jeſuiten daſelbſt an: gern bewilligte
ihnen der Koͤnig einige Kloͤſter, die waͤhrend der Unruhen
veroͤdet. In Gent ward das Haus des großen Demago-
gen, des Imbize, von welchem das Verderben des Katho-
licismus ausgegangen, fuͤr die Geſellſchaft eingerichtet. Bei
ihrer Ueberlieferung wollten ſich die Antwerpner ausbedin-
gen, daß ſie nur diejenigen Orden wieder aufzunehmen haͤt-
ten, welche zur Zeit Carls V. daſelbſt geweſen: aber es
ward ihnen nicht nachgegeben: ſie mußten die Jeſuiten wie-
der einziehen laſſen und denſelben die Gebaͤude zuruͤckſtellen
die ſie fruͤher inne gehabt: mit Vergnuͤgen erzaͤhlt es der
Geſchichtſchreiber des Ordens: er bemerkt es als eine be-
ſondere Gunſt des Himmels, daß man das ſchuldenfrei
wiederbekommen was man verſchuldet hinterlaſſen habe: es
war indeß in zweite und dritte Haͤnde uͤbergegangen, und
wurde ohne Weiteres zuruͤckgeſtellt. Da konnte auch Bruͤſ-
ſel dem allgemeinen Schickſal nicht entgehn: der Rath der
Stadt erklaͤrte ſich bereit: der Prinz von Parma bewilligte

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[109/0121] Entſcheidung in den Niederlanden. in welchem ſie wieder auftraten war eben der erſte welcher erobert worden, Courtray. Der Pfarrer der Stadt, Johann David, hatte die Jeſuiten in ſeinem Exil zu Douay ken- nen gelernt: jetzt kehrte er wieder, aber nur um ſofort in den Orden zu treten, und in ſeiner Abſchiedspredigt die Einwohner zu ermahnen, der geiſtlichen Huͤlfe dieſer Ge- ſellſchaft ſich nicht laͤnger berauben zu wollen: leicht ließen ſie ſich uͤberreden. Jetzt kam der alte Johann Montagna, der die Geſellſchaft zuerſt in Tournay eingefuͤhrt, und mehr als einmal fliehen muͤſſen, dahin zuruͤck, um dieſelbe auf immer zu begruͤnden. So wie Bruͤgge und Ypern uͤberge- gangen, langten die Jeſuiten daſelbſt an: gern bewilligte ihnen der Koͤnig einige Kloͤſter, die waͤhrend der Unruhen veroͤdet. In Gent ward das Haus des großen Demago- gen, des Imbize, von welchem das Verderben des Katho- licismus ausgegangen, fuͤr die Geſellſchaft eingerichtet. Bei ihrer Ueberlieferung wollten ſich die Antwerpner ausbedin- gen, daß ſie nur diejenigen Orden wieder aufzunehmen haͤt- ten, welche zur Zeit Carls V. daſelbſt geweſen: aber es ward ihnen nicht nachgegeben: ſie mußten die Jeſuiten wie- der einziehen laſſen und denſelben die Gebaͤude zuruͤckſtellen die ſie fruͤher inne gehabt: mit Vergnuͤgen erzaͤhlt es der Geſchichtſchreiber des Ordens: er bemerkt es als eine be- ſondere Gunſt des Himmels, daß man das ſchuldenfrei wiederbekommen was man verſchuldet hinterlaſſen habe: es war indeß in zweite und dritte Haͤnde uͤbergegangen, und wurde ohne Weiteres zuruͤckgeſtellt. Da konnte auch Bruͤſ- ſel dem allgemeinen Schickſal nicht entgehn: der Rath der Stadt erklaͤrte ſich bereit: der Prinz von Parma bewilligte

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/121>, abgerufen am 27.11.2024.