ten, wohldisciplinirten, überlegenen Truppen führten die Entscheidung herbei.
Wie in Deutschland die Colonien der Jesuiten, aus Spaniern, Italienern und einigen Niederländern bestehend, den Katholicismus durch das Dogma und den Unterricht wiederherstellten: so erschien ein italienisch-spanisches Heer in den Niederlanden, um mit den wallonischen Elementen vereinigt der katholischen Meinung das Uebergewicht der Waffen zu verschaffen.
Es ist an dieser Stelle unvermeidlich, des Krieges zu gedenken. Er ist zugleich der Fortschritt der Religion.
Im Juli 1583 ward Dünkirchen, Hafen und Stadt binnen sechs Tagen: hierauf Niewport und die ganze Küste bis gegen Ostende, Dixmuyden, Furnes erobert.
Gleich hier entwickelte dieser Krieg seinen Charak- ter. In allen politischen Dingen zeigten sich die Spa- nier glimpflich: unerbittlich aber in den kirchlichen. Es war nicht daran zu denken, daß den Protestanten eine Kir- che, nur ein privater Gottesdienst gestattet worden wäre: die Prediger, die man ergriff, wurden erhenkt. Man führte mit vollem Bewußtseyn einen Religionskrieg. In gewis- sem Sinne war das für die Lage, in der man sich befand, sogar das Klügste. Von den Protestanten hätte sich doch nie eine vollkommene Unterwerfung erlangen lassen: dage- gen brachte man durch ein so entschiedenes Verfahren die Elemente des Katholicismus, welche in dem Lande noch vor- handen waren, auf seine Seite. Ganz von selbst reg- ten sie sich. Der Bailliu Servaes von Steeland überlie- ferte das Land Waes: Hulst und Axel ergaben sich: bald
Buch V. Gegenreformationen.
ten, wohldisciplinirten, uͤberlegenen Truppen fuͤhrten die Entſcheidung herbei.
Wie in Deutſchland die Colonien der Jeſuiten, aus Spaniern, Italienern und einigen Niederlaͤndern beſtehend, den Katholicismus durch das Dogma und den Unterricht wiederherſtellten: ſo erſchien ein italieniſch-ſpaniſches Heer in den Niederlanden, um mit den walloniſchen Elementen vereinigt der katholiſchen Meinung das Uebergewicht der Waffen zu verſchaffen.
Es iſt an dieſer Stelle unvermeidlich, des Krieges zu gedenken. Er iſt zugleich der Fortſchritt der Religion.
Im Juli 1583 ward Duͤnkirchen, Hafen und Stadt binnen ſechs Tagen: hierauf Niewport und die ganze Kuͤſte bis gegen Oſtende, Dixmuyden, Furnes erobert.
Gleich hier entwickelte dieſer Krieg ſeinen Charak- ter. In allen politiſchen Dingen zeigten ſich die Spa- nier glimpflich: unerbittlich aber in den kirchlichen. Es war nicht daran zu denken, daß den Proteſtanten eine Kir- che, nur ein privater Gottesdienſt geſtattet worden waͤre: die Prediger, die man ergriff, wurden erhenkt. Man fuͤhrte mit vollem Bewußtſeyn einen Religionskrieg. In gewiſ- ſem Sinne war das fuͤr die Lage, in der man ſich befand, ſogar das Kluͤgſte. Von den Proteſtanten haͤtte ſich doch nie eine vollkommene Unterwerfung erlangen laſſen: dage- gen brachte man durch ein ſo entſchiedenes Verfahren die Elemente des Katholicismus, welche in dem Lande noch vor- handen waren, auf ſeine Seite. Ganz von ſelbſt reg- ten ſie ſich. Der Bailliu Servaes von Steeland uͤberlie- ferte das Land Waes: Hulſt und Axel ergaben ſich: bald
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Buch V. Gegenreformationen.
ten, wohldisciplinirten, uͤberlegenen Truppen fuͤhrten die
Entſcheidung herbei.
Wie in Deutſchland die Colonien der Jeſuiten, aus
Spaniern, Italienern und einigen Niederlaͤndern beſtehend,
den Katholicismus durch das Dogma und den Unterricht
wiederherſtellten: ſo erſchien ein italieniſch-ſpaniſches Heer
in den Niederlanden, um mit den walloniſchen Elementen
vereinigt der katholiſchen Meinung das Uebergewicht der
Waffen zu verſchaffen.
Es iſt an dieſer Stelle unvermeidlich, des Krieges zu
gedenken. Er iſt zugleich der Fortſchritt der Religion.
Im Juli 1583 ward Duͤnkirchen, Hafen und Stadt
binnen ſechs Tagen: hierauf Niewport und die ganze Kuͤſte
bis gegen Oſtende, Dixmuyden, Furnes erobert.
Gleich hier entwickelte dieſer Krieg ſeinen Charak-
ter. In allen politiſchen Dingen zeigten ſich die Spa-
nier glimpflich: unerbittlich aber in den kirchlichen. Es
war nicht daran zu denken, daß den Proteſtanten eine Kir-
che, nur ein privater Gottesdienſt geſtattet worden waͤre:
die Prediger, die man ergriff, wurden erhenkt. Man fuͤhrte
mit vollem Bewußtſeyn einen Religionskrieg. In gewiſ-
ſem Sinne war das fuͤr die Lage, in der man ſich befand,
ſogar das Kluͤgſte. Von den Proteſtanten haͤtte ſich doch
nie eine vollkommene Unterwerfung erlangen laſſen: dage-
gen brachte man durch ein ſo entſchiedenes Verfahren die
Elemente des Katholicismus, welche in dem Lande noch vor-
handen waren, auf ſeine Seite. Ganz von ſelbſt reg-
ten ſie ſich. Der Bailliu Servaes von Steeland uͤberlie-
ferte das Land Waes: Hulſt und Axel ergaben ſich: bald
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/116>, abgerufen am 24.11.2024.
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