tiken Dienste so eigen ausgesprochen hatte. Bei St. Pie- tro in Montorio baute Bramante über dem Blute des Märtyrers eine Capelle in der heitern und leichten Form eines Peripteros.
Liegt nun hierin ein Widerspruch, so stellte er sich zu- gleich in diesem gesammten Leben und Wesen dar.
Man ging nach dem Vatican weniger, um bei den Schwellen der Apostel anzubeten, als um in des Papstes Hause die großen Werke der antiken Kunst, den belvede- rischen Apollo, den Laocoon zu bewundern.
Wohl ward der Papst auch damals so gut wie sonst aufgefordert, einen Krieg gegen die Ungläubigen zu veranstal- ten; ich finde das z. B. in einer Präfation des Navagero 1); allein des christlichen Interesses, der Eroberung des heiligen Grabes gedenkt er hiebei nicht; seine Hoffnung ist, der Papst werde die verloren gegangenen Schriften der Grie- chen und selbst vielleicht der Römer wieder auffinden.
Mitten in dieser Fülle von Bestrebung und Hervor- bringung, von Geist und Kunst, in dem Genuß der weltli- chen Entwickelung der höchsten geistlichen Würde lebte nun Leo X. Man hat ihm die Ehre streitig machen wollen, daß er diesem Zeitalter den Namen giebt; und sein Verdienst mag es so sehr nicht seyn. Allein er war nun der Glück- liche. In den Elementen, die diese Welt bildeten, war er aufgewachsen; er besaß Freiheit und Empfänglichkeit des Geistes genug, ihre schöne Blüthe zu befördern, zu genie- ßen. Hatte er schon seine Freude an den lateinischen Ar-
1)Naugerii Praefatio in Ciceronis orationes T. I.
Geiſtige Richtung.
tiken Dienſte ſo eigen ausgeſprochen hatte. Bei St. Pie- tro in Montorio baute Bramante uͤber dem Blute des Maͤrtyrers eine Capelle in der heitern und leichten Form eines Peripteros.
Liegt nun hierin ein Widerſpruch, ſo ſtellte er ſich zu- gleich in dieſem geſammten Leben und Weſen dar.
Man ging nach dem Vatican weniger, um bei den Schwellen der Apoſtel anzubeten, als um in des Papſtes Hauſe die großen Werke der antiken Kunſt, den belvede- riſchen Apollo, den Laocoon zu bewundern.
Wohl ward der Papſt auch damals ſo gut wie ſonſt aufgefordert, einen Krieg gegen die Unglaͤubigen zu veranſtal- ten; ich finde das z. B. in einer Praͤfation des Navagero 1); allein des chriſtlichen Intereſſes, der Eroberung des heiligen Grabes gedenkt er hiebei nicht; ſeine Hoffnung iſt, der Papſt werde die verloren gegangenen Schriften der Grie- chen und ſelbſt vielleicht der Roͤmer wieder auffinden.
Mitten in dieſer Fuͤlle von Beſtrebung und Hervor- bringung, von Geiſt und Kunſt, in dem Genuß der weltli- chen Entwickelung der hoͤchſten geiſtlichen Wuͤrde lebte nun Leo X. Man hat ihm die Ehre ſtreitig machen wollen, daß er dieſem Zeitalter den Namen giebt; und ſein Verdienſt mag es ſo ſehr nicht ſeyn. Allein er war nun der Gluͤck- liche. In den Elementen, die dieſe Welt bildeten, war er aufgewachſen; er beſaß Freiheit und Empfaͤnglichkeit des Geiſtes genug, ihre ſchoͤne Bluͤthe zu befoͤrdern, zu genie- ßen. Hatte er ſchon ſeine Freude an den lateiniſchen Ar-
1)Naugerii Praefatio in Ciceronis orationes T. I.
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Geiſtige Richtung.
tiken Dienſte ſo eigen ausgeſprochen hatte. Bei St. Pie-
tro in Montorio baute Bramante uͤber dem Blute des
Maͤrtyrers eine Capelle in der heitern und leichten Form
eines Peripteros.
Liegt nun hierin ein Widerſpruch, ſo ſtellte er ſich zu-
gleich in dieſem geſammten Leben und Weſen dar.
Man ging nach dem Vatican weniger, um bei den
Schwellen der Apoſtel anzubeten, als um in des Papſtes
Hauſe die großen Werke der antiken Kunſt, den belvede-
riſchen Apollo, den Laocoon zu bewundern.
Wohl ward der Papſt auch damals ſo gut wie ſonſt
aufgefordert, einen Krieg gegen die Unglaͤubigen zu veranſtal-
ten; ich finde das z. B. in einer Praͤfation des Navagero 1);
allein des chriſtlichen Intereſſes, der Eroberung des heiligen
Grabes gedenkt er hiebei nicht; ſeine Hoffnung iſt, der
Papſt werde die verloren gegangenen Schriften der Grie-
chen und ſelbſt vielleicht der Roͤmer wieder auffinden.
Mitten in dieſer Fuͤlle von Beſtrebung und Hervor-
bringung, von Geiſt und Kunſt, in dem Genuß der weltli-
chen Entwickelung der hoͤchſten geiſtlichen Wuͤrde lebte nun
Leo X. Man hat ihm die Ehre ſtreitig machen wollen,
daß er dieſem Zeitalter den Namen giebt; und ſein Verdienſt
mag es ſo ſehr nicht ſeyn. Allein er war nun der Gluͤck-
liche. In den Elementen, die dieſe Welt bildeten, war er
aufgewachſen; er beſaß Freiheit und Empfaͤnglichkeit des
Geiſtes genug, ihre ſchoͤne Bluͤthe zu befoͤrdern, zu genie-
ßen. Hatte er ſchon ſeine Freude an den lateiniſchen Ar-
1) Naugerii Praefatio in Ciceronis orationes T. I.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/95>, abgerufen am 24.11.2024.
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