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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Kap. II. Die Kirche im Anf. d. 16ten Jahrh.
an ihm rühmt; er traf gerade den rechten Zeitpunct: seine
Versuche dienten nur seinen Lehren zum Beispiel.

Betrachten wir nun den Kreis der Arbeiten, zu denen
man dieß in flüssiger Geschmeidigkeit und Wohllaut un-
vergleichliche, und nunmehr mit so vieler Einsicht vorbe-
reitete Material nach dem Muster der Alten anwandte, so
drängt sich uns folgende Bemerkung auf.

Nicht da war man glücklich, wo man sich sehr enge
an sie anschloß. Tragödien, wie die Rosmunda Rucel-
lai's, die, wie die Herausgeber sagen, nach dem Modell
der Antike gearbeitet waren, Lehrgedichte, wie dessen Bie-
nen, in denen gleich von vorn herein auf Virgil verwie-
sen und dieser darnach tausendfältig benutzt wird, machten
kein Glück und hatten keine wahre Wirkung. Freier bewe-
gen sich schon die Comödien: der Natur der Sache nach
müssen sie die Farbe und den Eindruck der Gegenwart an-
nehmen; allein fast immer legte man eine Fabel des Al-
terthums; ein plautinisches Stück zu Grunde 1), und selbst

so
1) Marco Minio berichtet unter so vielem andern Merkwür-
digen auch über eine der ersten Aufführungen einer Comödie in Rom
an seine Signorie. Er schreibt 13. März 1519. Finita dita festa
(es ist vom Carneval die Rede) se ando ad una comedia che fece
el reverendmo. Cibo dove e stato bellissima cosa lo apparato
tanto superbo che non si potria dire. La comedia fu questa
che fu fenta una Ferrara e in dita sala fu fata Ferrara preciso
come la e. Dicono che Monsignor Revmo. Cibo aveva per Fer-
rara e volendo una comedia li fu data questa comedia. E sta
tratta parte de li suppositi di Plauto e dal Eunucho di Terenzio
molto bellissima.
Er meint ohne Zweifel die Suppositi des Ariost,
-- doch man sieht: er bemerkt nicht den Namen des Autors,
nicht den Titel des Stücks, sondern nur woher es gezogen sey.

Kap. II. Die Kirche im Anf. d. 16ten Jahrh.
an ihm ruͤhmt; er traf gerade den rechten Zeitpunct: ſeine
Verſuche dienten nur ſeinen Lehren zum Beiſpiel.

Betrachten wir nun den Kreis der Arbeiten, zu denen
man dieß in fluͤſſiger Geſchmeidigkeit und Wohllaut un-
vergleichliche, und nunmehr mit ſo vieler Einſicht vorbe-
reitete Material nach dem Muſter der Alten anwandte, ſo
draͤngt ſich uns folgende Bemerkung auf.

Nicht da war man gluͤcklich, wo man ſich ſehr enge
an ſie anſchloß. Tragoͤdien, wie die Rosmunda Rucel-
lai’s, die, wie die Herausgeber ſagen, nach dem Modell
der Antike gearbeitet waren, Lehrgedichte, wie deſſen Bie-
nen, in denen gleich von vorn herein auf Virgil verwie-
ſen und dieſer darnach tauſendfaͤltig benutzt wird, machten
kein Gluͤck und hatten keine wahre Wirkung. Freier bewe-
gen ſich ſchon die Comoͤdien: der Natur der Sache nach
muͤſſen ſie die Farbe und den Eindruck der Gegenwart an-
nehmen; allein faſt immer legte man eine Fabel des Al-
terthums; ein plautiniſches Stuͤck zu Grunde 1), und ſelbſt

ſo
1) Marco Minio berichtet unter ſo vielem andern Merkwuͤr-
digen auch uͤber eine der erſten Auffuͤhrungen einer Comoͤdie in Rom
an ſeine Signorie. Er ſchreibt 13. Maͤrz 1519. Finita dita festa
(es iſt vom Carneval die Rede) se andò ad una comedia che fece
el reverendm̱o̱. Cibo dove è stato bellissima cosa lo apparato
tanto superbo che non si potria dire. La comedia fu questa
che fu fenta una Ferrara e in dita sala fu fata Ferrara preciso
come la è. Dicono che Monsignor Revm̱o̱. Cibo aveva per Fer-
rara e volendo una comedia li fu data questa comedia. E sta
tratta parte de li suppositi di Plauto e dal Eunucho di Terenzio
molto bellissima.
Er meint ohne Zweifel die Suppoſiti des Arioſt,
— doch man ſieht: er bemerkt nicht den Namen des Autors,
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[64/0090] Kap. II. Die Kirche im Anf. d. 16ten Jahrh. an ihm ruͤhmt; er traf gerade den rechten Zeitpunct: ſeine Verſuche dienten nur ſeinen Lehren zum Beiſpiel. Betrachten wir nun den Kreis der Arbeiten, zu denen man dieß in fluͤſſiger Geſchmeidigkeit und Wohllaut un- vergleichliche, und nunmehr mit ſo vieler Einſicht vorbe- reitete Material nach dem Muſter der Alten anwandte, ſo draͤngt ſich uns folgende Bemerkung auf. Nicht da war man gluͤcklich, wo man ſich ſehr enge an ſie anſchloß. Tragoͤdien, wie die Rosmunda Rucel- lai’s, die, wie die Herausgeber ſagen, nach dem Modell der Antike gearbeitet waren, Lehrgedichte, wie deſſen Bie- nen, in denen gleich von vorn herein auf Virgil verwie- ſen und dieſer darnach tauſendfaͤltig benutzt wird, machten kein Gluͤck und hatten keine wahre Wirkung. Freier bewe- gen ſich ſchon die Comoͤdien: der Natur der Sache nach muͤſſen ſie die Farbe und den Eindruck der Gegenwart an- nehmen; allein faſt immer legte man eine Fabel des Al- terthums; ein plautiniſches Stuͤck zu Grunde 1), und ſelbſt ſo 1) Marco Minio berichtet unter ſo vielem andern Merkwuͤr- digen auch uͤber eine der erſten Auffuͤhrungen einer Comoͤdie in Rom an ſeine Signorie. Er ſchreibt 13. Maͤrz 1519. Finita dita festa (es iſt vom Carneval die Rede) se andò ad una comedia che fece el reverendm̱o̱. Cibo dove è stato bellissima cosa lo apparato tanto superbo che non si potria dire. La comedia fu questa che fu fenta una Ferrara e in dita sala fu fata Ferrara preciso come la è. Dicono che Monsignor Revm̱o̱. Cibo aveva per Fer- rara e volendo una comedia li fu data questa comedia. E sta tratta parte de li suppositi di Plauto e dal Eunucho di Terenzio molto bellissima. Er meint ohne Zweifel die Suppoſiti des Arioſt, — doch man ſieht: er bemerkt nicht den Namen des Autors, nicht den Titel des Stuͤcks, ſondern nur woher es gezogen ſey.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/90>, abgerufen am 22.11.2024.