Zweites Kapitel. Die Kirche und der Kirchenstaat im Anfange des sechszehnten Jahrhunderts.
Erweiterung des Kirchenstaates.
Was man auch von den Päpsten früherer Zeit urthei- len mag, so hatten sie immer große Interessen vor Augen: die Pflege einer unterdrückten Religion: den Kampf mit dem Heidenthum: die Ausbreitung des Christenthums über die nordischen Nationen: die Gründung einer unabhängi- gen hierarchischen Gewalt; zu der Würde des menschlichen Daseyns gehört es, daß man etwas Großes wolle, voll- führe; diese ihre Tendenzen erhielten die Päpste in einem höheren Schwunge. Jetzt aber waren mit den Zeiten die Richtungen vorübergegangen; das Schisma war beigelegt; man mußte sich bescheiden, daß man es zu einem allge- meinen Unternehmen gegen die Türken doch nicht bringen werde. Es geschah, daß das geistliche Oberhaupt vor al- lem und entschiedener als jemals bisher, die Zwecke seines weltlichen Fürstenthums verfolgte, und ihnen seine ganze Thätigkeit zuwendete.
Schon geraume Zeit lag dieß in den Bestrebungen des Jahrhunderts. Ehedem, sagte bereits ein Redner des Baseler Conciliums, war ich der Meinung, es würde wohlgethan seyn, die weltliche Gewalt ganz von der geist-
Erweiterung des Kirchenſtaates.
Zweites Kapitel. Die Kirche und der Kirchenſtaat im Anfange des ſechszehnten Jahrhunderts.
Erweiterung des Kirchenſtaates.
Was man auch von den Paͤpſten fruͤherer Zeit urthei- len mag, ſo hatten ſie immer große Intereſſen vor Augen: die Pflege einer unterdruͤckten Religion: den Kampf mit dem Heidenthum: die Ausbreitung des Chriſtenthums uͤber die nordiſchen Nationen: die Gruͤndung einer unabhaͤngi- gen hierarchiſchen Gewalt; zu der Wuͤrde des menſchlichen Daſeyns gehoͤrt es, daß man etwas Großes wolle, voll- fuͤhre; dieſe ihre Tendenzen erhielten die Paͤpſte in einem hoͤheren Schwunge. Jetzt aber waren mit den Zeiten die Richtungen voruͤbergegangen; das Schisma war beigelegt; man mußte ſich beſcheiden, daß man es zu einem allge- meinen Unternehmen gegen die Tuͤrken doch nicht bringen werde. Es geſchah, daß das geiſtliche Oberhaupt vor al- lem und entſchiedener als jemals bisher, die Zwecke ſeines weltlichen Fuͤrſtenthums verfolgte, und ihnen ſeine ganze Thaͤtigkeit zuwendete.
Schon geraume Zeit lag dieß in den Beſtrebungen des Jahrhunderts. Ehedem, ſagte bereits ein Redner des Baſeler Conciliums, war ich der Meinung, es wuͤrde wohlgethan ſeyn, die weltliche Gewalt ganz von der geiſt-
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Erweiterung des Kirchenſtaates.
Zweites Kapitel.
Die Kirche und der Kirchenſtaat im Anfange
des ſechszehnten Jahrhunderts.
Erweiterung des Kirchenſtaates.
Was man auch von den Paͤpſten fruͤherer Zeit urthei-
len mag, ſo hatten ſie immer große Intereſſen vor Augen:
die Pflege einer unterdruͤckten Religion: den Kampf mit
dem Heidenthum: die Ausbreitung des Chriſtenthums uͤber
die nordiſchen Nationen: die Gruͤndung einer unabhaͤngi-
gen hierarchiſchen Gewalt; zu der Wuͤrde des menſchlichen
Daſeyns gehoͤrt es, daß man etwas Großes wolle, voll-
fuͤhre; dieſe ihre Tendenzen erhielten die Paͤpſte in einem
hoͤheren Schwunge. Jetzt aber waren mit den Zeiten die
Richtungen voruͤbergegangen; das Schisma war beigelegt;
man mußte ſich beſcheiden, daß man es zu einem allge-
meinen Unternehmen gegen die Tuͤrken doch nicht bringen
werde. Es geſchah, daß das geiſtliche Oberhaupt vor al-
lem und entſchiedener als jemals bisher, die Zwecke ſeines
weltlichen Fuͤrſtenthums verfolgte, und ihnen ſeine ganze
Thaͤtigkeit zuwendete.
Schon geraume Zeit lag dieß in den Beſtrebungen
des Jahrhunderts. Ehedem, ſagte bereits ein Redner des
Baſeler Conciliums, war ich der Meinung, es wuͤrde
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/69>, abgerufen am 04.12.2024.
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