ßen Monate wagte man zu seiner Wieder-Aufrichtung zu schreiten.
Der Papst wählte zu diesem Unternehmen den 10ten Sept., einen Mittwoch, welchen Tag er immer glücklich gefunden, den nächsten vor dem Feste der Erhöhung des Kreuzes, dem der Obelisk gewidmet werden sollte. Auch dieß Mal begannen die Arbeiter ihr Tagewerk damit, daß sie sich Gott empfahlen: sie fielen auf die Kniee, als sie in die Umzäunung traten. Fontana hatte seine Einrichtungen nicht ohne Rücksicht auf die letzte Erhebung eines Obe- lisken, die von Ammianus Marcellinus beschrieben worden, getroffen: doch hatte er die Kraft von 140 Pferden vor- aus. Auch hielt man es für ein besonderes Glück, daß der Himmel an diesem Tage bedeckt war. Alles ging er- wünscht von Statten. In drei großen Absätzen wurde der Obelisk bewegt; eine Stunde vor Sonnenuntergang senkte er sich auf sein Piedestal auf den Rücken der vier bronze- nen Löwen, die ihn zu tragen scheinen. Der Jubel des Volks war unbeschreiblich; der Papst fühlte die vollkom- menste Genugthuung: so viele von seinen Vorgängern hat- ten es gewollt, in so vielen Schriften hatte man es ge- wünscht; er hatte es nunmehr ausgeführt. In seinem Diarium ließ er anmerken, daß ihm das größte und schwie- rigste Werk gelungen sey, welches der menschliche Geist er- denken könne; er ließ Medaillen darauf prägen: er empfing Gedichte in allen Sprachen darüber: den auswärtigen Mäch- ten gab er davon Kunde 1).
1) Die Dispacci des Gritti vom 3, 10 Maggio, 12 Luglio, 11 Ottobre handeln von dieser Aufrichtung. Nicht übel schildert
Sixtus V. Bauunternehmungen.
ßen Monate wagte man zu ſeiner Wieder-Aufrichtung zu ſchreiten.
Der Papſt waͤhlte zu dieſem Unternehmen den 10ten Sept., einen Mittwoch, welchen Tag er immer gluͤcklich gefunden, den naͤchſten vor dem Feſte der Erhoͤhung des Kreuzes, dem der Obelisk gewidmet werden ſollte. Auch dieß Mal begannen die Arbeiter ihr Tagewerk damit, daß ſie ſich Gott empfahlen: ſie fielen auf die Kniee, als ſie in die Umzaͤunung traten. Fontana hatte ſeine Einrichtungen nicht ohne Ruͤckſicht auf die letzte Erhebung eines Obe- lisken, die von Ammianus Marcellinus beſchrieben worden, getroffen: doch hatte er die Kraft von 140 Pferden vor- aus. Auch hielt man es fuͤr ein beſonderes Gluͤck, daß der Himmel an dieſem Tage bedeckt war. Alles ging er- wuͤnſcht von Statten. In drei großen Abſaͤtzen wurde der Obelisk bewegt; eine Stunde vor Sonnenuntergang ſenkte er ſich auf ſein Piedeſtal auf den Ruͤcken der vier bronze- nen Loͤwen, die ihn zu tragen ſcheinen. Der Jubel des Volks war unbeſchreiblich; der Papſt fuͤhlte die vollkom- menſte Genugthuung: ſo viele von ſeinen Vorgaͤngern hat- ten es gewollt, in ſo vielen Schriften hatte man es ge- wuͤnſcht; er hatte es nunmehr ausgefuͤhrt. In ſeinem Diarium ließ er anmerken, daß ihm das groͤßte und ſchwie- rigſte Werk gelungen ſey, welches der menſchliche Geiſt er- denken koͤnne; er ließ Medaillen darauf praͤgen: er empfing Gedichte in allen Sprachen daruͤber: den auswaͤrtigen Maͤch- ten gab er davon Kunde 1).
1) Die Dispacci des Gritti vom 3, 10 Maggio, 12 Luglio, 11 Ottobre handeln von dieſer Aufrichtung. Nicht uͤbel ſchildert
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Sixtus V. Bauunternehmungen.
ßen Monate wagte man zu ſeiner Wieder-Aufrichtung zu
ſchreiten.
Der Papſt waͤhlte zu dieſem Unternehmen den 10ten
Sept., einen Mittwoch, welchen Tag er immer gluͤcklich
gefunden, den naͤchſten vor dem Feſte der Erhoͤhung des
Kreuzes, dem der Obelisk gewidmet werden ſollte. Auch
dieß Mal begannen die Arbeiter ihr Tagewerk damit, daß
ſie ſich Gott empfahlen: ſie fielen auf die Kniee, als ſie in
die Umzaͤunung traten. Fontana hatte ſeine Einrichtungen
nicht ohne Ruͤckſicht auf die letzte Erhebung eines Obe-
lisken, die von Ammianus Marcellinus beſchrieben worden,
getroffen: doch hatte er die Kraft von 140 Pferden vor-
aus. Auch hielt man es fuͤr ein beſonderes Gluͤck, daß
der Himmel an dieſem Tage bedeckt war. Alles ging er-
wuͤnſcht von Statten. In drei großen Abſaͤtzen wurde der
Obelisk bewegt; eine Stunde vor Sonnenuntergang ſenkte
er ſich auf ſein Piedeſtal auf den Ruͤcken der vier bronze-
nen Loͤwen, die ihn zu tragen ſcheinen. Der Jubel des
Volks war unbeſchreiblich; der Papſt fuͤhlte die vollkom-
menſte Genugthuung: ſo viele von ſeinen Vorgaͤngern hat-
ten es gewollt, in ſo vielen Schriften hatte man es ge-
wuͤnſcht; er hatte es nunmehr ausgefuͤhrt. In ſeinem
Diarium ließ er anmerken, daß ihm das groͤßte und ſchwie-
rigſte Werk gelungen ſey, welches der menſchliche Geiſt er-
denken koͤnne; er ließ Medaillen darauf praͤgen: er empfing
Gedichte in allen Sprachen daruͤber: den auswaͤrtigen Maͤch-
ten gab er davon Kunde 1).
1) Die Dispacci des Gritti vom 3, 10 Maggio, 12 Luglio,
11 Ottobre handeln von dieſer Aufrichtung. Nicht uͤbel ſchildert
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/505>, abgerufen am 23.11.2024.
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