Es waren dieß aber der Natur der Sache nach ver- gebliche Bemühungen, so lange die Hügel des Wassers entbehrten.
Eben hier tritt Sixtus V. hervor. Es hat ihn vor allen übrigen Päpsten berühmt gemacht, daß er mit den alten Cäsaren zu wetteifern und der Stadt ihr Bedürfniß an Wasser in colossalen Aquäducten herbeizuführen beschloß. Er that es, wie er sagt, damit diese Hügel, "noch zu den christlichen Zeiten durch Basiliken verherrlicht, ausgezeichnet durch gesunde Luft, anmuthige Lage, angenehme Aussicht, wieder bewohnt werden mögen." "Darum," fügt er hinzu, "haben wir uns von keinen Schwierigkeiten, keinen Unko- sten abschrecken lassen." In der That sagte er den Archi- tecten von allem Anfang, er wolle ein Werk, das sich mit der alten Pracht des kaiserlichen Roms messen könne. Zwei- undzwanzig Miglien weit, von dem Agro Colonna her führte er die Aqua Martia zum Theil unter der Erde, zum Theil auf hohen Bögen nach Rom. Es waren nicht wenig Schwierigkeiten zu überwinden. Mit großer Genugthuung sah endlich der Papst den Strahl dieses Wassers sich in seine Vigna ergießen: er führte es weiter nach St. Su- sanna auf den Quirinal: er nannte es nach seinem Eigen- namen Aqua Felice; nicht mit geringem Selbstgefühl ließ er bei der Fontäne Mosen abbilden, wie bei dem Schlag seines Stabes das Wasser aus dem Felsen strömt 1).
1) Von Tasso haben wir Stanze all' acqua felice di Roma (Rime II, 311.) wie das Wasser anfangs auf dunkelm Pfad wandle und dann fröhlich nach dem Sonnenlicht heraufkomme, um Rom zu sehen, wie es Augustus sah.
Sixtus V. Bauunternehmungen.
Es waren dieß aber der Natur der Sache nach ver- gebliche Bemuͤhungen, ſo lange die Huͤgel des Waſſers entbehrten.
Eben hier tritt Sixtus V. hervor. Es hat ihn vor allen uͤbrigen Paͤpſten beruͤhmt gemacht, daß er mit den alten Caͤſaren zu wetteifern und der Stadt ihr Beduͤrfniß an Waſſer in coloſſalen Aquaͤducten herbeizufuͤhren beſchloß. Er that es, wie er ſagt, damit dieſe Huͤgel, „noch zu den chriſtlichen Zeiten durch Baſiliken verherrlicht, ausgezeichnet durch geſunde Luft, anmuthige Lage, angenehme Ausſicht, wieder bewohnt werden moͤgen.“ „Darum,“ fuͤgt er hinzu, „haben wir uns von keinen Schwierigkeiten, keinen Unko- ſten abſchrecken laſſen.“ In der That ſagte er den Archi- tecten von allem Anfang, er wolle ein Werk, das ſich mit der alten Pracht des kaiſerlichen Roms meſſen koͤnne. Zwei- undzwanzig Miglien weit, von dem Agro Colonna her fuͤhrte er die Aqua Martia zum Theil unter der Erde, zum Theil auf hohen Boͤgen nach Rom. Es waren nicht wenig Schwierigkeiten zu uͤberwinden. Mit großer Genugthuung ſah endlich der Papſt den Strahl dieſes Waſſers ſich in ſeine Vigna ergießen: er fuͤhrte es weiter nach St. Su- ſanna auf den Quirinal: er nannte es nach ſeinem Eigen- namen Aqua Felice; nicht mit geringem Selbſtgefuͤhl ließ er bei der Fontaͤne Moſen abbilden, wie bei dem Schlag ſeines Stabes das Waſſer aus dem Felſen ſtroͤmt 1).
1) Von Taſſo haben wir Stanze all’ acqua felice di Roma (Rime II, 311.) wie das Waſſer anfangs auf dunkelm Pfad wandle und dann froͤhlich nach dem Sonnenlicht heraufkomme, um Rom zu ſehen, wie es Auguſtus ſah.
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Sixtus V. Bauunternehmungen.
Es waren dieß aber der Natur der Sache nach ver-
gebliche Bemuͤhungen, ſo lange die Huͤgel des Waſſers
entbehrten.
Eben hier tritt Sixtus V. hervor. Es hat ihn vor
allen uͤbrigen Paͤpſten beruͤhmt gemacht, daß er mit den
alten Caͤſaren zu wetteifern und der Stadt ihr Beduͤrfniß
an Waſſer in coloſſalen Aquaͤducten herbeizufuͤhren beſchloß.
Er that es, wie er ſagt, damit dieſe Huͤgel, „noch zu den
chriſtlichen Zeiten durch Baſiliken verherrlicht, ausgezeichnet
durch geſunde Luft, anmuthige Lage, angenehme Ausſicht,
wieder bewohnt werden moͤgen.“ „Darum,“ fuͤgt er hinzu,
„haben wir uns von keinen Schwierigkeiten, keinen Unko-
ſten abſchrecken laſſen.“ In der That ſagte er den Archi-
tecten von allem Anfang, er wolle ein Werk, das ſich mit
der alten Pracht des kaiſerlichen Roms meſſen koͤnne. Zwei-
undzwanzig Miglien weit, von dem Agro Colonna her fuͤhrte
er die Aqua Martia zum Theil unter der Erde, zum Theil
auf hohen Boͤgen nach Rom. Es waren nicht wenig
Schwierigkeiten zu uͤberwinden. Mit großer Genugthuung
ſah endlich der Papſt den Strahl dieſes Waſſers ſich in
ſeine Vigna ergießen: er fuͤhrte es weiter nach St. Su-
ſanna auf den Quirinal: er nannte es nach ſeinem Eigen-
namen Aqua Felice; nicht mit geringem Selbſtgefuͤhl
ließ er bei der Fontaͤne Moſen abbilden, wie bei dem
Schlag ſeines Stabes das Waſſer aus dem Felſen ſtroͤmt 1).
1) Von Taſſo haben wir Stanze all’ acqua felice di Roma
(Rime II, 311.) wie das Waſſer anfangs auf dunkelm Pfad wandle
und dann froͤhlich nach dem Sonnenlicht heraufkomme, um Rom zu
ſehen, wie es Auguſtus ſah.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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