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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Sixtus V. Bauunternehmungen.
Ufern der Tiber, wohin sie sich gezogen, völlig erneuert.
Nachdem Sixtus IV. die beiden Theile jenseits und dies-
seits des Flusses durch jene solide einfache Brücke von Tra-
vertino, die noch heute seinen Namen führt, besser verbun-
den hatte, baute man zu beiden Seiten mit dem größten
Eifer. Jenseits begnügte sich Julius nicht mit dem
Unternehmen der Peterskirche, die unter ihm mächtig
emporstieg; er erneuerte auch den vaticanischen Pallast.
In der Vertiefung zwischen dem alten Bau und dem Land-
hause Innocenz VIII., dem Belvedere, legte er die Loggien
an, eins der wohlerfundensten Werke die es geben mag.
Unfern von ihm wetteiferten seine Vettern, die Riari, und
sein Schatzmeister Agostino Chigi, wer von beiden ein schö-
neres Haus aufrichten würde. Ohne Zweifel behielt Chigi
den Preis; das seine ist die Farnesina, bewundernswürdig
schon in der Anlage, von Raphaels Hand aber unvergleich-
lich ausgeschmückt. Diesseit verdanken wir Julius II. die
Vollendung der Cancelleria mit ihrem Cortile, das die
kühnsten und reinsten Verhältnisse ausspricht, dem schön-
sten Gehöfte der Welt. Seine Cardinäle und Barone wett-
eiferten mit ihm: Farnese, dessen Pallast sich durch seinen
großartigen Eingang den Ruf des vollkommensten unter
den römischen Pallästen erworben hat: Franz de Rio, der
von dem seinen rühmte, er werde stehen, bis die Schildkröte
die Erde durchwandle: mit allen Schätzen der Literatur und
Kunst war das Haus der Medici erfüllt; auch die Orsi-
nen schmückten ihren Pallast auf Campofiore innen und
außen mit Statuen und Bildwerken aus 1). Den Resten

1) Opusculum de mirabilibus novae et veteris urbis Romae

Sixtus V. Bauunternehmungen.
Ufern der Tiber, wohin ſie ſich gezogen, voͤllig erneuert.
Nachdem Sixtus IV. die beiden Theile jenſeits und dieſ-
ſeits des Fluſſes durch jene ſolide einfache Bruͤcke von Tra-
vertino, die noch heute ſeinen Namen fuͤhrt, beſſer verbun-
den hatte, baute man zu beiden Seiten mit dem groͤßten
Eifer. Jenſeits begnuͤgte ſich Julius nicht mit dem
Unternehmen der Peterskirche, die unter ihm maͤchtig
emporſtieg; er erneuerte auch den vaticaniſchen Pallaſt.
In der Vertiefung zwiſchen dem alten Bau und dem Land-
hauſe Innocenz VIII., dem Belvedere, legte er die Loggien
an, eins der wohlerfundenſten Werke die es geben mag.
Unfern von ihm wetteiferten ſeine Vettern, die Riari, und
ſein Schatzmeiſter Agoſtino Chigi, wer von beiden ein ſchoͤ-
neres Haus aufrichten wuͤrde. Ohne Zweifel behielt Chigi
den Preis; das ſeine iſt die Farneſina, bewundernswuͤrdig
ſchon in der Anlage, von Raphaels Hand aber unvergleich-
lich ausgeſchmuͤckt. Dieſſeit verdanken wir Julius II. die
Vollendung der Cancelleria mit ihrem Cortile, das die
kuͤhnſten und reinſten Verhaͤltniſſe ausſpricht, dem ſchoͤn-
ſten Gehoͤfte der Welt. Seine Cardinaͤle und Barone wett-
eiferten mit ihm: Farneſe, deſſen Pallaſt ſich durch ſeinen
großartigen Eingang den Ruf des vollkommenſten unter
den roͤmiſchen Pallaͤſten erworben hat: Franz de Rio, der
von dem ſeinen ruͤhmte, er werde ſtehen, bis die Schildkroͤte
die Erde durchwandle: mit allen Schaͤtzen der Literatur und
Kunſt war das Haus der Medici erfuͤllt; auch die Orſi-
nen ſchmuͤckten ihren Pallaſt auf Campofiore innen und
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[471/0497] Sixtus V. Bauunternehmungen. Ufern der Tiber, wohin ſie ſich gezogen, voͤllig erneuert. Nachdem Sixtus IV. die beiden Theile jenſeits und dieſ- ſeits des Fluſſes durch jene ſolide einfache Bruͤcke von Tra- vertino, die noch heute ſeinen Namen fuͤhrt, beſſer verbun- den hatte, baute man zu beiden Seiten mit dem groͤßten Eifer. Jenſeits begnuͤgte ſich Julius nicht mit dem Unternehmen der Peterskirche, die unter ihm maͤchtig emporſtieg; er erneuerte auch den vaticaniſchen Pallaſt. In der Vertiefung zwiſchen dem alten Bau und dem Land- hauſe Innocenz VIII., dem Belvedere, legte er die Loggien an, eins der wohlerfundenſten Werke die es geben mag. Unfern von ihm wetteiferten ſeine Vettern, die Riari, und ſein Schatzmeiſter Agoſtino Chigi, wer von beiden ein ſchoͤ- neres Haus aufrichten wuͤrde. Ohne Zweifel behielt Chigi den Preis; das ſeine iſt die Farneſina, bewundernswuͤrdig ſchon in der Anlage, von Raphaels Hand aber unvergleich- lich ausgeſchmuͤckt. Dieſſeit verdanken wir Julius II. die Vollendung der Cancelleria mit ihrem Cortile, das die kuͤhnſten und reinſten Verhaͤltniſſe ausſpricht, dem ſchoͤn- ſten Gehoͤfte der Welt. Seine Cardinaͤle und Barone wett- eiferten mit ihm: Farneſe, deſſen Pallaſt ſich durch ſeinen großartigen Eingang den Ruf des vollkommenſten unter den roͤmiſchen Pallaͤſten erworben hat: Franz de Rio, der von dem ſeinen ruͤhmte, er werde ſtehen, bis die Schildkroͤte die Erde durchwandle: mit allen Schaͤtzen der Literatur und Kunſt war das Haus der Medici erfuͤllt; auch die Orſi- nen ſchmuͤckten ihren Pallaſt auf Campofiore innen und außen mit Statuen und Bildwerken aus 1). Den Reſten 1) Opusculum de mirabilibus novae et veteris urbis Romae

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/497>, abgerufen am 22.11.2024.