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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch IV. Staat und Hof.
ses Schatzes zu bedienen. Es sind folgende: -- wenn man
einen Krieg zur Eroberung des heiligen Landes oder ei-
nen allgemeinen Feldzug wider die Türken unternehme;
-- wenn Hungersnoth oder Pestilenz eintrete -- in offen-
barer Gefahr eine Provinz des katholischen Christenthums
zu verlieren -- bei einem feindlichen Einfall in den Kir-
chenstaat -- oder wenn eine Stadt, die dem römischen
Stuhl gehöre, wieder erworben werden könne. Beim Zorn
des allmächtigen Gottes und der heil. Apostel Peter und
Paul verpflichtete er seine Nachfolger, sich an diese Fälle
zu binden 1).

Wir lassen einen Augenblick den Werth dieser Bestim-
mungen auf sich beruhen: billig fragen wir, welche Mit-
tel Sixtus anwandte, um einen für jene Zeiten so erstau-
nenswerthen Schatz zusammenzubringen.

Eine Aufsammlung des reinen Einkommens war es
nicht: Sixtus selbst hat oft gesagt, der päpstliche Stuhl
habe dessen nicht über 200000 Sc. 2).

Auch ist es seinen Ersparnissen nicht geradehin zuzu-
schreiben. Er hat deren gemacht; er bestritt seine Tafel
mit 6 Paoli den Tag: er schaffte viel unnütze Stellen am
Hofe ab; er verminderte die Truppen: aber wir haben
nicht allein das Zeugniß der Venezianers Delfino, daß dieß
alles die Ausgaben der Kammer um nicht mehr als um

1) Ad clavum. 21 Apr. 1586 Cocq. IV, IV. 206.
2) Dispaccio Gritti 1586. 7 Giugno. Der Papst tadelt Hein-
rich III., daß er bei 14 Millionen Einkünfte nichts erspare. Con
addur l'esempio di se medesimo nel governo del pontificato, che
dice non haver di netto piu di 200000 sc. all' anno, battuti li
interessi de' pontefici passati e le spese che convien fare.

Buch IV. Staat und Hof.
ſes Schatzes zu bedienen. Es ſind folgende: — wenn man
einen Krieg zur Eroberung des heiligen Landes oder ei-
nen allgemeinen Feldzug wider die Tuͤrken unternehme;
— wenn Hungersnoth oder Peſtilenz eintrete — in offen-
barer Gefahr eine Provinz des katholiſchen Chriſtenthums
zu verlieren — bei einem feindlichen Einfall in den Kir-
chenſtaat — oder wenn eine Stadt, die dem roͤmiſchen
Stuhl gehoͤre, wieder erworben werden koͤnne. Beim Zorn
des allmaͤchtigen Gottes und der heil. Apoſtel Peter und
Paul verpflichtete er ſeine Nachfolger, ſich an dieſe Faͤlle
zu binden 1).

Wir laſſen einen Augenblick den Werth dieſer Beſtim-
mungen auf ſich beruhen: billig fragen wir, welche Mit-
tel Sixtus anwandte, um einen fuͤr jene Zeiten ſo erſtau-
nenswerthen Schatz zuſammenzubringen.

Eine Aufſammlung des reinen Einkommens war es
nicht: Sixtus ſelbſt hat oft geſagt, der paͤpſtliche Stuhl
habe deſſen nicht uͤber 200000 Sc. 2).

Auch iſt es ſeinen Erſparniſſen nicht geradehin zuzu-
ſchreiben. Er hat deren gemacht; er beſtritt ſeine Tafel
mit 6 Paoli den Tag: er ſchaffte viel unnuͤtze Stellen am
Hofe ab; er verminderte die Truppen: aber wir haben
nicht allein das Zeugniß der Venezianers Delfino, daß dieß
alles die Ausgaben der Kammer um nicht mehr als um

1) Ad clavum. 21 Apr. 1586 Cocq. IV, IV. 206.
2) Dispaccio Gritti 1586. 7 Giugno. Der Papſt tadelt Hein-
rich III., daß er bei 14 Millionen Einkuͤnfte nichts erſpare. Con
addur l’esempio di se medesimo nel governo del pontificato, che
dice non haver di netto piu di 200000 sc. all’ anno, battuti li
interessi de’ pontefici passati e le spese che convien fare.
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[462/0488] Buch IV. Staat und Hof. ſes Schatzes zu bedienen. Es ſind folgende: — wenn man einen Krieg zur Eroberung des heiligen Landes oder ei- nen allgemeinen Feldzug wider die Tuͤrken unternehme; — wenn Hungersnoth oder Peſtilenz eintrete — in offen- barer Gefahr eine Provinz des katholiſchen Chriſtenthums zu verlieren — bei einem feindlichen Einfall in den Kir- chenſtaat — oder wenn eine Stadt, die dem roͤmiſchen Stuhl gehoͤre, wieder erworben werden koͤnne. Beim Zorn des allmaͤchtigen Gottes und der heil. Apoſtel Peter und Paul verpflichtete er ſeine Nachfolger, ſich an dieſe Faͤlle zu binden 1). Wir laſſen einen Augenblick den Werth dieſer Beſtim- mungen auf ſich beruhen: billig fragen wir, welche Mit- tel Sixtus anwandte, um einen fuͤr jene Zeiten ſo erſtau- nenswerthen Schatz zuſammenzubringen. Eine Aufſammlung des reinen Einkommens war es nicht: Sixtus ſelbſt hat oft geſagt, der paͤpſtliche Stuhl habe deſſen nicht uͤber 200000 Sc. 2). Auch iſt es ſeinen Erſparniſſen nicht geradehin zuzu- ſchreiben. Er hat deren gemacht; er beſtritt ſeine Tafel mit 6 Paoli den Tag: er ſchaffte viel unnuͤtze Stellen am Hofe ab; er verminderte die Truppen: aber wir haben nicht allein das Zeugniß der Venezianers Delfino, daß dieß alles die Ausgaben der Kammer um nicht mehr als um 1) Ad clavum. 21 Apr. 1586 Cocq. IV, IV. 206. 2) Dispaccio Gritti 1586. 7 Giugno. Der Papſt tadelt Hein- rich III., daß er bei 14 Millionen Einkuͤnfte nichts erſpare. Con addur l’esempio di se medesimo nel governo del pontificato, che dice non haver di netto piu di 200000 sc. all’ anno, battuti li interessi de’ pontefici passati e le spese che convien fare.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/488>, abgerufen am 22.11.2024.