bekam eine so schlechte Vorstellung von demselben, daß er einmal Messen für ihn angeordnet hat, weil er ihn im Traume jenseitige Strafen hatte leiden sehen; das Einkom- men war bereits im Voraus bis zum nächsten October verpfändet.
Desto angelegener ließ er es sich seyn, die Cassen zu füllen. Es gelang ihm über alles Erwarten. Als Ein Jahr seines Pontificates um war, im April 1586, hatte er bereits eine Million Scudi Gold gesammelt; im Nov. 1587 eine zweite; im April 1588 eine dritte. Es macht dieß über fünftehalb Millionen Sc. in Silber. So wie er eine Million beisammen hatte, legte er sie in der En- gelsburg nieder; indem er sie, wie er sich ausdrückte, der heil. Jungfrau Maria, Mutter Gottes, und den heiligen Aposteln Peter und Paul widmete. Er überschaue, sagt er in seiner Bulle, nicht allein die Fluthen, auf denen das Schifflein Petri jetzt zuweilen schwanke, sondern auch die von fernher drohenden Stürme; unerbittlich sey der Haß der Ketzer, der gewaltige Türke, Assur, die Ruthe des Zor- nes Gottes drohe den Gläubigen; von dem Gott, auf den er sich hierbei verlasse, werde er zugleich unterwiesen, daß der Hausvater auch bei Nacht zu wachen habe. Er folge dem Beispiel der Väter des alten Testaments, von denen auch immer eine gute Summe Geldes im Tempel des Herrn aufbewahrt worden." Er setzte, wie man weiß, die Fälle fest, in denen es allein erlaubt seyn solle, sich die-
non vi era entrata, che il Papa passato havea mangiato il pon- tificato di Pio V. e suo, dolendosi acremente dello stato nel quale haveva trovato la sede apostolica.
Sixtus V. Finanzen.
bekam eine ſo ſchlechte Vorſtellung von demſelben, daß er einmal Meſſen fuͤr ihn angeordnet hat, weil er ihn im Traume jenſeitige Strafen hatte leiden ſehen; das Einkom- men war bereits im Voraus bis zum naͤchſten October verpfaͤndet.
Deſto angelegener ließ er es ſich ſeyn, die Caſſen zu fuͤllen. Es gelang ihm uͤber alles Erwarten. Als Ein Jahr ſeines Pontificates um war, im April 1586, hatte er bereits eine Million Scudi Gold geſammelt; im Nov. 1587 eine zweite; im April 1588 eine dritte. Es macht dieß uͤber fuͤnftehalb Millionen Sc. in Silber. So wie er eine Million beiſammen hatte, legte er ſie in der En- gelsburg nieder; indem er ſie, wie er ſich ausdruͤckte, der heil. Jungfrau Maria, Mutter Gottes, und den heiligen Apoſteln Peter und Paul widmete. Er uͤberſchaue, ſagt er in ſeiner Bulle, nicht allein die Fluthen, auf denen das Schifflein Petri jetzt zuweilen ſchwanke, ſondern auch die von fernher drohenden Stuͤrme; unerbittlich ſey der Haß der Ketzer, der gewaltige Tuͤrke, Aſſur, die Ruthe des Zor- nes Gottes drohe den Glaͤubigen; von dem Gott, auf den er ſich hierbei verlaſſe, werde er zugleich unterwieſen, daß der Hausvater auch bei Nacht zu wachen habe. Er folge dem Beiſpiel der Vaͤter des alten Teſtaments, von denen auch immer eine gute Summe Geldes im Tempel des Herrn aufbewahrt worden.“ Er ſetzte, wie man weiß, die Faͤlle feſt, in denen es allein erlaubt ſeyn ſolle, ſich die-
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Sixtus V. Finanzen.
bekam eine ſo ſchlechte Vorſtellung von demſelben, daß er
einmal Meſſen fuͤr ihn angeordnet hat, weil er ihn im
Traume jenſeitige Strafen hatte leiden ſehen; das Einkom-
men war bereits im Voraus bis zum naͤchſten October
verpfaͤndet.
Deſto angelegener ließ er es ſich ſeyn, die Caſſen zu
fuͤllen. Es gelang ihm uͤber alles Erwarten. Als Ein
Jahr ſeines Pontificates um war, im April 1586, hatte
er bereits eine Million Scudi Gold geſammelt; im Nov.
1587 eine zweite; im April 1588 eine dritte. Es macht
dieß uͤber fuͤnftehalb Millionen Sc. in Silber. So wie
er eine Million beiſammen hatte, legte er ſie in der En-
gelsburg nieder; indem er ſie, wie er ſich ausdruͤckte, der
heil. Jungfrau Maria, Mutter Gottes, und den heiligen
Apoſteln Peter und Paul widmete. Er uͤberſchaue, ſagt er
in ſeiner Bulle, nicht allein die Fluthen, auf denen das
Schifflein Petri jetzt zuweilen ſchwanke, ſondern auch die
von fernher drohenden Stuͤrme; unerbittlich ſey der Haß
der Ketzer, der gewaltige Tuͤrke, Aſſur, die Ruthe des Zor-
nes Gottes drohe den Glaͤubigen; von dem Gott, auf den
er ſich hierbei verlaſſe, werde er zugleich unterwieſen, daß
der Hausvater auch bei Nacht zu wachen habe. Er folge
dem Beiſpiel der Vaͤter des alten Teſtaments, von denen
auch immer eine gute Summe Geldes im Tempel des
Herrn aufbewahrt worden.“ Er ſetzte, wie man weiß, die
Faͤlle feſt, in denen es allein erlaubt ſeyn ſolle, ſich die-
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1) non vi era entrata, che il Papa passato havea mangiato il pon-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/487>, abgerufen am 22.11.2024.
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